Montag, 20. August 2018

Allianz der Vernunft: Merkel, Putin, Erdogan

Ein wildes Rennen, das da plötzlich losrast, ohne Anlauf, ohne Startschuss. Eben noch war die Türkei Teil des Reiches des Bösen, ein Land unter der Knute eines unerbittlichen Despoten, der immer mehr Macht auf sich zieht und zielgerichtet daran arbeitet, die Demokratie abzuschaffen. 


Und auf einmal ist die Bundesregierung da, deren Mitglieder eigentlich nie müde geworden sind, die Entwicklungen in der Türkei in düstersten Farben zu malen. Und sie fordert die Deutschen auf, doch bitte gern schöne wäre es dort unten, im Land der abgeschafften Freiheit Urlaub zu machen. Andrea Nahles, Weltpolitikerin der SPD, assistiert: Kommt es zum Äußersten in Ankara, einem Zusammenbruch der Wirtschaft, Bankenkrise, Staatsbankrott, dann müsse Europa helfen. Es sei im deutschen Interesse, dass das Land stabil bleibe.

Putin züchtete die AfD


Das ist es, worauf es jetzt ankommt, auch beim Treffen der Kanzlerin mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, der seit dem Ende Jahre der Entspannung in Europa als Gottseibeiuns der Feinde der westlichen Lebensart gilt. Putin war es nach Lesart abendländischer Medien, der die die Ukraine angegriffen, die US-Wahlen manipuliert, den Syrienkrieg verantwortet und die AfD herangezüchtet hat. Auf Wunsch der USA verhängte die EU Wirtschaftssanktionen gegen Russland, ohne je zu zu beschreiben, was geschehen müsste, damit sie wieder aufgehoben werden.

Russisches Gas und russisches Öl fließen weiterhin, auch die russischen Flieger, die die Bundeswehr braucht, um in ihre Einsatzräume zu gelangen, stehen weiter zur Verfügung. Es geht um den Eindruck beim Publikum, nicht um den beim Gegenspieler, der genau weiß, dass es ihm genauso geht.

Interessen, die zusammenschweißen. Weil ja nun doch, so analysiert die "Frankfurter Rundschau", nicht Erdogan und Putin die wahren Gegner eines von innerem Zerfall geplagten Europa sind, sondern der neue, viel schlimmere Demiurg: Donald Trump, Hassfigur im Weißen Haus, scheint Deutschlands Politikkaste inklusive ihrer Mediensprachrohre mittlerweile so bedrohlich, dass überall der Ruf erschallt, man möge gemeinsam mit dem von Trump mit Sanktionen überzogenen Erdogan und dem eben noch als größtem Feind der Freiheit gehandelten Kreml-Herrscher eine "Allianz gegen Trump zu knüpfen". Ein "Bündnis der Vernunft" müsse das werden, fordert ein früherer Martin-Schulz-Claquer in der "Frankfurter Rundschau". Das sei nötig, um gemeinsam gegen die Aktionen des "völlig außer Rand und Band geratenen US-Präsidenten" vorzugehen.

Schulterschluss mit dem Bösen


Phänomenal. Wenn es gegen Mann geht, den deutsche Medien in der Nachfolge Hitlers, Osama bin Ladens und Putin als Menschheitsverderber Nummer 1 ausgemacht haben, ist nun offenbar der Schulterschluss selbst mit monarchischen Machtmissbrauchern erlaubt, an deren verbrecherischen Absichten in den Großraumbüros der Meinungselite bisher kein Zweifel bestand.

Nun müssen technische Abmaß her, um rein taktische Gemeinsamkeit zu beschwören, wenn es schon keine gemeinsame Moral außer der gibt, dass der Feind meines Feindes immer mein Freund ist: Merkel und Putin seien "die am längsten amtierenden politischen Führer Europas", fabuliert die FR, "und sie sind trotz aller Irritationen, die manche außenpolitischen Schritte Putins immer wieder auslösen, so etwas wie Stabilitätsanker in einer Welt, in der so viele vertraute Strukturen nicht mehr tragen".

Warum also nicht zusammengehen gegen Amerika? Warum also nicht wenigstens für einen Moment so tun, als seien Deutschland, als sei die EU, als sei die westliche Vorstellung von Europa denkbar ohne Washington? Es braucht dazu ja nicht mehr als einmal kurz zu vergessen, was die Schlagzeilen über Russland über die vergangenen vier, fünf Jahre in einer Einfarbigkeit prägte, gegen die Überschriften der DDR-Presse über SED-Parteitage wie ein bunter Meinungswirbel gewirkt hätten.

Weil Trump Erdogan im Streit um einen Pfarrer unter Terrorverdacht anders entgegentritt als die Bundesregierung im Streit um den Medienästhetiker Deniz Yücel tat, ist Erdogan plötzlich wieder einer von uns. Und weil Trump noch immer nicht aus dem Amt geschieden ist, obwohl Spiegel, SZ, FR und Co. seit 18 Monaten nicht müde werden, den Tag der Demission zu beschwören, soll nun Putin, der "gefährliche Nachbar", "Halbstarke", "kalte Krieger" und "Brandstifter" (alle Zitate: Spiegel) helfen, das nach Überzeugung deutscher Kommentäter von ihm ins Weiße Haus lancierte Geschöpf aus dem Weg zu räumen.


2 Kommentare:

  1. Sobald es darum geht, das vom deutschen Steuerzahler mühsam erarbeitete Geld für irgendwelche Despoten und deren marode Staaten und dümmlichen Bewohner aus den Fenster zu werfen, drängeln unsere luxusversorgten Helfersyndrom-Psychos in der Regierung sich sofort an die vorderste Spendierhosenträgerfront, denn globales Helfen ohne Rücksicht auf die zunehmenden Nöte eigener Bedürftige ist das neue Weltretter-Credo der Michel-Bessermenschen.

    Alles für primitive bis mörderische Barbaren aus Takatukaland, aber nix für die eigenen armen Familien, Kinder und Senioren.

    Abscheuliches und lebensgefährliches Verbrechergesindel ist bei uns an der Macht, und der Piefke applaudiert schon wieder seiner Führung wie seinerzeit dem Adolf.

    AntwortenLöschen
  2. und der Piefke applaudiert schon wieder seiner Führung wie seinerzeit dem Adolf.

    Ja,ja. Schon gut. Und die abgehackten Kinderhände erst ...

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.