Harte, klare Wortwahl ja, aber doch bitte in vernünftigen Grenzen und ohne geschmacklose Abweichungen! Im Streit um die korrekte Wortwahl bei Auseinandersetzungen in der politischen Arena hat sich Bundesverfassungsgerichtspräsident Andreas Vosskuhle vor die Arbeit der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin gestellt und Versuchen eine Abfuhr erteilt, mit übertriebener und zugespitzter Wortwahl Punkte im Meinungskampf zu machen.
Im Zusammenhang mit der Asylpolitik der Bundesregierung hatten zuletzt auch Politiker der Regierungsparteien ausgetestet, wie weit sich die Grenze des in Deutschland Sagbaren nach rechts verschieben lässt. So hatten CSU-Spitzenmänner den 1992 vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erdachten Begriff "Asyltourismus" zueigen gemacht. Zudem sprachen Christsozialisten davon, dass es nicht akzeptabel sei, dass durch eine - so wörtlich - "aggressive Anti-Abschiebe-Industrie" bewusst die Bemühungen des Rechtsstaates sabotiert würden, abgelehnte Asylbewerber in ihre Heimatländer zurückzubringen. SPD-Chefin Andrea Nahles nahm den Ball auf und kündigte an: Wir können nicht alle bei uns aufnehmen“.
Weil Deutschland nachgewiesenermaßen in der Lage wäre, rund 6,5 Milliarden Menschen unterzubringen, zu ernähren und zu integrieren, stoßen dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts diese verbalen Ausfälle sauer auf. Die in der Flüchtlingspolitik verwendete Rhetorik sei inakzeptabel, sagte der höchste deutsche Richter der "Süddeutschen Zeitung" und nannte explizit das von Horst Seehofer verwendete Zitat von der "Herrschaft des Unrechts", das sich der Heimatminister von Necmettin Erbakan, dem Erfinder des türkischen Islamismus, ausgeborgt hatte. Der Millî-Görüş-Gründer und Ziehvater von Recep Erdogan hatte den Ausdruck 2010 in einem antisemitischen Interview für die Zeitung "Die Welt" verwendet, Seehofer benutzte es, um, so Voßkuhle, "Assoziationen zum NS-Unrechtsstaat wecken, die völlig abwegig sind."
Im Zusammenhang mit der Asylpolitik der Bundesregierung hatten zuletzt auch Politiker der Regierungsparteien ausgetestet, wie weit sich die Grenze des in Deutschland Sagbaren nach rechts verschieben lässt. So hatten CSU-Spitzenmänner den 1992 vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erdachten Begriff "Asyltourismus" zueigen gemacht. Zudem sprachen Christsozialisten davon, dass es nicht akzeptabel sei, dass durch eine - so wörtlich - "aggressive Anti-Abschiebe-Industrie" bewusst die Bemühungen des Rechtsstaates sabotiert würden, abgelehnte Asylbewerber in ihre Heimatländer zurückzubringen. SPD-Chefin Andrea Nahles nahm den Ball auf und kündigte an: Wir können nicht alle bei uns aufnehmen“.
Sauer aufgestoßen
Weil Deutschland nachgewiesenermaßen in der Lage wäre, rund 6,5 Milliarden Menschen unterzubringen, zu ernähren und zu integrieren, stoßen dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts diese verbalen Ausfälle sauer auf. Die in der Flüchtlingspolitik verwendete Rhetorik sei inakzeptabel, sagte der höchste deutsche Richter der "Süddeutschen Zeitung" und nannte explizit das von Horst Seehofer verwendete Zitat von der "Herrschaft des Unrechts", das sich der Heimatminister von Necmettin Erbakan, dem Erfinder des türkischen Islamismus, ausgeborgt hatte. Der Millî-Görüş-Gründer und Ziehvater von Recep Erdogan hatte den Ausdruck 2010 in einem antisemitischen Interview für die Zeitung "Die Welt" verwendet, Seehofer benutzte es, um, so Voßkuhle, "Assoziationen zum NS-Unrechtsstaat wecken, die völlig abwegig sind."
Nicht umsonst gebe es Garantien und Regularien des Rechtsstaates, die auch in scharfen politischen Auseinandersetzungen gelten müssten. Für die Versorgung mit politischen Kampfbegriffen sei hierzulande traditionell die Bundesworthülsenfabrik zuständig, die diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe bislang auch "brillant" gelöst habe.
Voßkuhle erinnert an Geniestreiche wie "Rettungspaket", "Konjunkturspritze", "Abwrackprämie", "Schuldenbremse" und "Rettungsschirm", mit denen die vierhundert Vollzeitbeschäftigten in den Jahren seit der Übernahme des volkseigenen Betriebes VEB Geschwätz durch den Bund mehr glaubwürdige Als-Ob-Worte geliefert hatten als der seinerzeit noch direkt von SED-Politbüromitglied Kurt Hager geleitete Vorgängerbetrieb.
Zuspitzung ja, aber rund
Wer an der Zuspitzung der politischen Auseinandersetzung teilnehmen wolle, was durchaus im Rahmen der Gesetze zulässig sei, könne jederzeit die rechtsstaatliche Garantie in Anspruch nehmen, dass ihm die Bundesworthülsenfabrik (BWHF) die benötigten Vokabeln liefere, die eigenen Positionen auch scharf und zitierfähig in die Öffentlichkeit zu transportieren. Dazu bedürfe niemand der Dienste von privaten Magazinen oder verurteilten Betrügern und Dokumentenfälscher.
Ausdrücklich wies Voßkuhle CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in die Schranken, der mit dem Begriff "Anti-Abschiebeindustrie" auf eigene Faust versucht hatte, als Sprachschöpfer tätig zu werden. Zwar hatte die alarmierte Staatsanwaltschaft nach mehrmonatigen Ermittlungen keinen Anfangsverdacht für eine Meinungsstraftat gesehen, doch Voßkuhle sieht in dem frei erfundenen Wort keine harte Bandage, wie sie etwa von Helmut Schmidt ("Wenn das so weitergeht, gibt´s Mord und Totschlag", Frankfurter Rundschau v. 28.11.94) übergezogen wurde, sondern einen versuch, die "Grundannahmen unserer pluralen Demokratie" zu untergraben.
Rationale Entscheidungsfindung
Wer das vielfältige und breite und stets amtlich abgenommene Angebot der Worthülsenfabrik nutze, laufe nicht Gefahr, in seiner Wortwahl rechtliche Regeln mit Erwartungen zu überziehen würden, die eigentlich politische Antworten erforderten. Die Diskussion über Migration und Flüchtlinge wirkte auf ihn "teilweise ziemlich schrill" und "der Komplexität der Situation nicht angemessen", weil jedermann glaube, er könne die aufgrund fundierter Analysen von Fachleuten und ausgewiesenen Hülsendrehern geschaffene Spezialbegriffe, wie von der BWHF sie in der Debatte um soziale Gerechtigkeit mit „Verteilungsgerechtigkeit“ und „Chancengerechtigkeit“ zur Verfügung gestellt worden seien, durch voluntaristische Eigenerfindungen ersetzen.
Diese aber ersetzten nunmal nicht die nach nüchterner Bedarfsanalyse durch "eine rationale Entscheidungsfindung" geschaffenen und in ausgiebigen Test geprüften zulässigen Vokabeln.
Ach, ich dachte schon, es geht um uns. Geht es aber nicht. Voßkuhle will den inner circle disziplinieren. Das soll er.
AntwortenLöschenVoßkuhle sollte eine ordre de mufti ausgeben, alle auf das Trump-Niveau festzunageln. Also alle die, die noch nicht so drauf sind.
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https://www.businessinsider.de/experte-erklaert-die-besonderheit-von-trumps-sprache-2017-8
Trump ist leicht verständlich
Zum einen verwendet Trump einen kleinen Wortschatz. „Sein Vokabular wurde auf den Stand eines Fünft- bis Siebtklässlers geschätzt“, sagt Feaver. „Trump zielt nicht auf ein gebildetes Publikum, sondern auf die breite Masse.“ Auch seine Sätze hält er kurz.
Ein weitere Unterschied: Trump spricht deutlich freier als andere Politiker. „Sogar in Situationen, in denen er sich an das Skript halten sollte, weicht er davon ab“, sagt Feaver.
Zwar sprechen auch andere Politiker mit einfachen Worten und aus dem Stegreif, denn sie wollen nicht wie „Professoren“ klingen, sagt Feaver. „Doch Trump macht dies in noch größerem Ausmaß. Kein Präsident hat sein Vokabular auf ein so niedriges Level gebracht wie Präsident Trump.“
@ Die Anmerkung
AntwortenLöschenVolltreffer, denn Königin Merkels und ihrer Börlüner Experten- und Hofnarrenbagage "Weiter-so-wir-schaffen-das"-Durchalteparole in schwarmintelligenter Buntland-Sprachvielfalt schwebt mental ja auch meilenweit über dem angeblich so primitiven Trump-Duktus.
Zum bessermenschlichen Dichter- und Denkervolk muss man eben so gebüldet predigen, dass es die von der Obrigkeit gewünschten Denkvorlagen auch präzise kapiert und denen freudig nacheifert.
Da können die Formulierungen gar nicht komplex genug sein, sonst halten diese Besserwisser-Weltmeister ihre Führungsriege für inkompetent, und das würde die allein selig machende weil gottgefällige Herrscher-und-Knecht-Hierarchie total auf den Schwachkopf stellen.
Es ist höchste Zeit, dieses nichtssagende politisch scheinkorrekte Hereinspaziert-Fanatikergeschwätz wieder in etwas zu verwandeln, das den Begriff Sprache auch verdient.
Aktuell torkeln wir nämlich nur durch eine neobabylonische Phrasendrescherverwirrung, in der kaum noch jemand einen anderen versteht. Zu sehr wird um den heißen Brei herum gequatscht, um ja keine deutsche Erbschuldabwehr aufkeimen zu lassen. Alle sollen brav wie Schafe zur Schlachtbank geführt werden können, die sie in ihrem infantilen Aberglaubens-Größenwahn für einen Himmelfahrts-Altar halten.
Trump mag sich schlicht ausdrücken, aber er trifft damit wenigstens den richtigen Ton, und der macht bekanntlich die gern gehörte Volksmusik. Nicht jeder empfindet exotische Missklänge als kulturelle Bereicherung.