Rechtes Gedankengut ist in Deutschland wieder mitten im öffentlichen Diskurs angekommen, rechte Parteien wie CDU, CSU, FDP bis hin zu Teilen von Linker, SPD und Grünen docken an fremdenfeindliche Positionen an, träumen von lagerhaft für Neuankömmlinge, von Ausländer-raus und Deutschland, das mononational bewohnt wird.
Erschreckend: Dieses Denken in nationalistischen und extremistischen Kategorien, die Sehnsucht nach sicheren Grenzen, Kontrolle über Ein- und Ausreisen und Hass auf alles, was in Tagesschau-Kommentaren anders denkt, wird immer populärer, auch außerhalb extremistischer Kreise. Doch was macht den Hass auf alle, die anders sind, so attraktiv? Woher kommt der Glaube, dass eine kleine, homogene Gemeinschaft sich leichter steuern lasse als ein großes, starkes Europa aus 28 Nationen mit 400 Millionen Bürgern und fünf politischen Entscheidungsebenen mit acht teilweise demokratisch gewählten Entscheidungsgremien?
Der Deutschlandfunk wagt es nun, den rätselhaften Verlockungen rechten Denkens nachzugehen. In der Feature-Reihe "Herd. Heimat. Hass." enthüllt der staatliche Sender die Ursachendes Trends hin zu hanebüchenen Positionen jenseits jeglicher Vernunft. Mutige Reporter berichten aus den abstoßenden Abgründen einer Welt im nationalen Taumel, sie besuchen unerschrocken Ewiggestrige, die Europa ablehnen und Donald Trump bewundern, die im Internet Pro-Putin-Argumente verwenden und dem Aberglauben anhängen, der vermeintlich Klügere sei schlauer als der Dumme, der Weiße heller als der Schwarze, der selbsternannte Pro-Biot und Öko-Kämpfer besser als der eingewanderte nutzer von Wegwerfkaffeebechern.
Die Stundensendungen spüren der Lust am Hass nach und dem Antrieb derjenigen, die ihn verbreiten, sie enthüllen die gedankenverbrechen der Verantwortlichen und zeigen, wie nur konsequenter Kampf gegen diese Schädlinge am Volkskörper Deutschland retten kann. Alle Folgen können auch ohne Vorbildung angeschaut werden.
Folge 1: Das Kölner Theaterkollektiv Hofmann hat sich in einem nationalen Alleingang auf die Suche nach den ganz alltäglichen Abgründen gemacht und Menschen animiert, dem Hass auf ihre direkten Nachbarn freien Lauf zu lassen. Dabei kam es zu teils bizarren Situationen, als Anwohner die Polizei riefen, die nicht nur die von den Theatermachern aufgestachelten Laiendarsteller, sondern auch Regisseur und Mikrohalter wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Hassverbot mitnahm.
Folge 2: Es geht um Renegaten, Abschwörer, Meinungswechsler. Wie andere den einen Aberglauben kurzerhand gegen einen anderen eintauschen, wechseln Renegaten das politische Lager: Sie verwandeln sich von linken Intellektuellen zu rechten Agitatoren und vertreten auf einmal die Meinung derjenigen, die sie vorher bekämpft haben. Der frühere Grünenchef Joschka Fischer etwa war erst antikapitalistischer Straßenkmäpfer, dann wirkungsmächtiger Verteidiger ded Status Quo. Markus Metz und Georg Seeßlen werfen einen warnenden Blick auf Konvertiten-Biografien.
Folge 3: Die Vorstellung vom rechten Pöbel am Stammtisch im eichengetäfelten Vereinsheim hat lange ausgedient: Die Neue Rechte ist gut frisiert, kleidet sich bei H&M und Zara ein, sie singt, spielt Hausmusik und sieht sich selbst als moderne Graswurzelbewegung mit fester gesellschaftlicher Basis. Sammy Khamis hat den Aktivisten Philip Stein begleitet und beobachtet, wiedie rechte Gesellschaft die Weigerung des Staates ausnutzt, sie rigoros zu verbieten und alle Aktivisten einzusperren, bis sie abgeschworen haben.
Folge 4: Der Rechtsruck geht auch durch die sogenannte Literatur: Autoren, die einst harmlose Krimis schrieben, machen nun mit verbotenen islamfeindlichen Äußerungen von sich reden. Aber wer hat diese Leute umgedreht? Welche geheime Macht zwingt sie, sich gegen den gesellschaftlichen Konsens zu stellen und als publizistische Szene des rechten Spektrums zu versuchen, mit entsprechenden Machwerken auf das Zusammenleben der Menschen einzuwirken. Tom Schimmeck reißt rechten Dichtern und Denkern die Masken vom Gesicht.
Zur Sendung: "HERD. HEIMAT. HASS. Über die Verlockungen rechten Denkens"
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