Frauke Hahnwech ist Gebärdendolmetscherin, übersetzt unter anderem auch Angela Merkel. |
Der Rat für deutsche Rechtschreibung befasst sich heute mit dem Thema "geschlechtergerechte Schreibung". Er könnte endlich beschließen, das Gendersternchen offiziell ins deutsche Regelwerk aufzunehmen. Damit würde zum ersten Mal überhaupt ein Stück Schriftsprache entstehen, das kein Gegenstück im gesprochenen Wort hat.
Das ist revolutionär, sagt die Bitterfelder Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech, die seit Jahren Klienten betreut, die gezwungen sind, sich mit Körpersprache mitzuteilen. Wer eine Gleichstellung aller will, muss auch allen die Werkzeuge geben, sich irgendwo zu artikulieren – und sei es durch einen schweigenden Stern.
Es ist erstaunlich: Da gibt es seit einem Vierteljahrhundert Regelungen und Verordnungen von Bund und Ländern zur geschlechtergerechten Verwendung der deutschen Sprache, erlassen von Parlamenten und Regierungen - und immer wieder aufs Neue erhebt sich ein vermeintlicher Volksprotest gegen diese angeblich "von oben" verordnete "Verunstaltung" des Deutschen, obwohl doch die beschließenden Gremien nicht „oben“ sitzen, sondern in Berlin.
Auch seit Anfang des Jahres ist dies wieder zu beobachten. Auslöser dafür ist der Ratgeber "Schlecht sprechen, gut gendern" des Dudenverlags, in dem nicht direkt erklärt wird, was dieses ominöse „Gendern“ eigentlich ist, in dem aber Tipps und Tricks und sprachliche Kniffe zur Betonung der Ungleichheit beider Geschlechter durch bewusstes sprachliches Trennen von gesprochenem und geschriebenem Wort enthalten sind. Rechte Hetzer*innen begannen, Beleidigungen und Häme in meist männlicher Form gegen die beiden Autorinnen Gabriele Diewald und Anja Steinhauer vorzubringen, obwohl beide als germanische Linguistinnen nur höchst moderate, genderwissenschaftlich wohlbegründete Empfehlungen etwa zur Anwendung des Trennungsstern geben.
Der ist eigentlich kein Buchstabe oder Satzzeichen der deutschen Schriftsprache, eignet sich durch diese bedeutungslose Leere aber hervorragend dafür, mit gleichstellungstechnischer Bedeutung aufgeladen zu werden. Wie das @-Zeichen kann der * zum Symbol einer neuen Ära von zwei deutschen Sprachen in einer werden: Gesprochen wird er nicht, geschrieben aber schon, um zu zeigen, dass der/die/das Autor*in verstanden hat, worum es geht.
Wenn nun heute der Rat für deutsche Rechtschreibung, der den Ländern ja die Regelungen für die amtliche Schreibweise von Wörtern vorgibt, sich mit dem Thema "geschlechtergerechte Schreibung" befasst und dabei beschließt, das kleine Gendersternchen offiziell ins Regelwerk aufzunehmen, dann ist das keine Vorschrift von oben, sondern eine Empfehlung, die nur umsetzt, was ohnehin überall dort gemacht wird, wo der gesellschaftliche Fortschritt nach vorn drängt. Natürlich bezogen sich Personenbezeichnungen im Maskulinum viele Jahrhunderte lang nicht nur auf Männer, sondern auf beide Geschlechter. Deshalb heißt das Ganze das "generische" Maskulinum.
Doch das für eine Gleichbehandlung so wichtige generische Femininum fehlt eben und dieses Fehlen tut vielen Frauen weh. Immer nur als sprachliches Anhängsel behandelt zu werden, keinen Platz zu haben in unserer Sprache, das ist Dreh- und Angelpunkt einer jeden Kritik an dem Sprechen und Schreiben, wie es uns unsere über solche Fragen kaum nachdenkenden Vorfahren weitergegeben haben.
Längst hat die Linguistik den Nachweis erbracht, dass das Genus direkte Auswirkungen auf die Vorstellung vom Sexus hat, und zwar konkret auf die Wahrnehmung dessen, was Sprache ohne Sternchen sagt. Wer Bezeichnungen wie Terrorist, Spion, Verbrecher, Mörder, Hetzer, Hasser, Zweifler, Kriegstreiber oder Rechtspopulist immer in der männlichen Form verwendet, erschafft eine Welt, in der es keine weiblichen Terroristinnen, Spioninnen, Populistinnen oder Verbrecherinnen gibt. Das entwickelt wiederum Vorstellungsstereotypen, an die die Sprechenden und Schreibenden irgendwann glauben: Die Frau wird überhöht als engelsgleiches Wesen ohne Fehl und Tadel, der Mann dagegen zum Träger des Bösen, Schlechten, Ungewollten.
Eine Gleichberechtigung findet nicht statt, die Geschlechter, die abgesehen von der inneren Vorstellung ihrer Träger völlig gleich sind, driften auseinander und entwickeln das Ying-Yang-Syndrom, das von der Sprecherziehung als auslösende Verbildung für Diskriminierung und Entfremdung und die traditionelle Ehe bezeichnet wird. Das Gendersternchen gehört ins Waffenverzeichnis des Kampfes für eine bessere Welt, denn es kann unsere Sprache, wenn auch nur die geschriebene, an dieser Stelle entscheidend verbessern, sie voranbringen und Gleichheit ermöglichen, wo im gesprochenen Wort keine ist. Der/die Ra(ä)t*in der deutschen Sprache sollte den Mut haben, diesen kleinen, aber entscheidenden Schritt hin zu mehr Sprechgerechtigkeit gehen. Die gelebte Wirklichkeit wird zweifellos folgen.
Defa-Klassiker: Der schweigende Stern
Das ist revolutionär, sagt die Bitterfelder Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech, die seit Jahren Klienten betreut, die gezwungen sind, sich mit Körpersprache mitzuteilen. Wer eine Gleichstellung aller will, muss auch allen die Werkzeuge geben, sich irgendwo zu artikulieren – und sei es durch einen schweigenden Stern.
Es ist erstaunlich: Da gibt es seit einem Vierteljahrhundert Regelungen und Verordnungen von Bund und Ländern zur geschlechtergerechten Verwendung der deutschen Sprache, erlassen von Parlamenten und Regierungen - und immer wieder aufs Neue erhebt sich ein vermeintlicher Volksprotest gegen diese angeblich "von oben" verordnete "Verunstaltung" des Deutschen, obwohl doch die beschließenden Gremien nicht „oben“ sitzen, sondern in Berlin.
Schlecht sprechen, gut gendern,
Auch seit Anfang des Jahres ist dies wieder zu beobachten. Auslöser dafür ist der Ratgeber "Schlecht sprechen, gut gendern" des Dudenverlags, in dem nicht direkt erklärt wird, was dieses ominöse „Gendern“ eigentlich ist, in dem aber Tipps und Tricks und sprachliche Kniffe zur Betonung der Ungleichheit beider Geschlechter durch bewusstes sprachliches Trennen von gesprochenem und geschriebenem Wort enthalten sind. Rechte Hetzer*innen begannen, Beleidigungen und Häme in meist männlicher Form gegen die beiden Autorinnen Gabriele Diewald und Anja Steinhauer vorzubringen, obwohl beide als germanische Linguistinnen nur höchst moderate, genderwissenschaftlich wohlbegründete Empfehlungen etwa zur Anwendung des Trennungsstern geben.
Der ist eigentlich kein Buchstabe oder Satzzeichen der deutschen Schriftsprache, eignet sich durch diese bedeutungslose Leere aber hervorragend dafür, mit gleichstellungstechnischer Bedeutung aufgeladen zu werden. Wie das @-Zeichen kann der * zum Symbol einer neuen Ära von zwei deutschen Sprachen in einer werden: Gesprochen wird er nicht, geschrieben aber schon, um zu zeigen, dass der/die/das Autor*in verstanden hat, worum es geht.
Gendersternchen ins Waffenverzeichnis
Wenn nun heute der Rat für deutsche Rechtschreibung, der den Ländern ja die Regelungen für die amtliche Schreibweise von Wörtern vorgibt, sich mit dem Thema "geschlechtergerechte Schreibung" befasst und dabei beschließt, das kleine Gendersternchen offiziell ins Regelwerk aufzunehmen, dann ist das keine Vorschrift von oben, sondern eine Empfehlung, die nur umsetzt, was ohnehin überall dort gemacht wird, wo der gesellschaftliche Fortschritt nach vorn drängt. Natürlich bezogen sich Personenbezeichnungen im Maskulinum viele Jahrhunderte lang nicht nur auf Männer, sondern auf beide Geschlechter. Deshalb heißt das Ganze das "generische" Maskulinum.
Doch das für eine Gleichbehandlung so wichtige generische Femininum fehlt eben und dieses Fehlen tut vielen Frauen weh. Immer nur als sprachliches Anhängsel behandelt zu werden, keinen Platz zu haben in unserer Sprache, das ist Dreh- und Angelpunkt einer jeden Kritik an dem Sprechen und Schreiben, wie es uns unsere über solche Fragen kaum nachdenkenden Vorfahren weitergegeben haben.
Längst hat die Linguistik den Nachweis erbracht, dass das Genus direkte Auswirkungen auf die Vorstellung vom Sexus hat, und zwar konkret auf die Wahrnehmung dessen, was Sprache ohne Sternchen sagt. Wer Bezeichnungen wie Terrorist, Spion, Verbrecher, Mörder, Hetzer, Hasser, Zweifler, Kriegstreiber oder Rechtspopulist immer in der männlichen Form verwendet, erschafft eine Welt, in der es keine weiblichen Terroristinnen, Spioninnen, Populistinnen oder Verbrecherinnen gibt. Das entwickelt wiederum Vorstellungsstereotypen, an die die Sprechenden und Schreibenden irgendwann glauben: Die Frau wird überhöht als engelsgleiches Wesen ohne Fehl und Tadel, der Mann dagegen zum Träger des Bösen, Schlechten, Ungewollten.
Gefangen im Ying-Yang-Syndrom
Eine Gleichberechtigung findet nicht statt, die Geschlechter, die abgesehen von der inneren Vorstellung ihrer Träger völlig gleich sind, driften auseinander und entwickeln das Ying-Yang-Syndrom, das von der Sprecherziehung als auslösende Verbildung für Diskriminierung und Entfremdung und die traditionelle Ehe bezeichnet wird. Das Gendersternchen gehört ins Waffenverzeichnis des Kampfes für eine bessere Welt, denn es kann unsere Sprache, wenn auch nur die geschriebene, an dieser Stelle entscheidend verbessern, sie voranbringen und Gleichheit ermöglichen, wo im gesprochenen Wort keine ist. Der/die Ra(ä)t*in der deutschen Sprache sollte den Mut haben, diesen kleinen, aber entscheidenden Schritt hin zu mehr Sprechgerechtigkeit gehen. Die gelebte Wirklichkeit wird zweifellos folgen.
Defa-Klassiker: Der schweigende Stern
MAL IN SACHEN ANMERKUNG
AntwortenLöschenWerte Anmerkung, die Erwähnung der Anmerkung in einem der Kommentare unter einem anderen Artikel geschah nicht, um Die Anmerkung zu schmähen. Im Gegenteil.
Zum Artikel: Man fragt sich ernsthaft, wie die bisherigen Literaten ihre ganzen Werke ohne Sternchen schreiben konnte. Aber wenn es massenhaft Frauen hilft Bücher zu schreiben, die bei Amazon über den Verkaufsrang 500 kommen, dann sollte keine Mühe gescheut werden.
Eure paranoide, theutsche Vorschriften-Wut, neben dem ebenso brechreizogenen Dschänder-Wahn wird allmählich unerträglich. –
AntwortenLöschenDenn bekanntlich sind schon seit Urzeiten die grössten Infamien, Perfidien und Impertinenzen als noch meeeehr, noch grööössere „Ge-Räch-tigkeit“, und/oder als „Schutz“ vor/gegen irgendwelche halluzinierten Popanze dem Blöd-Hammelherden-Pöfel übergestülpt worden („Summum jus, summa injuria“). –
Indes, darin zirkuliert, mäandriert, oszilliert ihr Gehirnvollwaschpawlowkötermeute mit exponentiell steigender, masochistischer Wollust. –
Zum Mega-Gulag sollte euer Duckmäuser-Radfahrer-Denunzianten-Country final mutieren, wünscht man sich immer öfter, denn darin würden die Herzen von 99,9% von euch Gehirnvollwaschpawlowköter so richtig aufgehen, eure Gemüter so herrlich aufblühen.