Sonntag, 10. Juni 2018

G7-Treffen: Merkel an den Rand geschoben

An den Rand geschoben: Merkel war früher bei G7 der Mittelpunkt, heute (rechts unten) steht sie eher außen.
Vierzehn Tage musste sacken, was hier beim kleinen Mitmach-Board PPQ Ende Mai an politischer Analyse der verfahrenen Weltlage geliefert wurde. Der Abfall der Briten, der Verrat der Amerikaner, die Kriegslust von Putin-Russen und Erdogan-hörigen Mannschaftsmitgliedern. Die EU, ein Trümmerhaufen enttäuschter Hoffnungen, dominiert vom dumpfen Geist der Vergangenheit. Tschechen, Slowaken, Polen und Ungarn, Dänen, Rechtspopulisten, Grenzschließer, skrupellose Kapitalisten.

"Alleine mit den Straßenjungs", sieht das frühere Leitblatt der deutschen Konservativen Deutschland, dessen „Soft Power“ aus Nachgiebig- und Großzügigkeit nicht mehr ausreiche, Haudrauf-Politikern wie Wladimir Putin und Donald Trump Paroli zu bieten. Angela Merkel stehe zwischen diesen Riesen "ziemlich verloren da", bedauert PPQ-Leser Markus Ziener, dass die schiere Übermacht der "Powerplay-Politiker dieser Welt" das erfolgreiche deutsche Modell des Mitgehen-und-Wirkung nehmen auf den Prüfstand stelle.

Vorbei die Zeiten, als Angela Merkel ihre besten Stunden in Zeiten der Krise hatte. Seit immer Krise ist, kann die Bundeskanzlerin jene Eigenschaften nicht mehr ausspielen, die ihre Zugkraft ausmachen: Ruhig bleiben, Aktivität simulieren, zur Geduld mahnen und als Stimme der Vernunft Allgemeinplätze mit großer Überzeugungskraft in den Raum stellen.

Die von Realitäten häufig unbeeindruckt wirkende nüchterne "Sachwalterin von Interessen" (FAZ, von denen der ihnen Ausgesetzte oft nicht einmal ahnt, wessen es sein könnten, verwandelt sich im Zwist mit den USA, Italien, Russland, der Türkei und zahlreichen anderen Staaten in eine "mittelmäßige Rednerin" (FA), die "wenig charismatisch ist". Die Soft-Power versagt, Merkel wird zur Verkörperung all dessen, was Deutschland seit dem Beginn der Euro-Krise zu sein scheint: Ein Teflon-Land, an dem die Not anderer abperlt, weshalb es sich bemüht, sich ein paar mehr Lasten aufzuerlegen als andere zu tragen haben.

Doch der Applaus bleibt aus. Bezog Deutschland seine Anziehungskraft früher aus der Attraktivität seines Systems, wendet sich dessen "Versagen" (Deutsche Welle) nun gegen seine führenden Protagonisten.

Bilder sprechen Bände: Durfte Angela Merkel bei früheren G7-Treffen stets in der Mitte stehen, umgeben von den handfesten Vertretern der Hard Power, aber von diesen geachtet für ihre steten Versuche, auszubalancieren, andere mitzunehmen, auf Regeln zu verweisen und vor übereilten Handlungen zu warnen, zeigen aktuelle Aufnahmen vom G7-Gipfel in Kanada die ehemals mächtigste Frau der Welt an den Rand geschoben, nur eben noch dem Schicksal der britischen Premierministerin Theresa May entgangen, mit hängenden Schultern gute Miene zum bösen Ränkespiel der Alphatiere zu machen.

Alle winken, Merkel nicht. Deutschlands Kanzlerin, über
viele Jahre gewohnt, bei den inhaltsleeren Gipfelveranstaltungen viele Gleichgesinnte zu treffen, muss plötzlich die Hardlinerin geben, um nicht zu nahe an den verhassten Donald Trump zu rücken, der Russland zurück in die G7 holen will, um noch einen Mann seinesgleichen gegen Merkels Versuche einer Fortsetzung einer Politik zu setzen, die Ziele durch Versprechen ersetzt, die dann, wenn sie nicht eingehalten, kurzerhand durch neue und noch ehrgeizigere ersetzt werden.

2 Kommentare:

  1. Realitätsverlust ist eigentlich ein zu schwaches Wort für den Geisteszustand dieses Markus Ziener.

    Merkel institutionalisiert Feindschaft gegen Russland, Steinmeier bezeichnet den designierten US-Präsident als Hassprediger. Das kann unsere Journaille nicht nachvollziehen, warum Putin und Trump vor Merkel und Steinmeier nicht auf die Knie fallen.

    Überhaupt, die sagenumwobene Soft-Power, woraus besteht die eigentlich? Merkel hat eine Saalrunde nach der anderen geschmissen, das war es dann auch. Wer glaubt ernsthaft, der Beifall der Beschenkten wäre das Zeichen für Freundschaft und Dankbarkeit?

    Die Forderungen der Bundesbank gegenüber der EZB (TARGET2) sind unterdessen auf 950 Mrd. angestiegen. Das sind Forderungen gegenüber Pleitestaaten, die werden niemals bezahlt.
    Deutschland kann allenfalls noch mit wertlosen Schuldscheinen um sich werfen.
    Wer soll dieses Land noch ernstnehmen?

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  2. ich werde es bestimmt nicht tun. in ihrer verzweiflung schlagen die betreffenden inzwischen auf alles ein, was rundherum steht. gibt es eigentlich - außer macron und trudeau - noch irgendwo jemanden, der unseren respekt genießt?

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