Dienstag, 8. Mai 2018

Böhmermann-Blockliste: Frauen Fehlanzeige

Schon der grobe Draufblick zeigt:Auf Böhmermanns Blockliste dominieren unzulässigerweise die Männernamen.
Es war ein richtig "großer Schlag" (jetzt): Der wegen eines Schmähpoems verurteilte ZDF-Humorist Jan Böhmermann gründete im Internet eine Bürgerbewegung, die gefährliche rechte Meinungsäußerer im Internet durch Blockieren zum Schweigen bringen soll. Tolle Idee, dank der Finanzierung durch den Rundfunkbeitrag mit breiter Medienbegleitung lanciert.

Eine "Großoffensive gegen die rechten Netzfieslinge", die sich gewaschen hat. Statt „Reconquista Germanica“ nun "Reconquista Internet" - das gebührenfinanzierte Volk holt sich die Weiten des Netzes zurück, Hetze trifft auf Hetze, mit „Liebe und Vernunft“ (Böhmermann) werden Abweichler, Miesmacher und Kritikaster in ihre Schranken gewiesen. Damit, so träumt Böhmermann, das Internet wieder jener "wunderbare Ort", wird, wo "auf grünen Wiesen" liebreizende, fröhliche Menschen lagerten, sich austauschte, einkauften und ihre Farmville-Rinder auf die Weide schickten.

Vorwürfe, Böhmermann missbrauche "seine vom ZDF massiv gepushte Popularität, um eine politische Hetze mit totalitären Mitteln durchzuführen", wie sie einMarkus Franz nennt, der selbst wohl im verdacht stehen sollte, auf die Liste zu gehören, laufen ins Leere: Wer Gutes tut, tut nichts Schlechtes, wer #ReconquistaInternet für sauberes Denken und gegen selbstgemachten Hass inspiriert, der verdient allen Applaus derer, die Kulturstaatsministerin Monika Grüttgers der Ansicht ist, "dass das Internet derzeit mehr Freiraum bietet, als die Demokratie vertragen kann" und Richard David Precht Meinung unterstützt, dass "zu viel Freiheit unsicher macht".


Kritik kommt nun allerdings aus einer ganz anderen Ecke: Svenja Prantl, nicht verwandt oder verschwägert, aber in ihren vielgelesenen Kolummnen auf PPQ ganz auf Böhmermann-Linie, nimmt sich den Erfolgsmoderator vor. Die Block-Liste des öffentlich-rechtlichen Possenreißers, so die sehenswerte 28-jährige feministische Moralphilosophin und Animalpoetin, lasse in seiner Auflistung von Gefahrpunkten im Internet klar seine männlich dominierte cis-Denkweise erkennen.

"1250 menschenfeindliche, merkelkritische oder klar kontra EU eingestellte Accounts" hat Prantl gezählt. "Und nur 112 der Betreiber sind Frauen!", empört sich Prantl, die selbst eine Frau ist. Das entspreche einem Anteil von nur knapp neun Prozent, so Prantl. Das passe zwar gut zum gängigen Bild des alten weißen Mannes, verletze aber jedes Gebot von Fairness und Gleichberechtigung. Ganz zu schweigen von EU-Gleichstellungsvorschriften. "Als seien Frauen in der politischen Diskussion weniger gefährlich, als gelte immer noch das Klischee vom Heimchen am Herd, das keine eigene Meinung hat und alles kritiklos schluckt, was die Regierung ihm vorsetzt."

Jan Böhmermann, dessen geschliffenen Fäkalwitz Svenja Prantl eingestandenermaßen "sehr" schätzt, wie sie sagt, zeige hier seine bisher zumindest öffentlich unbekannte Fratze als Frauenfeind, Macho und vorurteilsbeladener Nerd. "Vermutlich hat er Angst vor anderen Geschlechtern", glaubt Svenja Prantl, die sich dergleichen nicht nachsagen lassen muss, wie sie lächelnd einräumt.

"Ich verliebe mich alle elf Minuten auf Parship", scherzt die quicke Meinungsbildnerin im Böhmermann-Stil. Um sofort wieder ernst zu werden: Man dürfe dem "ZDF-Clown" (Prantl) diese Art der Diskriminierung von mehreren Millionen Frauen keinesfalls durchgehen lassen. "Ich sage deshalb "Reconquista Blockliste" und fordere das ZDF auf, dafür zu sorgen, dass im Einklang mit den geltenden Gleichbehandlungsvorschriften mindestens ein Drittel Frauen auf der Blockliste rutschen dürfen."


5 Kommentare:

  1. vielleicht hat B. schon kommende Woche einen Arbeitsunfall

    AntwortenLöschen
  2. Wie ich aus gut unterrichteten Kreisen weiß, ist nicht jeder Twitterer, der unter einem männlichen Namen postet, tatsächlich ein Mann. Ist aber bloß so'n Gerücht.

    AntwortenLöschen
  3. und nicht jeder, der einen frauennamen verwendet, ist eine frau. das dürfte sich aufheben

    AntwortenLöschen
  4. "und dann gibt es Krieg"

    Was weiß Schulz, was wir nicht wissen? Wer wird Krieg gegen uns führen?

    Die Nationalen und "Populisten" der verschiedenen Völker werden nicht Krieg gegeneinander führen und haben es noch nie getan, sondern waren Verbündete, sogar trotz Zankapfels Südtirol, Erbfeindschaft seit fränkischer Teilung usw.

    AntwortenLöschen
  5. Ups, falsches Zimmer - bitte löschen, falls möglich, danke,
    Gernot

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.