Beim vierten Mal ist es ein Retrospektive, immer. Der Charme des neuen Anfangs ist dahin, die Begeisterung über sich selber, die romantische Vorstellung, "machen wir es hierbei richtig, dann werden wir Deutschland zu neuer Stärke führen", wie Angela Merkel 2009 gerufen hatte, damals, als Bundesregierungen noch nicht im März zustandekamen, sondern auf die alte Art, vor Weihnachten, sie ist fort, verweht im Wind der Zeit.
Als Angela Merkel 2005 zum ersten Mal als Kanzlerin antrat, begründete sie eine "Koalition der neuen Möglichkeiten", die "alles hinter uns lassen und neue Wege gehen" sollte und "mehr Freiheit wagen" wollte. Verlässlichkeit, so versprach die Neue im Bundeskanzleramt, solle das Markenzeichen ihrer Regierung sein, die "in diesem Land ein Klima der Zuversicht, des Mutes und der Perspektiven für das eigene Leben" schaffen werde.
Vier Jahre später war davon nicht mehr direkt die Rede. Wie jede jeder routinierte Rummelzauberer vermied es Angela Merkel, ihre Vorhaben direkt abzurechnen. Stattdessen war die Mittfünfzigerin nun angetreten, "Deutschland zu stärken und dabei den Zusammenhalt unseres Landes zu festigen" (alle Zitate: Angela Merkel, 10.11. 2009). Gerade 32 Mal benutzte Deutschlands erster weiblicher Kanzler in seinem zweiten Anlauf das Wort "haben" - beim ersten Mal waren es noch 96 Mal gewesen. 33 Mal hingegen "Regierung" und "Bundesregierung" als Synonym für das Werkzeug, das die von Merkel zur "Koalition der Mitte" ernannte Staatsführung nun in Form von "fünf Aufgaben anpacken" werde.
"Erstens", so Merkel 2009, "wir müssen die Folgen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise überwinden". Zweitens müsse das Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Staat verbessert werden, drittens müsse ma Antworten auf die Veränderungen des Altersaufbaus finden, viertens einen zukunftsfesten Umgang mit den weltweiten natürlichen Ressourcen finden und dazu einen globalen Ordnungsrahmen aufbauen und fünftens müsse das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit in der Innen- und Außenpolitik angesichts neuer Bedrohungen "weiter gefestigt werden".
Angesichts dieser ein Jahrzehnt zuvor selbstgestellten Aufgabe liegt es nahe, dass Angela Merkel in der vergangenen Woche lieber nicht allzugenau zurückschauen mochte, als sie ihre inzwischen vierte Regierungserklärung zur Amtseinführung vor dem Bundestag hielt. Merkel geht es jetzt nicht mehr so sehr um hinderliche Details, um Krisen und Beschwernisse. Sondern um "Menschen" und "Land" - die beiden Begriffe sind mit 32 und 30 Verwendungen die meistgebrauchtesten Substantive der ewigen Kanzlerin. Das ist nicht neu, sondern eine Rückkehr: 2009 kamen "Menschen" gerade dreizehnmal vor, das "Land" sogar nur elfmal. 2005 aber benutzte Merkel "Menschen" noch 50 mal und das "Land" 35 mal.
Deutschland dagegen, eben jenes "Land" (Merkel), dem die Hamburgerin so fürsorglich vorsteht, ist ein einziges Schwundthema. 42 mal kam es 2005 vor, 25 mal 2009 und 2013 nur noch 15 mal. Damals hatte Merkel sich gerade als große Europa-Politikerin erfunden und ihre Antrittsrede gleich in Brüssel gehalten. Ihre Rückkehr nach Berlin ändert daran nicht viel: Zwar sind von den vor dem EU-Parlament ritualisiert heruntergebeteten 34 "Europas" nur noch schmale neun geblieben. Deutschland aber hat das kaum geholfen - es kommt trotzdem nur 21 mal vor und damit so selten wie noch nie in Merkels Antrittsreden.
Stabil dagegen ist das Wir. Wenn Merkel zu dedn Ihren spricht, kommt es zwischen 160 (2013) und 500 Mal (2005) vor. In der aktuellen Rede sind es 256 Stellen, überwiegend verwendet Merkel das Pronomen als Pluralis Majestatis, wenn sie konstatiert, dass "wir in den vergangenen Jahren keine neuen Schulden aufgenommen haben und obwohl wir mehr Geld für Bildung und Forschung ausgeben" oder lobt, dass "wir diese Menschen aufgenommen und sie nicht abgewiesen" haben.
Ein trotziger Stolz schwingt da mit, dass "die bei uns ankommenden Menschen n ihrer übergroßen Mehrheit nichts dafür konnten, dass die internationale Gemeinschaft sie fast vergessen hatte" und "wir" sie "als Menschen in Not aufgenommen" (Merkel) und "diese Aufgabe im Großen und Ganzen bewältigt" haben.
Als Angela Merkel 2005 zum ersten Mal als Kanzlerin antrat, begründete sie eine "Koalition der neuen Möglichkeiten", die "alles hinter uns lassen und neue Wege gehen" sollte und "mehr Freiheit wagen" wollte. Verlässlichkeit, so versprach die Neue im Bundeskanzleramt, solle das Markenzeichen ihrer Regierung sein, die "in diesem Land ein Klima der Zuversicht, des Mutes und der Perspektiven für das eigene Leben" schaffen werde.
Vier Jahre später war davon nicht mehr direkt die Rede. Wie jede jeder routinierte Rummelzauberer vermied es Angela Merkel, ihre Vorhaben direkt abzurechnen. Stattdessen war die Mittfünfzigerin nun angetreten, "Deutschland zu stärken und dabei den Zusammenhalt unseres Landes zu festigen" (alle Zitate: Angela Merkel, 10.11. 2009). Gerade 32 Mal benutzte Deutschlands erster weiblicher Kanzler in seinem zweiten Anlauf das Wort "haben" - beim ersten Mal waren es noch 96 Mal gewesen. 33 Mal hingegen "Regierung" und "Bundesregierung" als Synonym für das Werkzeug, das die von Merkel zur "Koalition der Mitte" ernannte Staatsführung nun in Form von "fünf Aufgaben anpacken" werde.
"Erstens", so Merkel 2009, "wir müssen die Folgen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise überwinden". Zweitens müsse das Verhältnis der Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Staat verbessert werden, drittens müsse ma Antworten auf die Veränderungen des Altersaufbaus finden, viertens einen zukunftsfesten Umgang mit den weltweiten natürlichen Ressourcen finden und dazu einen globalen Ordnungsrahmen aufbauen und fünftens müsse das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit in der Innen- und Außenpolitik angesichts neuer Bedrohungen "weiter gefestigt werden".
Angesichts dieser ein Jahrzehnt zuvor selbstgestellten Aufgabe liegt es nahe, dass Angela Merkel in der vergangenen Woche lieber nicht allzugenau zurückschauen mochte, als sie ihre inzwischen vierte Regierungserklärung zur Amtseinführung vor dem Bundestag hielt. Merkel geht es jetzt nicht mehr so sehr um hinderliche Details, um Krisen und Beschwernisse. Sondern um "Menschen" und "Land" - die beiden Begriffe sind mit 32 und 30 Verwendungen die meistgebrauchtesten Substantive der ewigen Kanzlerin. Das ist nicht neu, sondern eine Rückkehr: 2009 kamen "Menschen" gerade dreizehnmal vor, das "Land" sogar nur elfmal. 2005 aber benutzte Merkel "Menschen" noch 50 mal und das "Land" 35 mal.
Deutschland dagegen, eben jenes "Land" (Merkel), dem die Hamburgerin so fürsorglich vorsteht, ist ein einziges Schwundthema. 42 mal kam es 2005 vor, 25 mal 2009 und 2013 nur noch 15 mal. Damals hatte Merkel sich gerade als große Europa-Politikerin erfunden und ihre Antrittsrede gleich in Brüssel gehalten. Ihre Rückkehr nach Berlin ändert daran nicht viel: Zwar sind von den vor dem EU-Parlament ritualisiert heruntergebeteten 34 "Europas" nur noch schmale neun geblieben. Deutschland aber hat das kaum geholfen - es kommt trotzdem nur 21 mal vor und damit so selten wie noch nie in Merkels Antrittsreden.
Stabil dagegen ist das Wir. Wenn Merkel zu dedn Ihren spricht, kommt es zwischen 160 (2013) und 500 Mal (2005) vor. In der aktuellen Rede sind es 256 Stellen, überwiegend verwendet Merkel das Pronomen als Pluralis Majestatis, wenn sie konstatiert, dass "wir in den vergangenen Jahren keine neuen Schulden aufgenommen haben und obwohl wir mehr Geld für Bildung und Forschung ausgeben" oder lobt, dass "wir diese Menschen aufgenommen und sie nicht abgewiesen" haben.
Ein trotziger Stolz schwingt da mit, dass "die bei uns ankommenden Menschen n ihrer übergroßen Mehrheit nichts dafür konnten, dass die internationale Gemeinschaft sie fast vergessen hatte" und "wir" sie "als Menschen in Not aufgenommen" (Merkel) und "diese Aufgabe im Großen und Ganzen bewältigt" haben.
Warum *seinen* Weg?
AntwortenLöschenEgal was der Kanzler sagt: ihr Gesichtsausdruck irgendwo zwischen desinteressiert und sediert während Gaulands Erwiderung (auch während der Beiträge der anderen Parlamentsangehörigen) zeigt an, dass diese Person nicht ganz sauber tickt.
Auf der anderen Seite macht die Afd mit Brandner, Curio & Co einen astreinen Job, wenn die das Tempo so weiter behalten, wird den Altparteien demnächst schon die Puste ausgehen; soviel Stimmung gabs im Raum schon seit Jahrzehnten nicht mehr.
sie ist ein echter kerl
AntwortenLöschenEs soll wohl keine Beweise, jedoch Indizien dafür geben, daß es "sein" Volk mitnichten "verrät", sondern ihm - allerdings in dessen Selbstverständnis - nur Gutes tut.
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