Martin Schulz darf beleidigt sein, dass er abserviert wurde. Doch mit seinem niveaulosen Nachtreten Marke "Daher erkläre ich hiermit meinen Verzicht auf den Eintritt in die Bundesregierung und hoffe gleichzeitig inständig, dass damit die Personaldebatten innerhalb der SPD beendet sind" verbaut der scheidende Parteichef sich auch die letzte Chance auf ein Gnadenbrot und stärkt ungewollt die, die von Anfang an gesagt haben: Gottkanzler kann er nicht, etwas anderes aber auch nicht.
Ein Kommentar aus dem PPQ-Hauptstadtstudio
Martin Schulz hat sich mit seiner neuesten Kehrtwende endgültig ins Aus geschossen - und zwar ganz alleine. Erst wollte er Kanzler werden, niemals aber Minister bei Merkel, dann doch mit Merkel, aber nie Minister, dann doch Minister und nun nicht mehr: Die letzten vier Genossen in Würselen West, die bisher noch Respekt hatten vor dem „Merkel mit Bart“, der bei jeder Wetterlage ohne Rot zu werden verkündete, ab jetzt scheine die Sonne, dürften sich nun auch noch angeekelt abwenden.
Nein, dieser Schulz ist kein Steher. Jahrzehnte in den warmen Butzen von Brüssel, wo man die Weltpolitik ordnete und keine Verantwortung für nichts trug, haben den dealkoholisierten Buchhändler süchtig nach Aufmerksamkeit gemacht. Für sie gab er alles auf, Prinzipien, einen einst sicher nicht ganz üblen Charakter. Und die sucht auch nun noch einmal, im Moment des finalen Scheitern, kurz bevor er als Stiftungschef irgendeiner Parteigliederung sein Gnadenbrot kauen darf. Schulz macht es garstig: Er tut so, als ob er sich wider besseren Wissens opfere. Dabei hätte er, wüsste er etwas über Politik in Zeiten des Populismus, niemals antreten dürfen.
Natürlich darf man beleidigt sein, wenn man von seinem Posten verdrängt wird. Man darf es auch respektlos finden, wenn man als Politiker den Wahlkampfkarren ziehen sollte, dann aber als altes Eisen abserviert wird - und man darf das sogar deutlich sagen.
Aber die eigene Partei hinzustellen, als sei sie verantwortlich dafür, dass man selbst in seiner grenzenlosen Selbstverliebtheit glaubte, unersetzbar zu sein und mit noch jedem miesen Winkelzug durchzukommen: Das ist arm, stillos und niederträchtig.
Was Schulz damit erreicht, sind zwei Dinge, die er sicher nicht erreichen wollte: Erstens werden sich jetzt viele in der SPD mit Grausen abwenden von den Organisatoren der Großen Koalition - auch solche Genossen, die lieber heute als morgen selbst Minister würden. Zweitens hat sich Schulz wohl endgültig die Chance verbaut, doch noch mal Minister zu werden. Selbst die Schuhe des halben Ministeramtes des Kulturministers wären ihm nun zu groß.
Man sollte ja meinen, mit einem Umfragewert von 17 Prozent sei für die SPD so langsam ein Tiefpunkt erreicht. Aber die Art und Weise, wie Schulz Gabriel abserviert und wie niveaulos die letzten verbliebenen Parteioberen daraufhin gegen Schulz nachgetreten haben – mit einem Ultimatum, das dem verdienten Egomanen, der bisher immer gut genug gewesen war, keine andere Wahl ließ, als seine furiose Laufbahn dranzugeben, ohne noch einmal ganz oben zu glänzen - diese Art und Weise zeigt: Die SPD befindet sich in einem freien Fall, dessen Tiefpunkt keiner kennt.
Neue SPD-Parteihymne:
Hammer Video. Das stiehlt dem ganzen Kommentar die Show.
AntwortenLöschendie befürchtung hatte ich gleich. aber man muss sich auch mal was trauen
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