Eines ist klar: Sollten Union und SPD sich auf eine neue Koalition verständigen, wird Angela Merkel wieder in die Rolle der Kanzlerin schlüpfen. Zurzeit ist die CDU-Chefin abgetaucht, doch die Forderung der Union an die Koalitionspartner steht: Eine Bundesregierung gibt es nur mit Merkel im Amt, trotz aller Verluste beim Wähler. Merkel wüsste nicht, was sie anders hätte machen sollen, sie will es aber versuchen.
Doch dahinter wird es dünn. Martin Schulz, als Gottkanzler gerühmt, ohne den Deutschland keine Zukunft haben kann, hat noch nicht klar zu erkennen gegeben, ob er lieber Außen-, Wirtschafts- oder Europaminister in einem Superministerium mit allen Rechten zum direkten Zugriff auf die EZB-Schulden werden will. Der SPD-Chef kann es sich aussuchen, darf das aber nicht zu früh tun, denn sonst könnte die Basis rebellieren, aufgepeitscht von Schulzens Vorgänger Sigmar Gabriel, der gern Außenminister bleiben würde, um Deutschlands Rüstungsexporte im Blick zu behalten. Gabriel hat noch viele Verbindungen zu Meinungsbildnern bei entscheidenden Medienhäusern. Zuckt Schulz zu früh, könnte der Niedersachse vor der SPD-Volksabstimmung über die GroKo gegen seinen Nachfolger mobil machen.
Merkels Problem: Merkel
Aber auch Angela Merkel hat Probleme, passendes Personal für die Besetzung der offenen Posten zu finden. Das neue Kabinett soll als "Aufbruchssignal" verstanden werden, das vorhandene Tableau mit alten Kämpen wie Altmaier, de Maiziere und von der Leyen aber hält ihr zwar in der Partei den Rücken frei. Merkel selbst hat an Beliebtheit verloren, sie hält sich nur an der Macht, weil ihre Getreuen zu ihr halten. Doch das tun sie nur um den Preis, dass Merkel für ihre engsten Wegbegleiter wieder einen Platz am Kabinettstisch findet.
Merkels Problem ist Merkel, Merkels Problem ist aber auch die augenscheinliche Greisenhaftigkeit ihrer bunten Truppe aus Asexuellen, Flintenweibern, trüben Parteisoldaten und auch nach vier Jahren im Ministeramt völlig unbekannt gebliebenen Kräften mit dem Charisma von Sparkassenpförrtnern. Aufbruch in grau: Merkels Minister sehen verglichen mit Macron oder Kurz ebenso wie ihre Chefin aus wie Zeitreisende aus den Tagen von ISDN und Fax. Jüngster Minister der künftigen Aufbruchs-GroKo wäre wohl ein christsozialer Vordenker, der – welch eine wirklich bedauernswerte persönliche Tragik – auch noch 20 Jahre älter aussieht als er ist.
Öffentlich redet deshalb bisher niemand über die Vergabe der Posten, obwohl die für alle Beteiligten der wichtigste Teil der Koalitionsverhandlungen sind. Viel hängt vom Zuschnitt der Ressorts ab, die bei Regierungsbildungen regelmäßig so neu geordnet werden, dass alle Erbhöfe befriedet werden können und auch noch ein bisschen Platz für Aufbruchssignale ist.
Bald zwei Außenminister?
Doch kann sich Deutschland wirklich zwei Außenminister leisten? Um den Frieden in der SPD zu bewahren? Was wird mit Altmaier, der seine alten Tage als Finanzminister verbringen und die schwarze Null hüten möchte? Wo lässt sich Jens Spahn unterbringen, der unbedingt eingebunden werden muss, damit er nicht täglich in Talkshows gegen die Altvorderen der Union schießt? Wohin mit Seehofer, Barley, Hendricks und Heiko Maas, mit Thomas Oppermann und Eva Högl, die zuletzt nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht hatte?
Die Verteilung der lukrativsten Posten und ihre Besetzung soll angeblich erst besprochen werden, wenn alles andere geklärt ist. Aber natürlich spekulieren gerade diesmal alle Großkopferten darauf, sich rechtzeitig vor dem absehbaren Ende der Ära Merkel für eine Fortsetzung ihrer Karriere in Stellung zu bringen: Wer jetzt kein Haus findet, der baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben, schrieb Rainer Maria Rilke einst über diese spannenden Stunden der Regierungsbildung.
Das Problem der Union: Im Wahlkampf hatte Merkel angekündigt, dass CDU und CSU in einer neuen Regierung die Hälfte ihrer Ministerien mit Frauen besetzen würden. Das spricht für Eva Högl, doch die stets zum Scherzen aufgelegte stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion ist mit Ende 40 auch kein weiblicher Sebastian Kurz mehr.
CDU soll erotischer werden
Angela Merkel aber hat intern versprochen, jüngere Vertreter ihrer Partei ins Kabinett zu holen, um im Wahlkampf 2012 neue bekannte Gesichter ins Rennen schicken zu können. Die CDU soll perspektivisch erotischer werden, statt Gröhes Quadratschädel soll weiblicher Charme - gern auch mit Ausschnitt - neue Wähler locken. Bei der begrenzten Anzahl der Posten dürfte es jedoch kniffelig werden, diese Ankündigung auch tatsächlich umzusetzen: Die alten Kämpen um de Maiziere, von der Leyen und Hermann Gröhe werden sich nicht ohne Gegenwehr abräumen lassen.
Auf SPD-Seite hängt alles von Martin Schulz' privaten Zukunftsplänen ab. Der schwankende Vorsitzende findet nur neuen Halt in seiner Partei, wenn er neuen Kräften eine Chance gibt. Doch gerade Kritiker wie der charismatische Juso-Führer Kevin Kühnert bedrohen seine Machtbasis, die der Würselener bei den alten Parteisoldaten findet, die er durch die Abgabe des Fraktionsvorsitzes an seine Konkurrentin Andrea Nahles bisher noch hatte befrieden können.
Schulz hatte ursprünglich ausgeschlossen, unter Merkel Minister zu werden, weil dieser Schachzug ihm damals die Macht sicherte. Das fällt ihm jetzt auf die Füße, wo ein Postenverzicht seine Macht bedrohen würde. Denn nun kann er seine langsam verschwindende Restpartei nicht führen, ohne mit am Kabinettstisch zu sitzen.
Schulz räumt seine Freunde ab
Nach Informationen des "Spiegel" ist Schulz deshalb inzwischen bereit, seinen früheren "Freund " (Schulz) Sigmar Gabriel auszubooten und selbst als Außenminister beliebtester Politiker Deutschlands zu werden. Da damit ein Platz für Nachrücker wie den vor allem bei Twitter-Nutzern beliebten Ralf Stegner, den eulenbrilligen Hessen Thorsten Schäfer-Gümbel oder den zuletzt zurückgestuften Hubertus Heil frei würde, hat der amtierende Pop-Beauftragte kaum noch Unterstützer in der Partei. Gabriel droht ein Schicksal als Autor einer Autobiografie, die niemand lesen wird, als Dauer-Talkshowgast und Gazprom-Botschafter.
Das ist wohl die Art Suche, wo schon vorher viel mehr gefunden wird, als eigentlich gesucht wurde. Die Belohnungen dürften reichlich ausfallen.
AntwortenLöschenTja, so sehen sie aus, die Kötervolksvertröter, die buntschlandige Urnengänger zu ihren Alphatierchen krönen. Wer mit etwas Restverstand erwartet von denen eine Verbesserung? Doch wohl nur deren herdentriebiges Wahlvieh.
AntwortenLöschenDas einzige, was die abgebildeten Personen an politischer Kompetenz mit sich bringen, ist ein Altersspiegel wie im einstigen Politbüro der DDR.
AntwortenLöschenAnsonsten hat niemand dieser Politpfeiffen, auch nur die geringste Kompetenz auf dem Gebiet, was er meint ministeriell vertreten zu können.
@Stuhlgangtanz
AntwortenLöschenEben, das intendierte Resltat einer über 70 jährigen Gehirnvollwäsche, initiiert von der sog. "Frankfurter Schule", und brav und willig fortgeführt von ihren hiesigen Adepten und Apologeten. - Nämlich, dass das "Kötervolk" keinen brennenderen Wunsch verspürt, als seine Verhöhner, Schmäher, Belüger, Betrüger und Vernichter geradezu abgöttsich zu verehren und immer treu und brav wieder zu wählen.
Bitte Martin Schulz (der wohl zum heimlichen Blogstar aufgestiegen ist) wie letztens vorgestellt als Außenminister; wir alle freuen uns auf Sternstunden mit Martin vis a vis mit den Demagogen der Welt.
AntwortenLöschenich denke mit großem schrecken daran, wenn er mal fort ist. was denn dann? was oll nur werden? wer kann IHN ersetzen? eben genau in solchen situationen - wenn er sich trump zur hühnerbrust nimmt, oder die chinesen einbestellt.
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