Sonntag, 18. Februar 2018

Deutschland, der Abspann: Leichtmatrosen ahoi!

Die alte Bundesrepublik schien für ewig in Beton gegossen. Nun löst sie sich in Windeseile auf.
So fällt sie nun auseinander, die alte Bundesrepublik, dieses für die Ewigkeit gedachte Gebilde, fest gemauert in der Erden, ein Staat, der denen unerschütterlich schien, die in ihm geboren und aufgewachsen waren. Doch nun steht da nur noch die Form, aus Lehm gebrannt, ein Hohlkörper, in dem selbst staatliche Medien von "Krise" raunen. Was 67 Jahre ein System bildete, das flexibel und stabil zugleich für Wohlstand und ein Gefühl von Freiheit bei seinen Bürgern sorgte, gerät nach einer einzigen kleinen, einsamen Entscheidung einer romantisierenden Staatsfrau, die nicht einmal schriftliche Unterlagen darüber hinterlassen hat, gefährlich ins Wackeln.

Auf einmal sind die Leichtmatrosen am Start. Wo früher Staatsmänner zumindest den Eindruck erweckten, das Staatsschiff mit Ruhe und Gelassenheit durch die wilde See der Weltpolitik zu steuern, irren nun Illusionisten über die Bühne, viertrangige Knallchargen, die auf früheren Besetzungslisten nicht einmal einen Platz im angespannten Schlafwagen zugewiesen bekommen hätten. Unerfahren, ohne Lebensklugheit, Anstand und Ziele jenseits des persönlichen Ehrgeizes stehen sie plötzlich auf der Brücke, das Steuerrad in Griffweite. Alles ringsum fragt sich, wie konnten diese Leute, diese unsympathischen, sichtlich von Hybris zerfressenen und unübersehbar schon in wirtschaftlich sehr guten Zeiten ohne Krieg und echte Bedrohungen überforderten Gestalten dorthin geraten?

Es muss die Degeneration des politischen Systems gewesen sein, die eine Entwicklung gefördert hat, bei der über Jahre alles Überstehende wie automatisiert abgeschnitten wurde. Angela Merkel, die nun schon länger Parteivorsitzende und Kanzlerin ist als jede andere Frau, hat ein Klima geschaffen, in dem nur noch das Unterholz wächst. Charakterschwache Zwerge erscheinen kurzzeitig wie Riesen, Egomanen sprechen von sich als Stabilitätsanker und wer sein siebtes Ministeramt anstrebt, meint schon, allein durch den Nachweis seiner Verwendbarkeit zu jedem Zweck bewiesen zu haben, dass er alles kann. Wie absolute Herrscher schieben sich diese emotional verbildeten Figuren Posten zu, als wäre die älteste deutsche Demokratie ein feudaler Erbhof. Ertappt, zeigen sie nicht einmal symbolische Reue.

Der Lack der Zivilisation ist dünn, auch in diesen Sphären. Der Skrupellose gewinnt, Ehrgeiz triumphiert immer über Anstand. Sie stoßen und treten einander, solange sie glauben, dass es niemand sieht, denn ihr Ziel ist es nicht, die Macht zu haben, um etwas mit ihr anzufangen. Nein,  Macht ist dieser Generation Selbstzweck, ein Mittel der Selbstverwirklichung. Dafür ist Andrea Nahles bereit, nicht nur eine Bundestagsfraktion zu führen, was sie noch nie zuvor auch nur versucht hat. Nein, sie traut sich auch zu, nebenher die zweitgrößte deutsche Partei zukunftsfest zu machen. Und eine heute sechsjährige Tochter aufzuziehen.

Der Staat ist die Beute derer, die von sich selbst glauben, er gehöre ihnen, doch der Menschenschlag, der diese Überzeugung teilt, teilt auch die Ansicht, besser als die normalen Menschen zu wissen, was gut und richtig und nun zu tun ist. Dabei sind sie sämtlichst auf der Wurstsuppe herbeigeschwommen, bestrahlt von der Sonne des Wohlstandes, den ihre Väter erarbeitet haben. Angela Nahles eines Tages eine Mogadishu-Krise meistern sehen? Martin Scholz oder Katarina Schwesig über Krieg und Frieden entscheiden lassen zu müssen? Herrmann Maas, Peter Zypries oder Ursula Hendricks nächtens zu sehen, seit Stunden im Krisenstab beratend, wie es nach einem verheerenden 911-Anschlag auf die Frankfurter Bankentürme weitergehen soll?

Ein Horrorfilm.

11 Kommentare:

  1. Nette Fragen, aber einfache Antwort.
    Runder Tisch gegen Rechts.

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  2. Der Autor bringt es auf den Punkt! Das System der Parteienoligarchie wurde unter der Führung der ehemaligen FDJ-Propagandasekretärin Merkel genau dahin gehend ausgebaut, dass neben einer inkompetenten und/oder in Vasallenabhängigkeit sich befindenden Führungsriege eine Mannschaft an kleineren und größeren opportunistischen Egomanen emporkommen konnte, deren Werte in dem Wort "ICH" wohl präzise Zusammengefasst sind.

    Wie der Vorredner aus diesen Tatsachen auf einen "runden Tisch gegen Rechts" kommt, erschließt sich mir nur als Satire auf den Reflex von Politik und Medien gegenüber sachlichen Vorschlägen und Lösungen.

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  3. Wahrscheinlich ist es nicht aufzuhalten. In der Asia-Times hat ein Kommentierer den Mechanismus mal so zusammengefasst:

    "All civilizations decline. That's a fact of history.
    The cause is - civilization!
    The more organized a state become, the more successful. But, the more successful the state the more affluent elements ascend to the the top and using their individual power, they steer the government toward self serving goals that have nothing to do with national survival.
    Soon, the civilization becomes top heavy and topples from sheer elitist lethargy.
    "

    Unter dem Artikel ist der Kommentar irgendwie verschwunden, Nachhall im Netz noch hier.

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  4. Apropos „Gegen Rächts“. –Die Einhelligkeit all der permanent Mantras- und Abschwör-Rituale „Gegen Rächts“ verbreitenden Gruppen und Grüppchen ist doch schon per se ein starkes Indiz dafür, dass dieses „erschröckliche“, geschmähte, verteufelte „rächte Gedankengut“, indes das Gegenteil davon ist, als was es von denen daher halluziniert wird, nämlich die Wahrheit. – Haben doch unabhängig von ihrer speziellen Couleur, und dem Grad ihres Lug und Trugs alle Lügner/Heuchler EINEN „Antagonisten unbestreitbar gemeinsam, und das ist die Realität, Wahrheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. –
    Und nichts wird fanatischer bekämpft als diese, ist es ergo so abwegig, die oben angesprochene „Identität“ zu folgern ?

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  5. Ja so ist es. Aber wir wissen doch auf unserer Welt bestehen doch die vier Jahreszeiten. Frühling (Wachsen) Sommer (voller Blüte) Herbst (verwelken) Winter (Stillstand/Tod). So auch die Gesellschaften etc. Alles unterliegt diesem Wandel.
    Viele merken es gerade viele noch nicht aber wir sind momentan mit unserer Gesellschaft und ich meine weltweit im Herbst. Bald schon bald folgt der Winter.
    Das was jetzt passiert mit der Elite sie raffen noch wo man kann weiterhin über Leichen etc. aber wie lange noch?
    Wie sagte doch die Regierung in China: Stabilität erhalten, immer wieder Stabilität erhalten. Ja ja geht halt nicht mehr so wie im Sommer als man noch weiter expandieren konnte. Das stellen nun eben auch die Leute auf der übrigen Welt fest. Nichts ist mehr wie es scheint, das Hintere tritt nach vorne und die von vorne werden nach hinten treten müssen.

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  6. @Kommentator Nr.5

    Wie beim Wandel in der Natur ist wohl zutreffend, dass Völker und Kulturen einen Zenit haben, der wenn durchschritten wurde zwangsläufig den Abstieg herbeiführt.

    Dass wir in Zeiten des Wandels und Umbruchs leben, lässt sich wohl nicht bestreiten, dafür allein spricht schon die demographische Entwicklung im 20. Jahrhundert, derer zufolge die menschliche Population innerhalb von 2 Generationen fast verdreifacht hat.
    Durch dieses außerordentlich exponentielle Wachstum haben wir somit eine Situation, für die es in der menschlichen Geschichte keine Parallele gibt, da die Erde und ihre Ressourcen eben weiterhin eine nahezu unveränderbare Konstante bilden, deren optimierte Ausbeutung nach kapitalistischem Prinzip die Problematik nicht ändet, allenfalls derzeit kaschieren hilft.

    Die Frage wird sein, ob die Natur selbst durch Umweltkatastrophen und Krankheiten für eine Reduktion sorgt, ob es die menschliche Natur sein wird, die gemäß ihres weitgehenden tierischen Genoms sich "tierischer als jedes Tier" gebärden wird, um seinesgleichen zu reduzieren oder ob Hoffnung auf einen Quantensprung im menschlichen Bewusstsein besteht, der neue Formen des Miteinanders im irdischen Raum-Zeit-Kontinuum finden wird?

    Warten wir ab, was der Wassermann zu bieten hat! ;-)

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  7. Anahles zu den „unsympathischen, sichtlich von Hybris zerfressenen und unübersehbar schon in wirtschaftlich sehr guten Zeiten ohne Krieg und echte Bedrohungen überforderten Gestalten“ zu zählen, geht nun wirklich zu weit. PPQ weiß wohl nicht, daß sie fleißig und engagiert 20 Semester Germanistik studiert hat. Daneben hat sie sich mit dem anstrengenden Fach Politologie intensiv auseinandergesetzt; sie hat also nicht die Mühe gescheut, sich ein breites Wissen anzueignen. Das Germanistikstudium hat sie bravourös mit einer Magisterarbeit über eine Untersuchung von Liebesromanen abgeschlossen. Daraus kann man unschwer ableiten, daß sie sich in Liebesdingen so leicht nichts vormachen läßt und über die Beschäftigung mit Liebesgeschichten selbst ganz lieb geworden ist. Sie besaß sogar die Kühnheit, eine Doktorarbeit anzukündigen, die sie nur deswegen nicht beenden konnte, weil ihr liebes Herz stärker für die Unterdrückten dieses Landes schlägt als für die Germanistik. Zugleich ist es ein Beweis ihrer Uneitelkeit, denn sie verzichtet auf einen klangvollen Titel, um ganz in der Arbeit für die soziale Gerechtigkeit aufzugehen. Die Menschen werden es ihr danken. Für die Germanistik bedeutet ihre Entscheidung jedoch einen schmerzhaften Verlust, die Lücke, die sie mit der Doktorarbeit schließen wollte, schmerzt alle Literaturinteressenten im In- und Ausland. Schön wäre es, wenn sie jemanden fände, der ihre politische Funktion in ihrem Sinne wahrnehmen würde, damit sie sich wieder ihrer geliebten Literaturwissenschaft zuwenden könnte. 20 Semester haben ihre Leidenschaft für die Literatur nicht stillen können.

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  8. Auch wenn Le Penseur als Fan der Vorhautlosen unappetitlich und über Gebühr hervortritt - ein Fan der Langschweifigkeit ist er ofenkundig dennoch nicht.

    D.a.a.T.

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  9. (A)Nahles will die Sklaverei, in Sachsen-Anhalt bisher auf sechs Monate beschränkt, auf vorläufig drei Jahre ausdehnen. Vollzeitarbeit ohne eine müde Mücke mehr über Hartz, wobei dem "Arbeitgeber" zusätzlich Kohle in den Arsch gestopft wird.
    Wir sind uns hoffentlich darüber einig, daß stumpfe Pfählung für solches Ansinnen eine eher gelinde Züchtigung wäre.

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  10. https://discord.gg/Q7c6xgb

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  11. " ... Hoffnung auf einen Quantensprung im menschlichen Bewusstsein besteht, der neue Formen des Miteinanders ..."

    So weit sind wir doch schon lange, bis auf die Ewiggestrigen:
    Love and peace and harmony,
    yeah, in der multikulturellen oder noch besser Integrations-Gesellschaft, in der alle freundlich lächeln, hingebungsvoll jeglichen Moden folgen, konsumieren, arbeiten, überall zu Hause sind und die täglichen fünf Hassminuten gegen Goldstein und Konsorten feiern, denen jeder griesgämige Nichtmitmacher zugeordnet wird.

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