Mittwoch, 10. Januar 2018

Kika-Love-Story: Schau nun auch mal in Aishes und Kevins Welt!

Der erste Teil war vor allem in den sozialen Netzwerken ein großer Erfolg, jetzt legt der Erfurter Kinderkanal (Kika) mit der nächsten Folge seiner Doku-Reihe "In meiner Welt" nach. Dabei besucht das Filmteam ein weiteres interkulturelles Paar: Kevin (20) ist der Sohn eines Wiesbadener Supermarktbesitzers und seit drei Jahren verliebt in Aishe (16), die Tochter eines Kfz-Schlossers aus Damaskus.

Aishe (16 Jahre alt) und Kevin (19 Jahre alt)* sind seit 17 Monaten ein Paar. Aishe wurde in Syrien geboren und ist als Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Kevins Familie lebt schon länger hier, seine Vorfahren kamen einst aus Frankreich, wo die damalige Regierung Protestanten jagte und aus dem Land vertrieb.

Es ist eine Liebesgeschichte, in der viele kulturelle Verschwiegenheiten ausgeglichen werden müssen. Ist die Liebe der beiden stark genug, um diese Probleme zu überwinden?

Im Jahr 2015 kam Aishe (15) nach Deutschland, da in ihrem Heimatland Syrien Krieg herrscht. Ihre Heimatstadt Aleppo wurde zerstört. Auch das Haus der Familie ist nicht mehr bewohnbar. Ständig musste die Familie Angst vor Terror haben. Die Familie hat sich auf die lange Reise nach Deutschland gemacht, um ein besseres Leben zu beginnen.

Zuerst lebte Aishe (16) in Fulda in einem Flüchtlingsheim. Ihr Vater Ali (62), der daheim eine Autowerkstatt besaß, lebte auch in Fulda, denn er war zusammen mit Aishe (17) und ihrem größeren Bruder Diaa (22) nach Deutschland gekommen. Aishes Mutter, der kleinere Bruder und die kleinere Schwester mussten noch in Griechenland darauf warten, dass sie nach Deutschland kommen dürfen.

Die Liebesgeschichte


Kevins Vaters engagierte sich von Anfang an für Flüchtende. Als Besitzer eines kleinen Supermarktes spendete er Essen und warme Kleidung, später nahm er Aishe mit zu seiner Familie nach Hause, damit am Computer mit ihrer Mutter skypen konnte. So lernte Kevin (18) die hübsche Syrerin kennen. Oft begleitete er sie in den Wochen nach ihrer ersten Begegnung abends zurück ins Flüchtlingsheim. Bald half er in seiner Freizeit dann auch Geflüchteten beim Deutschlernen.

Kevin (21) kennt sich da gut aus, denn wenn er keine Zeit mit Aishe verbringt, macht er gern Poetry Slam oder beschäftigt sich mit seinem Hund und Computerspielen. Die Texte, die er heute immer wieder gern beim Poetry Slam vorträgt, handeln oft von der Beziehung zu Aishe, die nicht nur etwas jünger ist als er, sondern auch in einem anderen Land aufwuchs.

Die beiden haben viele unterschiedliche Ansichten, was das Leben betrifft, da sie mit unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind. Es passiert häufiger, dass Kompromisse für Ansichten gefunden werden müssen und sie sich dadurch auch streiten: Kevin (16) möchte ins Freibad, Aishe (14) lieber nicht, da muss eine Lösung gefunden werden. Auch wenn Kevin (18) mal ein Bier trinken wollte, war das lange ein Problem, weil Küssen danach kaum noch möglich ist. „Meine Religion verbot es mir“, sagt Aishe (20).

Immer nur kurze Sachen



„Ich habe das Problem mit ihm, dass ich oft in eine Richtung gelenkt werde, in die ich gar nicht kommen möchte", sagt Aishe (13). Sie solle jetzt kurze Sachen anziehen, "immer nur kurze Sachen", in denen sie sich "kulturell unwohl" fühle. In der Praxis heiße das, Kleider dürfen nur höchstens bis zum Knie gehen. "Das war's - nicht länger.“ Kevin (15) finde das sexy und er sei stolz, sie seinen Freunden so zu zeigen.

Aber die arabische Kultur und die muslimische Religion gibt eben andere Regeln vor als die deutsche Tradition und der christliche Glauben. Aishe und Kevin, die inzwischen seit 18 Monaten fest zusammen sind, müssen sich deshalb bei vielen Traditionen entgegen kommen, sodass sie eine gemeinsame Lösung finden, mit der sie beide einverstanden sind. So hat Aishe (17) das Kopftuch abgenommen, sie isst jetzt auch Schweinfleisch und manchmal, wenn Kevin (14) mit seinen deutschen Kumpels, die zumeist Christen oder Atheisten sind, in der Kneipe ein paar Gläser trinkt, bestellt sie sich schon mal auch ein Weinchen dazu.

Das Paar ist überzeugt, dass sie das gemeinsam schaffen werden!


9 Kommentare:

  1. Wissen Aishes Brüder schon davon?

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  2. Kulturell verschwiegen ...Januar 10, 2018

    Ja - Das ist aufgeweckter Journalismus. Anschaulich, erhellend, gut recherchiert, staunenswert, mutmachend.
    Genau so, wie man es sich vorstellt!
    Danke PPQ, dass du uns teilhaben lässt an spannenden Einblicken in die originelle Romanze zwischen Kevin und Aishe.
    Wie wir der unbekannten syrischen Schönheit so detailliert folgen dürfen, eben noch unschuldige 16 Jahre , dann schon 17, bevor wir mit ihr ins 14. Lebensjahr entschwinden und schließlich an ihren Sorgen, die das 13. Lebensjahr bereithält, teilhaben dürfen.
    Und der wackere Kevin, der seine Schlosserhände schützend über Aishe hält. Vor Rührung und Anteilnahme habe ich glatt vergessen, ob Kevins Vater Supermarktbesitzer, Kfz-Schlosser oder Schienenläufer ist und nun regelmäßig mit seiner Schwiegertochter die städtische Moschee oder die Taverne um die Ecke besucht....
    Danke für diese ungewöhnliche Fotostory entlang der Fuldaer Bahngleise!

    @Anonym
    Stell doch nicht so verstörende Fragen! Die Brüder, Cousins, der Vater, der Onkel u. der Ex-Verlobte von Aishe sind GENAUSO tolerant, wie wir es uns dank Claudia Roths, K.Göring-Eckardts und Aiman Mazyeks Zusicherungen vorstellen und wie es jener berühmte Abdul Mobin D. aus Kandel (ehem. Afghanistan) selbstlos bewiesen hat.

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  3. Nomen est OmenJanuar 10, 2018

    Gemessen an der gestrigen anderen Romeo-und-Julia-Aufführung gibt es hier bisher wenige Kommentare.

    Vielleicht liegt es an Herkunft und Namen des Loverboys. Von einem deutschen Gutmenschensohn wie Kevin ist eher wenig Dramaturgie zu erwarten. Bei einem altersvariablen orientalischen erst Diaa und dann Mohammed sieht das schon ganz anders aus. Das lässt auf ein leidenschaftliches Fortissimo-Finale hoffen.

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  4. Ich warte lieber auf den zweiten Teil der Geschichte, "Als Kewin seinen Kopf verlor", bevor ich vorschnell mein Statement zu dieser wundervollen Liebesgeschichte abgebe.

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  5. Des ehrwürdigen Blogwartes feiner Sinn für Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung schätze ich sehr.
    Aber ein beträchtlicher Teil seiner Lecker hat es mit dem "verstehenden Lesen" nicht so - ähnlich wie etwa 19/20 der Pipifaxe.

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  6. Schrieb ich "Lecker"? Ich meinte natürlich "Leser". "Lecker" hat killerbee (nur genau einen >Leser<, nebenbei,), der da äußert, etwa ein ‰ der Deutschen wären "anständig", um den Rest von 999 von 1000 wär kein Schad'. Wer's braucht ...

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  7. Unsere sonst doch so aktiven Kohnnationalen plagt wohl nicht so sehr das Gewissen (bruhaha) - als vielmehr die Verlegenheit? Gell, @ David.
    Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, and Karma is a bitch.

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  8. Wer liest denn heute noch Grabbe ?

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  9. Wer liest denn heute noch Grabbe ? - Du und ich wenigstens.
    "Ick bin Freiwillijer, Herr Hauptmann. Aber det mußte ick ooch, sonst hättense mir dazu jemacht." - Napoleon oder die hundert Tage ...

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