Der Begriff "Code"gilt im modernen Mediendeutschland als Universalwerkzeug zur Beschreibung einer bekömmlichen Realität. |
Nach dem Duden ist ein "Vorfall" ein "oft als negativ empfundenes Ereignis", nach dem dritten Erhaltungssatz der Medienkunde aber handelt es sich um einen Code, der nach Angaben des Medienwissenschaftlers Hans Achtelbuscher vom An-Institut für Angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung in Halle an der Saale benutzt wird muss, um unschöne, unangenehme und falschzuverstehende Geschehnisse im richtigen Sinne einzuordnen. "Es geht um Schutz", sagt Achtelbuscher, "Medienunternehmen schützen mit dieser Wortwahl ihre Nutzer und Kunden". Dies sei zur Erhaltung des Geschäftsmodells unumgänglich. "Wer Vorfall schreibt, meint es gut", ist Achtelbuscher überzeugt.
In den vergangenen Jahren hat das Gutmeinen inklusive umfassendem Nutzerschutz in Deutschland neue Dimensionen erreicht. Wie eine Studie der Medienforscher vom An-Institut für Angewandte Entropie bei führenden deutschen Zeitungen, Nachrichtenmagazinen und Fernsehsendern ergab, wurden noch nie zuvor so viele "Vorfälle" beobachtet wie derzeit. Im Vergleich zu 2004 habe sich die Zahl verdreifacht, so Achtelbuscher. Unklar sei allerdings, ob die Zahl der mit der Berichterstattung verknüpften Ereignisse sich ebenfalls erhöht habe.
Denn wie jeder gut Code ist auch der Vorfall-Code vielfach nutzbar. Nannten frühere Generationen von Berichterstattern Dinge noch nach ihrem Gehalt - wobei etwa eine Vergewaltigung eine Vergewaltigung war, ein Terroranschlag ein Terroranschlag und ein Messerangriff ein Messerangriff, so kann heute mit einem einzigen Begriff ein sehr viel breiteres Ereignisspektrum abgedeckt werden. Alles ist ein "Vorfall", vom zeigefreudigen Exhibitionisten bis zum randalierenden sogenannten "jungen Mann".
Hier spätestens treffen dann die Codes aufeinander und die eigentlich so vielgestaltige Sprache des modernen Menschen zeigt, in wie wenigen Silben sich vieldimensionierte Information so verstecken lässt, dass ein oberflächlicher Blick weder Beunruhigendes erkennen noch Bedrohliches vermuten wird: Eine Schlagzeile mit der Formulierung "Vorfall mit jungen Männern" ist informativ und tröstend zugleich. "Im selben Augenblick aber", hat Herbert Achtelbuscher mit seinem Team herausgefunden, "geht keinerlei Information verloren."
Nahezu hundert Prozent der Betroffenen, das habe eine Umfrage unter 2048 Mediennutzern ergeben, wüssten sofort, worauf der verschlüsselte Code anspielt. "Dem normalverständigen Leser ist nachdenkungsfrei klar, dass es um Gewalt von Menschen geht, die erst seit kurzer Zeit hier Beheimatete sind", formuliert der Wissenschaftler. Saubere Sprache werde so zum Transportmittel für geschützte Informationen: Während sich das Aufkommen an "jungen Männern" in der deutschen Spitzenpublizistik in den vergangenen fünf Jahren verdoppelte und seit 2003 vervierfacht hat, sind die "Vorfälle" begleitend dreimal häufiger geworden.
Für Herbert Achtelbuscher ein bemerkenswertes Ergebnis, das zeige, wie groß die Sorge von Medienmachern sei, mit Berichten aus der Wirklichkeit Menschen zu verstören und gesellschaftlichen Schaden anzurichten. "Das führt dazu, dass sich die Nutzung des Wortes, das ehemals vor allem zur Beschreibung medizinischer Ereignisse diente, immer weiter in die normale Umgangssprache schiebt", beschreibt Medienforscher Achtelbuscher. Das Wort "Vorfall", eigentlich wertfrei und distanziert, habe inzwischen die Qualität eines Fürsorge-Substantivs angenommen. "Wer es verwendet, müht sich um saubere Sprache", urteilt der Experte.
Ein schöner Erfolg für eine Gesellschaft, die sich oft selbst vorwirft, an Empathie verloren zu haben. Dies sei nicht richtig, so Herbert Achtelbuscher. Vielmehr zeige das binnen weniger Jahre entwickelte "tiefe Verständnis" des universalbeschreibenden Wortes "Vorfall", dass die Bevölkerung bereit sei, den beginnenden gesellschaftlichen Wandel weg von der konkreten, hin zu einer eher imaginären Berichterstattung akzeptierend zu begleiten.
Studie: Die Sprache des Unmenschen in der aktuellen Praxis
In den vergangenen Jahren hat das Gutmeinen inklusive umfassendem Nutzerschutz in Deutschland neue Dimensionen erreicht. Wie eine Studie der Medienforscher vom An-Institut für Angewandte Entropie bei führenden deutschen Zeitungen, Nachrichtenmagazinen und Fernsehsendern ergab, wurden noch nie zuvor so viele "Vorfälle" beobachtet wie derzeit. Im Vergleich zu 2004 habe sich die Zahl verdreifacht, so Achtelbuscher. Unklar sei allerdings, ob die Zahl der mit der Berichterstattung verknüpften Ereignisse sich ebenfalls erhöht habe.
Denn wie jeder gut Code ist auch der Vorfall-Code vielfach nutzbar. Nannten frühere Generationen von Berichterstattern Dinge noch nach ihrem Gehalt - wobei etwa eine Vergewaltigung eine Vergewaltigung war, ein Terroranschlag ein Terroranschlag und ein Messerangriff ein Messerangriff, so kann heute mit einem einzigen Begriff ein sehr viel breiteres Ereignisspektrum abgedeckt werden. Alles ist ein "Vorfall", vom zeigefreudigen Exhibitionisten bis zum randalierenden sogenannten "jungen Mann".
Hier spätestens treffen dann die Codes aufeinander und die eigentlich so vielgestaltige Sprache des modernen Menschen zeigt, in wie wenigen Silben sich vieldimensionierte Information so verstecken lässt, dass ein oberflächlicher Blick weder Beunruhigendes erkennen noch Bedrohliches vermuten wird: Eine Schlagzeile mit der Formulierung "Vorfall mit jungen Männern" ist informativ und tröstend zugleich. "Im selben Augenblick aber", hat Herbert Achtelbuscher mit seinem Team herausgefunden, "geht keinerlei Information verloren."
Nahezu hundert Prozent der Betroffenen, das habe eine Umfrage unter 2048 Mediennutzern ergeben, wüssten sofort, worauf der verschlüsselte Code anspielt. "Dem normalverständigen Leser ist nachdenkungsfrei klar, dass es um Gewalt von Menschen geht, die erst seit kurzer Zeit hier Beheimatete sind", formuliert der Wissenschaftler. Saubere Sprache werde so zum Transportmittel für geschützte Informationen: Während sich das Aufkommen an "jungen Männern" in der deutschen Spitzenpublizistik in den vergangenen fünf Jahren verdoppelte und seit 2003 vervierfacht hat, sind die "Vorfälle" begleitend dreimal häufiger geworden.
Für Herbert Achtelbuscher ein bemerkenswertes Ergebnis, das zeige, wie groß die Sorge von Medienmachern sei, mit Berichten aus der Wirklichkeit Menschen zu verstören und gesellschaftlichen Schaden anzurichten. "Das führt dazu, dass sich die Nutzung des Wortes, das ehemals vor allem zur Beschreibung medizinischer Ereignisse diente, immer weiter in die normale Umgangssprache schiebt", beschreibt Medienforscher Achtelbuscher. Das Wort "Vorfall", eigentlich wertfrei und distanziert, habe inzwischen die Qualität eines Fürsorge-Substantivs angenommen. "Wer es verwendet, müht sich um saubere Sprache", urteilt der Experte.
Ein schöner Erfolg für eine Gesellschaft, die sich oft selbst vorwirft, an Empathie verloren zu haben. Dies sei nicht richtig, so Herbert Achtelbuscher. Vielmehr zeige das binnen weniger Jahre entwickelte "tiefe Verständnis" des universalbeschreibenden Wortes "Vorfall", dass die Bevölkerung bereit sei, den beginnenden gesellschaftlichen Wandel weg von der konkreten, hin zu einer eher imaginären Berichterstattung akzeptierend zu begleiten.
Studie: Die Sprache des Unmenschen in der aktuellen Praxis
@Blogwart: Nach wie vor bist Du mit Berlinpankowblogger verlinkt. Dieser ist verlinkt mit Sascha Loco - Und dieser lechzt ofenkundig nach einem Job im Klinkerwerk Oranienburg.
AntwortenLöschengut gelernt bei der antifa. der lief schon mal dieselbe straße wie der, der schonmal im selben lokal mit dem saß. haut ihn zu klump!
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