Vom "Spiegel" denunziatorisch nebeneinandergestellt, obwohl beide Vorgänger nichts mit überhaupt nichts zu tun haben. |
Das frühere Nachrichtenmagazin provoziert auch wohlmeinende Leser mit dieser Platzierung: links eine Analyse darüber, wie schwer es sei, einen deutschen Professor "loszuwerden", bloß weil der in "rassistischen Tweets" für ein "weißes Europa" geworben habe. Und rechts daneben ein empörter Bericht über die Hexenjagd türkischer Behörden auf Universitätsprofessoren, denen nicht mehr vorgeworfen wird, als sich am Putschversuch im vergangenen Jahr beteiligt zu haben.
Zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, hier jedoch rechtspopulistisch so platziert werden, dass der Eindruck erweckt wird, nicht nur die Türkei, sondern auch Deutschland verfolge Andersdenkende.
Gut, dass kaum weniger renommiertes Blatt wie der "Stern", einst Zentralorgan Hitlers und heute Vorkämpfer für Frauenrechte, sich entschieden gegen die Ausdeutung der Professorenaffäre von Leipzigals Teil des Kampfes um Meinungsfreiheit in Deutschland stellt. Im "Stern", einem leider oft als "Tittenblatt" verlachten Qualitätsmagazin, berichtet Autor Jens Maier, ein Redakteur aus dem Ressort "Unterhaltung", in einer Schreibtischreportage über den "Aufstand im Hörsaal", der die Universität in Leipzig in Atem hält. "So wehren sich Studenten gegen ihren umstrittenen Professor", beschreibt Maier den "Showdown im Hörsaal", der sich gegen fremdenfeindliche Ansichten wie die gerichtet habe, dass "ein weißes Europa brüderlicher Nationen" für ihn ein "wunderbares Ziel" sei, wie Thomas Rauscher, Professor für Internationales Privatrecht und Bürgerliches Recht, bei Twitter geschrieben hatte.
Ein Skandal, den Rauscher befeuerte, indem er die krude These vertrat, Europa schulde "den Afrikanern und Arabern nichts. Sie haben ihre Kontinente durch Korruption, Schlendrian, ungehemmte Vermehrung und Stammes- und Religionskriege zerstört und nehmen uns nun weg, was wir mit Fleiß aufgebaut haben." Klar, dass sich Studenten da wehren, zumal wenn sie Mitglieder des sozialistisch-demokratischen Studierendenverbandes sind, einer Tochterorganisation der Linken, die sich in der Tradition des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) sieht.
Der SDS brachte mit Ulrike Meinhof und Horst Mahler namhafte Terroristen hervor, er hatte mit Rudi Dutschke einen Theoretiker, der entschieden gegen den Bestand der Bundesrepublik wetterte, reiner Kunzermann verband geschickt Sympathien für linken Terror mit Antisemitismus, er feierte die Novemberpogrome der Nazis mit einem eigenen Bombenanschlag auf Juden in Berlin, die SPD mochte schließlich nicht mehr mit dem SDS gesehen werden. Sie fasste einen Unvereinbarkeitsbeschluss.
Den hat der "Stern" nicht nur nicht, nein, er zitiert die Vorwürfe der Mitglieder der aus Marxistenb, Leninisten, Trotzkisten und militanten Globalisierungsgegnern bestehenden Nachfolgeorganisation, als wäre jedes Wort der Radikalen, die seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet werden, reines Gold.
Während Verfassungsschützer den Studentenverband „Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband“ zu den "sonstigen offen extremistischen Zusammenschlüssen der Partei Die Linke" zählen, die das Ziel hätten, "die bestehende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zugunsten eines sozialistischen – später kommunistischen – Staatssystems zu überwinden, das nicht mit den Werten der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu vereinbaren ist", führt sie der "Stern" als Kronzeugen für die "Proteste" - ebenso wie "Der Spiegel", "Die Welt" und der Deutschlandfunk.
Der "Aufstand der Studenten", im Video als Aktion von zwei SDS-Mitgliedern zu erkennen, bei denen der cis-Mann wie selbstverständlich das Wort führt, wird zum wertfreien Engagement verklärt. Ein großes Stück Qualitätsjournalismus.
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