Freitag, 27. Oktober 2017

"Staatsversagen": Ein Begriff macht Karriere

Als Frage verkleidet, denn so viel Vorsicht muss sein. Aber die Absicht ist unverkennbar: Nach zahlreichen Postillen vom rechten Rand, die sich über Jahre hinweg darin gefielen, ein vermeintliches "Staatsversagen" zu attestieren, wo immer eine Vergewaltigung, eine Messerstecher oder ein Terroranschlag geschah, reiht sich nun auch der eigentlich streng staatstragende "Tagesspiegel" aus Berlin ein in die Parade der Hetzer, Hasser und Zweifler, denen jeder Anlass Grund genug ist, über die Bundesregierung zu schimpfen, Angst zu schüren und einer angeblich guten alten Zeit nachzutrauern, in der Volksfeste ohne Betonbarrieren stattfanden, Bundesbehörden keine Fördermittel für zur Abschreckung von Einbrechern auslobten und Drogenhandel ein verbotenes Geschäftsfeld war, dessen Teilnehmer mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen mussten.

Deutschland hat sich, genau wie die Grünen-Chefin Kathrin Göring-Eckhard es vorhergesagt hat, verändert. Und statt sich über die neue Vielfalt zu freuen und zu loben, dass das Land der Hitlers, Himmlers und Honeckers endlich kein Elfenbeinturm mehr ist, von dem aus sich das Leid der übrigen Welt gelassen beobachten lässt, schürt der "Tagesspiegel", inhaltlich in Teilen identisch mit der "Zeit", die im selben Profitcenter erscheint, unbegründete Ängste. "Der Amri-Skandal, die getötete Frau im Tiergarten, aggressive Obdachlose, eine völlig überlastete Justiz", heißt es da, "in der Hauptstadt verdichtet sich die Sicherheitsdebatte."

Eine "verdichtete Sicherheitsdebatte", für die in den alten Tagen der Antänzer und Messerstecher keine war, ehe die Ereignisse der Silvesternacht von Köln bundesweit Aufsehen erregten, keine Notwendigkeit bestand. Berlin war Berlin und wer nicht kiffte, war gegen Toleranz.

Zuletzt aber spielte der "Tagesspiegel" immer wieder konsequent die populistische Karte. Erst wurde "der Tiergarten zur rechtsfreien Zone", dann feierte das ehemals tolerante Blatt einen Polizeieinastz am Hermannplatz. Die Konkurrenz schläft nicht, der Boulevard hetzt mit Artikeln dagegen, nach denen Teile von Berlin im Drogensumpf versinken. Und da ist es auch wieder, das Wort: "Staatsversagen".

Irgendwann darf dann auch der, der sich bisher nie getraut hat, das Wort im Zusammenhang mit der Politik der aktuellen Bundesregierung zu verwenden. Zwischen 2005 und 2017 hat das Blatt den Begriff "Staatsversagen" 46 Mal verwendet, anfangs immer im Zusammenhang mit Kapitalismuskritik, den NSU-Ermittlungen und Enthüllungen über Zustände in anderen Ländern. Zwischen 2005 und 2015 wurde er dabei 15 Mal benutzt.

Und zwischen 2015 und 2017 dann 32 Mal.


4 Kommentare:

  1. Der "Staat" versagt ja nicht, er funzt in Davideles Sinnen und Trachten doch ganz ordentlich. Die Tragik Satans.

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  2. @Vorredner
    Stimmmt auffallend. - Die "Dschörrmens" müssen fürwahr die elendste Sklaven-Kreaturen unter der Sonne sein, sich ihrer Ketten, Maulkörbe und Keulen-Massagen zu brüsten. - Und nur die niedersten Blasrohrkriecher-Existenzen werfen auch noch ihre eigenen "Mitbewohner" in die Kerker, so Jenne es wagen, ihre oktroyierten Sklaven-Narrative auch nur anzuzweifeln. - Oder ihre "Massas" und deren herzallerliebstes "Wirken" auch nur beim Namen zu nennen. - Selbst in diesem Blog weht der penetrante Geruch von vollgeka...-ten Hosen, nennt Jemand mal freimütig "Ross und Reiter". (Gelle Herr Grossinquisitor "PäPäQuh" ???) - Denn wie sagte schon Voltaire: "Willst du wissen, von wem du beherrscht wirst, finde heruas, wen du nicht kritisieren darfst !" -
    Und gibts da nicht gewisse "Unnennbare", "Unantastbare", über "jeden Zweifel Erhabene", so doch sonst alles Irdische relativ und Nichts 100%ig und absolut ist, gibts indes doch eine "Singularität", ein "Absolutum", ein "Transzendentum", an dessen schiere, "ewige, zeitlose Existenz" zuzweifeln die komplette Vernichtung nach sich zieht.

    Hough !

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  3. @ Astloch: Dieses angeblich von Voltaire stammende Zitat stammt eben nicht von Voltaire. Sondern sein Vorname ist Kevin.
    Sieh mir diese Schmähung nach - rasch ist das Alter fertig mit dem Wort (=Parodie).

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  4. @Korrekteur

    Iss doch exkrement-echaal, von wem das Zitat stammt, Hauptsache es wurde mal abgelassen. - Zudem, möchte nicht wissen, wie viele "berühmte Zitate und Sentenzen" gar nicht von den angeblichen Autoren stammen, sondern Jennen nachträglich angedichtet wurden, da so gefällig und passend. -

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