Montag, 16. Oktober 2017

Schon wieder Sachsen: Böse Bücher vor Verbot

Historisch hat die Linke jede Menge Erfahrung mit dem Verbot von Büchern, dem Einsperren unliebsamer Schriftsteller, der Strafverfolgung von Lesern und der zielgerichteten Etablierung einer Meinungsfreiheit, die ausschließlich für die vom Politbüro der Linken-Vorläuferin SED in Abstimmung mit den Genossen der kPdSU in Moskau beschlossen worden waren. Warum also nicht aufbauen auf dieser große Tradition und die bewährte Praxis der Zensur weiterführen in einem Deutschland, das von rechten Populisten, Hetzern, Hassern und Zweiflern bedroht wird?

Schon im Frühjahr ging die über Jahrzehnte von kundigen Stasi-Leuten geführte Leipziger Linke daran, dem falschverstandenen Kompromismus abendländischen Laissez-faires den Garaus zu machen. "Welche Möglichkeiten sieht die Stadt als Gesellschafterin der Leipziger Messe GmbH, die Präsenz entsprechender Verlage, insbesondere auch Compact- und Junge Freiheit Verlag GmbH & Co, auf der diesjährigen Buchmesse zu verhindern?", frage die toleranteste und weltoffendste Partei Sachsens im Rathaus an. Die Antwort ist nicht überliefert, allerdings gelang es den angeprangerten Verlagen tatsächlich, sich mit ihren von ganz links außen aus gesehen widernatürlichen Angeboten ins Messeprogramm zu schmuggeln.

Doch nachdem derselbe Streich denselben beinharten Bekämpfern von Meinungsfreiheit, Toleranz und freiem Gedankenstreit auf der Frankfurter Buchmesse erneut gelang, so dass die wirtschaftlich angeschlagene Frankfurter Rundschau im Kampf für die Vielfalt dazu aufrufen musste, "den Rechten die Zähne zu zeigen", schrillen in Dunkeldeutschland die Alarmglocken: Die Linke fordert von der Stadt Leipzig als Gesellschafter der Messe Leipzig ultimativ, "dass extrem rechten und rechtspopulistischen Verlagen bei der jährlich stattfindenden Buchmesse keine Teilnahme als Aussteller und Veranstalter mehr ermöglicht wird."

Gründe für diesen obrigkeitlichen Eingriff in die grundgesetzlich gewährte Meinungsfreiheit gebe es genug, glaubt die SED-PDS-Linke. Das von der Compact Magazin GmbH herausgegebene Magazin sei "ein rechtes Hochglanzmagazin mit einer mehr als rechtspopulistischen und antiamerikanischen Orientierung sowie einer Neigung zu verschwörungstheoretischen Argumentationsweisen", Compact verstehe sich selbst als "Gegenpol zu einer angeblich monolithischen, gleichgeschalteten Medienlandschaft" und Chefredakteur und Anteilseigner Jürgen Elsässer sei mehrfach "bei den Aufmärschen der nationalistisch-rassistischen Gruppierung Legida" aufgetreten.

Nichts, was nicht nicht erlaubt wäre. Aber eben auch nichts, was nicht sofort verboten würde, dürften die klassenkampfgestählten Erben der SED wieder bestimmen, bis wohin die Freiheit reicht, die sie ihren Untertanen zu gewähren bereit sind.

Um den Anschein von Rechtsstaatlichkeit zu wahren, der bis zum Tag zur Rückkehr an die Macht leider noch gebraucht wird, damit die eigene Willkür nicht von miesen Hetzern und rechten Verschwörern als "Willkür" bezeichnet werden kann, empfiehlt die demokratische Linke der Stadt Leipzig, sie solle die Leipziger Messe doch veranlassen, "die Untersagung der Teilnahme von Compact und dem Verlag Antaois auf § 70a Absatz 1 der Gewerbeordnung zu stützen". Darin heißt es dehnungsfähig: "Die zuständige Behörde kann einem Aussteller oder Anbieter die Teilnahme an einer bestimmten Veranstaltung oder einer oder mehreren Arten von Veranstaltungen im Sinne der §§ 64 bis 68 untersagen, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass er die hierfür erforderliche Zuverlässigkeit nicht besitzt."

Im Gewerbegesetz der DDR, das die Linke seinerzeit als SED erfunden hatte, gab es noch einen Paragrafen, der ein ganz klein wenig schärfer klang. "Die Ausübung eines Gewerbes ist von der Gewerbebehörde ganz oder teilweise zu untersagen, wenn der Gewerbetreibende keine Gewähr dafür bietet, daß er künftig sein Gewerbe ordnungsgemäß ausüben wird. Sofern für eine bestimmte Tätigkeit eine Erlaubnis erforderlich ist, kann diese widerrufen oder zurückgenommen werden, wenn die Gründe für die Versagung nachträglich eintreten oder bekannt werden."

Hoffnung für eine saubere Meinungszukunft, in der wieder nur amtlich vom linken Zentralkomitee abgenommene Bücher mit gutem Klassenstandpunkt den Weg zu ihren Lesern finden werden. Wer die Zuverlässigkeit heute nicht besitzt, solche Werke anzubieten, dem kann morgen, wenn es hoffentlich mal wieder andersrum gekommen ist und die DDR-Gewerbeordnung endlich wieder gilt, sicher schnell auch die Genehmigung genommen werden.

11 Kommentare:

  1. Die sind wirklich dreist. Nachdem es nicht gelungen ist, die Aussteller von ihren gemieteten Ständen zu vergraulen, versuchen die es nun über Verbote. Hadmut Danisch hätte gefragt: Wer wählt so etwas?

    AntwortenLöschen
  2. "Eine Buchmesse hat Hausrecht und nicht die Aufgabe, alle Meinungen der Welt gleichberechtigt abzubilden — speziell dann, wenn sie dedizierte Gegner einer offenen Demokratie sind."
    Gerald Hensel

    und

    „Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren.“
    Karl Popper

    AntwortenLöschen
  3. genau. und die bundesreg. hat in deutschland hausrecht, das sollte sie endlich nutzen, um all diese feinde der offenen gesellschaft rauszuwerfen

    AntwortenLöschen
  4. Mit Vergnügen konstatiere ich immer wieder, dass Unbelehrbarkeit lechtsrinker Dogmatiker wie die religiöser leicht an der Methode erkennbar ist, Meinungsgegner oder "Andersgläubige" mit Zitaten aus heiligen Schriften zum Schweigen bringen zu wollen. Karl Popper hätte sich vermutlich ungern in der Rolle gesehen, linkstotalitären Pöblern und Schlägern Argumente fürs Pöbeln und Prügeln zu liefern, und was Herrn Hensel anlangt: Er hat sich zweifellos als Denunziant und Rufmörder qualifiziert, als Fürsprecher, geschweige Verteidiger einer offenen, demokratisch verfassten Gesellschaft gewiss nicht. Herr "teu" hätte vor 30 Jahren vielleicht noch mit ein paar Zitaten von Marx und Lenin jeden Unerwünschten von jeder beliebigen Messe wegstasifizieren können - mal sehen ob sowas bald wieder funktioniert. Da erfahrungsgemäß hierzulande immer wieder mal eine kritische Masse aus machtbesoffenen Knechtseelen die Welt verbessern möchte, sind Bücherverbrennungen durchaus erwartbar.

    AntwortenLöschen
  5. @teu

    Eine Buchmesse hat Hausrecht aber sie hat die Stände vermietet, um dann gegen die Verlage zu protestieren, die sich ja mit vollem Namen angeldet haben und der Messe bekannt war, welche Autoren sie verlegen. Nur deshalb haben sie ja im vorfeld angekündigt, gegen die eigenen Mieter zu randalieren. Fällt da ein Widerspruch auf?

    AntwortenLöschen
  6. Wahrscheinlich wird der Antrag der LINKEN abgelehnt.
    Aber dass die das allen Ernstes einreichen und sich davon Prestigegewinn versprechen, sagt viel über den Zustand von Deutschland in der Endphase.

    AntwortenLöschen
  7. Ich halte es mit Zettel selig: Die Linken sind nicht die 'Nachfolger' der SED, es IST die SED. Die gleichen Fratzen, die gleiche Gesinnung.

    AntwortenLöschen
  8. Anonym teu hat gesagt...
    "Eine Buchmesse hat Hausrecht und nicht die Aufgabe, alle Meinungen der Welt gleichberechtigt abzubilden — speziell dann, wenn sie dedizierte Gegner einer offenen Demokratie sind."
    Gerald Hensel

    Ich dediziere Gerald Hensel eine offene Demokratie.

    AntwortenLöschen
  9. Es ist immer wieder, und nicht erst seit der Sache mit der Mentholzigarette, ein wenn auch zweifelhaftes Vergnügen, zur Kenntnis zu nehmen, in welchem Ausmaß diesen Figuren das Gefühl für Lächerlichkeit/ Erbärmlichkeit/ Peinlichkeit abgeht.
    Wenn deren wahre Herren ihnen aber eine gewisse Macht zuzugestehen geruhen - dann wird es gruselig. Bisheriger Höhepunkt: Kambodscha 1975-78. "Leugnen" die natürlich.

    AntwortenLöschen
  10. "Als Pol Pot im Juni 1982 mit seinen Roten Khmer und zwei nicht-kommunistischen Gruppen – der „Nationalen Front für ein unabhängiges, neutrales, friedliches und kooperatives Kambodscha“ (FUNCINPEC) von Norodom Sihanouk, sowie der antikommunistischen „Khmer People’s National Liberation Front“ des früheren Premierministers Son Sann – wieder unter der Leitung von Sihanouk im malaysischen Kuala Lumpur eine Exilregierung bildete, wurde diese von den Vereinten Nationen anerkannt." --- Bolschewikiblödia ---
    Noch Fragen, Kienzle?
    P.S. Jewnightet Nations ---

    AntwortenLöschen
  11. "Ich halte es mit Zettel selig: Die Linken sind nicht die 'Nachfolger' der SED, es IST die SED. Die gleichen Fratzen, die gleiche Gesinnung."

    Er muss es wissen - als Insider.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.