Die Interessen Einzelner müssen zurückstehen, wenn es um die große Sache geht. Europa, ein wackliger Riese, im Inneren zerrissen zwischen den Weltmachtfantasien von Macron und Merkel und den aufs Eigene bedachten Interessen von Kaczyński und Orban, kann sich derzeit keine Krisen leisten wie die in Katalonien. Eine verwirrte Zentralmacht, noch nicht halb genesen von den Wunden der Finanzkrise, versucht dort, mit aller Macht eine Volksabstimmung zu verhindern, deren Ergebnis den spanischen Zentralstaat um 600 Jahre in der Zeit zurückschleudern könnte.
Damals hatte eine Ehe zwischen dem Thronerben von Aragon und Castillien den modernen spanischen Einheitsstaat begründet. Portugal und Navarra, unglücklicherweise auf derselben großen Halbinsel gelegen, wurden gleich noch mitgeschluckt.
Während Portugal sich später zurück in die Unabhängigkeit kämpfte, gelang das den Katalanen nicht. Was ihnen blieb, war das Gefühl, ein Volk zu sein - eine durch dieselbe Geschichte, Sprache und Kultur verbundene Gemeinschaft von Menschen, denen äußere Umstände und mangelndes Schlachtenglück einen eigenen Staat verwehren. Statt eines einigen Katalonien gibt es seit dem Pyrenäenfrieden von 1659 zwei: Eins gehört zu Frankreich, eins zu Spanien.
Der Wunsch aber, selbstbestimmt zu leben, erlosch in 350 Jahren nicht. Ganz im Gegenteil - wie im Fall Schottland und wie bei den Kurden: je entschiedener katalanische Autonomiebestrebungen von Madrid aus delegitimiert, kriminalisiert und bekämpft wurden, desto stärker wurden sie.
Eine "Bedrohung für ganz Europa", wie deutsche Zeitungen nun schreiben, wo rund um dasReferendum zur Unabhängigkeit der alte Franco-Staat wieder Zähne zeigt. Mitten in Europa werden Menschen daran gehindert, frei ihre Meinung zu bekunden. Mitten in Europa gehen Polizeieinheiten mit Schlagstöcken gegen Menschen vor, die nichts weiter wollen als ihre Stimme abgeben. Gummigeschosse fliegen auf Leute, die ihre demokratischen Rechte wahrnehmen.
Die Europäische Union, zu der sowohl Spanien als auch der katalonische Landesteil gehören, schweigt fein still.
Deutsche Medien dagegen haben lange geschwiegen. Stehen nun aber wie ein Mann zur harten Linie, lieber mit dem Knüppel auf ein paar Separatisten einzuschlagen, als die Auflösung der EU in lauter einzelne kleine Regionen zu riskieren.
Aus Sicht der EU, die die Unabhängigkeit des Kosovo eifrig anerkannte, während der EU-Staat Spanien dies bis heute verweigert, geht es nie darum, wer unabhängig werden will. Sondern immer nur darum, von wem. Ein Kosovo, der sich vom russlandtreuen Serbien lossagt, ist gut. Eine Krim, die aus der EU-treuen Ukraine austritt, ist schlecht. Ein Schottland, dass sich von Großbritannien lossagen will, ist auch schlecht. Allerdings nur so lange, bis sich Großbritannien von der EU losgesagt hat. Dann wird aus den schottischen Separatisten ein Verbündeter, auf den Hoffnung zu setzen ist wie auf die Kräfte in Kalifornien, die den US-Bundesstaat wegen Trump aus der USA herauslösen wollen.
Das Volk von Katalonien hingegen bringt mit seinen Bestrebungen nur Unruhe in eine ohnehin unruhige Staatengemeinschaft, die mittlerweile kaum noch was, wozu sie einst gegründet wurde. Das stört so sehr, dass selbst die brutale Gewalt, die spanische Sicherheitskräfte mitten auf dem Weltfriedensnobelpreiskontinent keinen Aufschrei in deutschen Medien oder in der deutschen Politik, keine Protestnote der Bundesregierung und keine Sanktionsforderungen der Opposition auslöst.
Stattdessen feiert die Süddeutsche Zeitung mit dem Regierungssprecher in Madrid einen "Sieg des Rechtsstaats und der Demokratie".
Das Ergebnis:
Ja: 2,020,144 - 90%
Nein: 176,167 - 7.8%
Abgegebene Stimmen: 2,262,424
Verletzte: 844
Betreff:
AntwortenLöschenhttp://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=444468
Hintermänner
"Da wäre zum einen der linksextreme katalanische Parteienverband CUP, der über eine Anzahl von gewalttätigen Straßenmilizen verfügt (so in etwa das Pendant zu unseren Antifas), zum anderen die nach außen hin präsentableren Linken von Junts pel Sí („Zusammen für ein Ja“). Beide Organisationen bilden gegenwärtig die katalonische Regierung und organisieren das von Madrid nicht anerkannte Referendum. Unterstützung erfahren sie von der linksextremen Neupartei Podemos („Wir können“) und ihrem katalanischen Ableger Podem sowie von Venezuelas Diktator Maduro. Maduro und sein Vorgänger Chávez waren übrigens bis vor gar nicht langer Zeit für die Finanzierung von Podemos verantwortlich...
Ebenfalls für die Trennung von Restspanien treten auch die zahlreichen katalonischen Muslime ein, deren Präsenz in der Region die Separatisten seit Jahren nach Kräften fördern, während sie gleichzeitig der spanischen Polizei den Kampf gegen die illegale Einwanderung erschweren. Selbst wenn es Hinweise auf salafistische Aktivitäten in den zahlreichen Moscheen der Region gibt, schließen die Separatisten ihre Augen ganz fest. Das Resultat dieser Ansiedlungs- oder Umvolkungspolitik kann sich sehen lassen: Katalonien ist heute Westeuropas islamisierteste Region. Von den offiziell 7,5 Millionen Einwohnern sind 500.000 Muslime."
Sehr informativer Artikel bei ef, Leider Bezahlschranke.
http://www.ef-magazin.de/2017/09/29/11664-unabhaengigkeitsreferendum-in-katalonien-von-linken-dinosauriern-bolivarischen-revoluzzern-und-cleveren-islamisten
So schauts aus!
was da im inneren abläuft, spielt gar keine rolle. im text ging es um die frage des umgangs von EU und bundesregierung damit.
AntwortenLöschenkeiner auf der bühne, der an gemeinsame werte erinnert.
bigott
Kosovo ist doch was voellig anderes, menno... da ging es doch um einen US-Militaerstuetzpunkt, kann man nicht vergleichen...
AntwortenLöschenDa hat die spanische Zentralregierung aber sowas von in den Kot gegriffen. Hätten sie die Abstimmung nicht gestört, wäre gar nichts gewesen außer, daß man wüßte, wieviele Katalanen sich beteiligt hätten und wie das Votum ausging.
AntwortenLöschenJetzt haben sie den Aufkleber Demokratiefeind und Diktatur an der Backe und die EU-Spezies ebenso.
Ich fand's lustig. Wenn in Deutschland Frau Petry öffentlich über Schusswaffengebrauch an der Grenze nachdenkt, ist das ein handfester Skandal. Aber wenn die spanische Zentralregierung auf eigene Bürger mit Gummigeschossen schießen lässt, reicht das kaum für ein Schluterzucken.
AntwortenLöschenOlé, wir fahr'n in' Puff nach Barcelona...
AntwortenLöschenDer hohe Gemahl der leckeren Schnitte Eleanor Rosenfeld hat ja gesagt, daß in der Pulletick (Friseur Kleinekorte) nichts ungewollt oder zufällig geschähe ... - was abgeht, war auch gewollt und geplant.