Auf einmal ist er wieder da. Jürgen Trittin, eben noch ein politischer Frührentner der Grünen, schwingt sich seit dem verblüffenden Erfolg der Umweltpartei bei der Bundestagswahl wieder zu neuen Höhen auf. Ein Mann mit Ambitionen, dieser neben Künast und Roth letzte Überlebende der Fischer-Jahre, als Grün auf dem Weg war, Volkspartei zu werden und das Weltklima schon fast gerettet schien. Dann kam die Zeit der Ungewissheit nach Fukushima, als die Grünen, die immer mit ganz wenig zufrieden gewesen waren, Hauptsache, es nährte die engere Parteiführung, mit einem Mal glaubten, da gehe mehr, viel mehr.
Die Bundestagswahl 2013 brachte ein trauriges Erwachen. Jürgen Trittin, der als beinharter Trotzkist in seine politische Karriere gestartet war und es trotz jahrelanger Überwachung durch den Verfassungsschutz fertigbrachte, moralisch sauber wie frisch gefallener Schnee als Fraktionsvorsitzender im Bundestag zu sitzen, schien nur noch das Altenteil vor sich zu haben.
Viel zu wenig für einen, der von 1990 bis 1994 als niedersächsischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und von 1998 bis 2005 als Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Kabinettsluft geschnuppert und ein Vorgefühl von Macht erlebt hatte. Dass seine Partei ihm 2013 nach seiner missratenen Spitzenkandidatur den Stuhl des Vorsitzenden vor die Tür stellte und er, Jürgen Trittin, als einfacher Abgeordneter im Bundestag sitzen musste, verzieh er nicht. Aber er klagte auch nicht öffentlich.
Trittin wusste: Ein gewiefter Taktiker, der so viele Wendungen und Flügelkriege überlebt hat, überlebt auch vier Jahre mit einem schwäbischen Bauernkrieger und einer thüringischen Moralkeule an der Spitze. Und dann ist er doch wieder da, als sei er nie weggewesen. Selbstbewusst und von niemandem zu irritieren, gibt der alte Kommunist gute Ratschläge im Dutzend. Als wäre er als Mitglied der grünen Verhandlungskommission nicht Teilnehmer an der anstehenden Schlacht um die besten Plätze am Kabinettstisch, verteilt der 63-Jährige nun schon wieder Noten wie in alten Zeiten: Er sei besorgt, dass nach der Wahl in Österreich „viele in CSU und CDU jetzt den Weg von Sebastian Kurz einschlagen wollen“, der mittlerweile den rechtspopulistischen Kurs der österreichischen FPÖ weitgehend kopiere, sagte Trittin der „Passauer Neuen Presse“. Das seien „rechtspopulistische Tendenzen“, vor denen er, der früherer RAF-Sympathisant, die Union warne.
Und wer wäre dazu wohl mehr berufen als ein Mann, der schon 1999 wusste, dass Deutschland ein „in allen Gesellschaftsschichten und Generationen rassistisch infiziertes Land“ ist, woran nicht einmal die von ihm schon 1989 mitbegründete antifaschistische Zeitschrift "Der Rechte Rand" etwas ändern konnte. Vielleicht, weil sie laut Bundesregierung und Verfassungsschutz über, „Anhaltspunkte für linksextremistische Bestrebungen“ liefert, die „sich aus der politischen Ausrichtung, die weitgehend der linksextremistischen Sichtweise zum tatsächlichen oder vermeintlichen Rechtsextremismus entspricht“, ergeben.
Trittin irritiert diese Nähe zu mutmaßlichen Extremisten keineswegs. Seit der Bankierssohn aus Bremen beschloss, die Fronteinsätze seines Vaters bei der Waffen-SS zu büßen, indem er den Kampf gegen das System aufnahm, diente er sich zäh und unermüdlich vom einfachen Mitglied im Fachschaftsrat Sozialwissenschaften über den wissenschaftlicher Assistenten der Stadtratsfraktion der linken Alternativen-Grünen-Initiativen-Liste (AGIL) in Göttingen bis zum Landtagskandidaten, Pressesprecher, Landessprecher und schließlich – die vorläufige Krönung – Bundesminister hoch.
Thomas Ebermann, Fritz Kuhn und Rainer Trampert, Christa Sager und Gunda Röstel, selbst Bütikhofer, Fischer und die Ex-Ministerin Andrea Fischer, sie alle sind Geschichte, nur er ist noch da. Jürgen Trittin, inzwischen ohne Schnauzbart, sieht sich selbst nicht nur als Weichensteller, sondern er hat auch noch einmal Ambitionen, einen Ministerposten für sich abzustauben. Klappt es, wäre es nicht nur der späte Triumph über den ewigen Rivalen Joschka Fischer, den Trittin nur "Herr Fischer" nennt. Sondern auch ein Ausgangspunkt für einen erneuten Versuch des Klassenkämpfers, sein eigentliches Ziel zu erreichen: "Wir wollten einen anderen Staat", hatte das grüne Stehaufmännchen schon vor 15 Jahren keinen Hehl aus seinen jugendlichen Ambitionen gemacht.
Ein bisschen was ist schon erreicht.
Die Bundestagswahl 2013 brachte ein trauriges Erwachen. Jürgen Trittin, der als beinharter Trotzkist in seine politische Karriere gestartet war und es trotz jahrelanger Überwachung durch den Verfassungsschutz fertigbrachte, moralisch sauber wie frisch gefallener Schnee als Fraktionsvorsitzender im Bundestag zu sitzen, schien nur noch das Altenteil vor sich zu haben.
Viel zu wenig für einen, der von 1990 bis 1994 als niedersächsischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und von 1998 bis 2005 als Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Kabinettsluft geschnuppert und ein Vorgefühl von Macht erlebt hatte. Dass seine Partei ihm 2013 nach seiner missratenen Spitzenkandidatur den Stuhl des Vorsitzenden vor die Tür stellte und er, Jürgen Trittin, als einfacher Abgeordneter im Bundestag sitzen musste, verzieh er nicht. Aber er klagte auch nicht öffentlich.
Gewiefter Taktiker
Trittin wusste: Ein gewiefter Taktiker, der so viele Wendungen und Flügelkriege überlebt hat, überlebt auch vier Jahre mit einem schwäbischen Bauernkrieger und einer thüringischen Moralkeule an der Spitze. Und dann ist er doch wieder da, als sei er nie weggewesen. Selbstbewusst und von niemandem zu irritieren, gibt der alte Kommunist gute Ratschläge im Dutzend. Als wäre er als Mitglied der grünen Verhandlungskommission nicht Teilnehmer an der anstehenden Schlacht um die besten Plätze am Kabinettstisch, verteilt der 63-Jährige nun schon wieder Noten wie in alten Zeiten: Er sei besorgt, dass nach der Wahl in Österreich „viele in CSU und CDU jetzt den Weg von Sebastian Kurz einschlagen wollen“, der mittlerweile den rechtspopulistischen Kurs der österreichischen FPÖ weitgehend kopiere, sagte Trittin der „Passauer Neuen Presse“. Das seien „rechtspopulistische Tendenzen“, vor denen er, der früherer RAF-Sympathisant, die Union warne.
Und wer wäre dazu wohl mehr berufen als ein Mann, der schon 1999 wusste, dass Deutschland ein „in allen Gesellschaftsschichten und Generationen rassistisch infiziertes Land“ ist, woran nicht einmal die von ihm schon 1989 mitbegründete antifaschistische Zeitschrift "Der Rechte Rand" etwas ändern konnte. Vielleicht, weil sie laut Bundesregierung und Verfassungsschutz über, „Anhaltspunkte für linksextremistische Bestrebungen“ liefert, die „sich aus der politischen Ausrichtung, die weitgehend der linksextremistischen Sichtweise zum tatsächlichen oder vermeintlichen Rechtsextremismus entspricht“, ergeben.
Trittin irritiert diese Nähe zu mutmaßlichen Extremisten keineswegs. Seit der Bankierssohn aus Bremen beschloss, die Fronteinsätze seines Vaters bei der Waffen-SS zu büßen, indem er den Kampf gegen das System aufnahm, diente er sich zäh und unermüdlich vom einfachen Mitglied im Fachschaftsrat Sozialwissenschaften über den wissenschaftlicher Assistenten der Stadtratsfraktion der linken Alternativen-Grünen-Initiativen-Liste (AGIL) in Göttingen bis zum Landtagskandidaten, Pressesprecher, Landessprecher und schließlich – die vorläufige Krönung – Bundesminister hoch.
Thomas Ebermann, Fritz Kuhn und Rainer Trampert, Christa Sager und Gunda Röstel, selbst Bütikhofer, Fischer und die Ex-Ministerin Andrea Fischer, sie alle sind Geschichte, nur er ist noch da. Jürgen Trittin, inzwischen ohne Schnauzbart, sieht sich selbst nicht nur als Weichensteller, sondern er hat auch noch einmal Ambitionen, einen Ministerposten für sich abzustauben. Klappt es, wäre es nicht nur der späte Triumph über den ewigen Rivalen Joschka Fischer, den Trittin nur "Herr Fischer" nennt. Sondern auch ein Ausgangspunkt für einen erneuten Versuch des Klassenkämpfers, sein eigentliches Ziel zu erreichen: "Wir wollten einen anderen Staat", hatte das grüne Stehaufmännchen schon vor 15 Jahren keinen Hehl aus seinen jugendlichen Ambitionen gemacht.
Ein bisschen was ist schon erreicht.
"Wir wollten einen anderen Staat"
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Wollten die das? Oder nur ein anders Land? Den deutschen Staat haben sie doch im Stil einer feindlichen Übernahme bekommen. So wie er war und kein Stück anders. Und sie haben ihn auf diesem Level konserviert.
Apropos, die Jungen müssens richten. Deutschland bekommt einen Not-Kanzler.
Denn sollten im Bund die Jamaika-Verhandlungen scheitern, könnte es wieder zu einer Großen Koalition zwischen CDU und SPD kommen – und zwar mit einem Not-Kanzler de Maiziere. Die GroKo aber, signalisierte die SPD, sei nur ohne Merkel zu haben...
Altgedient, high name recognition, immer Recht gehabt, erfolgreicher Kommi-Marsch durch die Institutionen: Bundespräsident wäre die logische Schlussfolgerung.
AntwortenLöschenEs ist, will mich bedünken, absolut alles drin: Jamaika, Neuwahlen, doch noch Grokotz, und sonstwas. --- Daß der Wähler in irgendeinem dieser Fälle ernsthaft mürrisch würde, ist unwahrscheinlich, gelinde ausgedrückt.
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