Sonntag, 15. Oktober 2017

Forsa-Chef: Alles Antidemokraten und Ablehner der Demokratie

In der Leistungsschau ganz unten, aber beim Verteilen von Ratschlägen ganz vorn: Forsa-Chef Manfred Güllner.
Forsa-Chef Manfred Güllner ist bekanntlich ein ganz, ganz armer Kerl. Mit seinem "Meinungsforschungsinstitut" lag der 76-jährige "deutsche Soziologe, Sozialpsychologe und Betriebswirt" (Wikipedia) bei den Prognosen zur Bundestagswahl nicht nur hinter allen anderen, die sich an einer Vorabschätzung versucht hatten. Nein, die 60 Mitarbeiter des vor 33 Jahren gegründeten Unternehmens des Sohns eines Zangenmachers landeten vor allem sagenhafte 7,3 Abweichungspunkte hinter einem erst eine Woche vor dem Wahltag erfundenen Umfragepanel namens "Wahl-O-Rat", in dem PPQ-Leser ihre Schätzungen zum Wahlausgang in die Cloud hatten speisen können.

Verunsicherter Lautsprecher


Naturgemäß ist Güllner nun verunsichert. Und naturgemäß versucht er, die nach dem nun schon Jahre andauernden systemischen Versagen der demoskopischen Handwerkskästen eigentlich notwendige Diskussion um die überwiegend nur eingebildeten Möglichkeiten der Branche zu verhindern, indem er eine Diskussion um die Strategie der Union zur Rückgewinnung verlorener Wähler vom Zaun bricht.

Der Mann, der spürbar überhaupt nichts von den Leuten weiß, die seine Mitarbeiter mit fragwürdigen Methoden befragen, läuft beim "Handelsblatt" zu großer Form auf. Plötzlich weiß er nicht nur, wer der sogenannte "AfD-Wähler" ist, so ganz grob und allgemein. Er kennt ihn auch schon seit Jahrzehnten: "Die AfD hat das in Deutschland immer schon vorhandene Potenzial von Leuten einsammelt, die anfällig für ein rechtsradikales Weltbild sind", enthüllt Manfred Güllner, "die kommen nicht aus abgehängten Schichten, sondern meist aus der Mittelschicht." Das "Pack" (Sigmar Gabriel) entpuppt sich als Teil der Gesamtbevölkerung, auch außerhalb Sachsens. Verstockte Unbelehrbare, die niemand "mit dem Begriff Heimat zurückholen kann", wie Güllner der CDU ins Stammbuch schreibt. Vielmehr müsse die Union "vor allem die jungen Wähler gewinnen", interpretiert er die Wahlergebnisse freihändig.

Ein Wutbürger, dem Gossensprache nicht fremd ist. Die Strategie der Union, das rechte Profil zu schärfen, um im Reservoir der zwölf Prozent AfD-Wähler Stimmen zurückzugewinnen, sei "völlig idiotisch". Die Jungen dächten überhaupt nicht rechts, "sie ordnen sich vielmehr links von der politischen Mitte ein". Es komme also darauf an, dass die Union unter den jeweils zwölf Prozent Grünen- und Linken-Wählern zulege.

Das Symptom als Ursache


Auch die Frage, warum die CSU mehr verloren habe als anderswo, beantwortet der selbsternannte Kenner der deutschen Wählerseele auf originelle Art. Nicht Grenznähe, die unmittelbare Erinnerung an das Ausnahmejahr 2015 und das Misstrauen in die Durchsetzungskraft eines Ministerpräsidenten, dem sichtlich die Kraft fehlt, gegen die Alternativlos-Strategie der Kanzlerin zu bestehen, kommen für Manfred Güllner als Gründe infrage. Nein, er nennt als Ursache das Symptom: "Die CSU hat die Ränder nicht mehr eingebunden, sie hat sie sogar noch stark gemacht."

Erst danach aber läuft Manfred Güllner zu echter Hochform auf. Jetzt folgt eine Wählerbeschimpfung, die die tiefe Verletzung des Forsa-Chefs offenbart. AfD-Wähler sind nun nicht mehr "anfällig", sondern "rechtsradikal". Sie sind "antidemokratisch", ehemalige "Dauer-Nichtwähler", Ablehner des demokratischen Systems. Manfred Güllner zückt sogar die schärfste Waffe und erinnert an die Weimarer Republik. "Die NSDAP ist zur Massenpartei geworden, weil sie zunehmend die demokratiefernen Wähler mobilisieren konnte." Das sei auch der AfD gelungen. Deren Wähler hätten ihr Kreuz nicht dort gemacht, "weil sie die deutsche Heimat so toll finden, sondern weil sie unser demokratisches System ablehnen".

Das alles glaubt ein Mann genau zu wissen, der vor der Wahl nichts wusste, dessen Selbstbewusstsein aber zumindest äußerlich keine Schäden zeigt. "Das zeigt, dass die CSU immer noch nicht verstanden hat, warum sie das Vertrauen der Wähler, die Bindekraft für breite Wählerschichten verloren hat", sagt er - natürlich ohne zu erläutern, woran es nun liegt außer dass "die Stammwähler von einst" heute "eher links von CDU und CSU zu finden" seien. Ein Befund, der den Erkenntnissen von des Forsa-Konkurrenten Infratest Dimap diametral widerspricht.

Und der belegte im Ranking der besten Prognosen zur Bundestagswahl immerhin Platz 2.

Sechs Plätze vor Forsa.

Und einen hinter dem Wahl-O-Rat von PPQ.




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