Der Wahlkampf scheint auf der Zielgerade immer entgrenzter, der Kontrollverlust der Bürgerinnen und Bürger über ihre Meinungsäußerungen immer größer. Geschrei und Gebrüll, wo immer politische Parteien öffentlich für sich Werbung machen. Organisiert und herangekarrt vom politischen Gegner, bleibt kaum noch eine Chance zum Disput, zur Belehrung von oben oder zur Aufklärung über eigene Absichten. Lagerwahlkampf, verroht und verblendet.
PPQ-Kolumnistin Swenja Prantl rechnet mit einem Land ab, das seine Selbstachtung verloren hat.
Vergiftete Sprüche, wer kennt sie nicht? Das sind keineswegs ehrliche oder gut gemeinte Aussagen, sondern bösartige Bemerkungen. So was wie: „Martin Schulz hat gute Aussichten, Bundeskanzler zu werden“ Oder: „Die Hamburger Polizei und Frau Merkel haben die Lage jederzeit im Griff gehabt.“
Leute, die so drauf sind, nennt man auch Giftzwerge. Sie werten andere ständig ab, sie reden hinterhältiges Zeug oder wünschen ihren Mitmenschen Dinge an den Hals, für die man schon mit einer ziemlich bösartigen Fantasie ausgestattet sein muss.
Wehrt man sich dagegen, sehen sie sich als armes Opfer, werden aggressiv und beschuldigend. Doch Giftzwergerei beschränkt sich dummerweise nicht auf das Persönliche, sie ist knapp 20 Jahre nach der Einführung des Euro Teil der politischen Kommunikation geworden. Neuerdings bedienen sich auch Regierungspolitiker ständig einer vergifteten Sprache.
Dann wollen sie Regierungen entsorgen, oder sie fordern, Angela Merkel müsse „weg“. Sie drohen Nachbarländern mit "Konsequenze", sie vergessen die Grundregeln der Demokratie, paktieren mit Despoten und schließen Grenzen, die bekanntlich gar nicht zu schließen sind. Wir sehen es gerade jeden Tag. Im Wahlkampf, so meinen viele, kochten die Gefühle eben hoch.
Da werden politische Gegner schon mal grob beschimpft. Das müsse aushalten, wer das Land regieren wolle. Nun, es auszuhalten ist etwas anderes als es auszusitzen. Dass die Spitzenkandidaten sich gefallen lassen, von den anderen Spitzenkandidaten als unfähig, unwillig und undemokratisch bezeichnet zu werden, ist falsch. Entweder kennen sie das Terrain nicht, auf dem sie sich bewegen – was schlimm genug ist.
Oder, noch schlimmer, wissen sie nicht, was sie dagegen sagen sollen. Doch sollte es Pflicht sein für unsere Spitzenpolitiker, die zu erwartende Aggression zu kennen. Als Joschka Fischer einst einen Parlamentspräsidenten „Arschloch“ nannte, war das okay. Aber heute, in Zeiten des Internets, das unsere Gesellschaft wie von selbst mit Hass flutet, müssen wir empfindlicher werden. Staatsanwaltschaften müssen eingreifen: und wo sie es nicht tun, müssen Staatsanwälte gegen sie ermitteln.
Die Angst vor Hass besänftigt Gemüter nicht. Es ist allemal besser Haltung zu zeigen, als so zu tun, als wäre „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen“ (Pofalla) keine vergiftete Schmähung. Auf Gebrüll wie"Schnauze, Iwan!" (Strauß) oder rassistische Beleidigungen wie „politische Pygmäen“ (Strauß) nicht zu reagieren, lässt diejenigen im Regen stehen, die als Demokraten selbst Ziel von Hass sind. Und die es auch bleiben, wenn die Wahlkampfbusse wieder fort sind.
Dass die Verwendung von Worten wie „Pack“ oder „Bratzen“ seit 2015 so an Lautstärke zugenommen haben, hat eine Vorgeschichte. Wichtiger als ihre Vertreter in Talkshows zu fragen, ob sie rassistisch oder rechtsradikal seien, ist es zu schauen, was genau sie da eigentlich erzählen. Wer sich über einige Zeit in den sozialen Netzwerken die Seiten beliebiger politischer Gruppen anschaut, erfährt mehr über ihre Themen. Ihre Sprache zeugt von Größenwahn und Untergangssehnsucht.
Diese Gruppen bei Facebook überbieten sich immer gleichen Erzählungen. Die Top 10 werden angeführt von „alle Politiker sind Lügner“, gefolgt von Migration als angebliches hauptproblem der Menschen, den Fremden als Barbaren, als Vergewaltigern, dem Untergang, der schon da sein soll oder doch bald kommt, wenn es so weitergeht, dem Schimpfen auf politische Gegner und Gutmenschen, die Lügenpresse und das globale Establishment.
Die Aussagen, aus denen sich diese Narration zusammensetzt, sind abwertend, destruktiv, feindselig und voll von Vernichtungsfantasien. Niemand zeigt einen Ausweg, alle gefallen sich darin, zu mäkeln, zu zersetzen, als Kritikaster gegen alles zu wüten, was die Bundesregierung gemeinsam mit der EU-Kommission aufgebaut hat.
Toxisch eben. Dass eine Menge Menschen in diesem Land solche Giftpilze sind, das ist beunruhigend! Ihre Mitmenschen können einem leidtun. Denn wer so über Politik redet, wie verhält er sich dann erst am Küchentisch? Isst er dort? Trinkt er Kaffee? Raucht er gar? Kommentiert er Kommentare im Morgenmagazin? Mit welchen hasserfüllten Begriffen?
PPQ-Kolumnistin Swenja Prantl rechnet mit einem Land ab, das seine Selbstachtung verloren hat.
Vergiftete Sprüche, wer kennt sie nicht? Das sind keineswegs ehrliche oder gut gemeinte Aussagen, sondern bösartige Bemerkungen. So was wie: „Martin Schulz hat gute Aussichten, Bundeskanzler zu werden“ Oder: „Die Hamburger Polizei und Frau Merkel haben die Lage jederzeit im Griff gehabt.“
Leute, die so drauf sind, nennt man auch Giftzwerge. Sie werten andere ständig ab, sie reden hinterhältiges Zeug oder wünschen ihren Mitmenschen Dinge an den Hals, für die man schon mit einer ziemlich bösartigen Fantasie ausgestattet sein muss.
Wehrt man sich dagegen, sehen sie sich als armes Opfer, werden aggressiv und beschuldigend. Doch Giftzwergerei beschränkt sich dummerweise nicht auf das Persönliche, sie ist knapp 20 Jahre nach der Einführung des Euro Teil der politischen Kommunikation geworden. Neuerdings bedienen sich auch Regierungspolitiker ständig einer vergifteten Sprache.
Politische Gegner werden grob beschimpft
Dann wollen sie Regierungen entsorgen, oder sie fordern, Angela Merkel müsse „weg“. Sie drohen Nachbarländern mit "Konsequenze", sie vergessen die Grundregeln der Demokratie, paktieren mit Despoten und schließen Grenzen, die bekanntlich gar nicht zu schließen sind. Wir sehen es gerade jeden Tag. Im Wahlkampf, so meinen viele, kochten die Gefühle eben hoch.
Da werden politische Gegner schon mal grob beschimpft. Das müsse aushalten, wer das Land regieren wolle. Nun, es auszuhalten ist etwas anderes als es auszusitzen. Dass die Spitzenkandidaten sich gefallen lassen, von den anderen Spitzenkandidaten als unfähig, unwillig und undemokratisch bezeichnet zu werden, ist falsch. Entweder kennen sie das Terrain nicht, auf dem sie sich bewegen – was schlimm genug ist.
Oder, noch schlimmer, wissen sie nicht, was sie dagegen sagen sollen. Doch sollte es Pflicht sein für unsere Spitzenpolitiker, die zu erwartende Aggression zu kennen. Als Joschka Fischer einst einen Parlamentspräsidenten „Arschloch“ nannte, war das okay. Aber heute, in Zeiten des Internets, das unsere Gesellschaft wie von selbst mit Hass flutet, müssen wir empfindlicher werden. Staatsanwaltschaften müssen eingreifen: und wo sie es nicht tun, müssen Staatsanwälte gegen sie ermitteln.
Die Angst vor Hass besänftigt Gemüter nicht. Es ist allemal besser Haltung zu zeigen, als so zu tun, als wäre „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen“ (Pofalla) keine vergiftete Schmähung. Auf Gebrüll wie"Schnauze, Iwan!" (Strauß) oder rassistische Beleidigungen wie „politische Pygmäen“ (Strauß) nicht zu reagieren, lässt diejenigen im Regen stehen, die als Demokraten selbst Ziel von Hass sind. Und die es auch bleiben, wenn die Wahlkampfbusse wieder fort sind.
Abwertend, destruktiv, feindselig
Dass die Verwendung von Worten wie „Pack“ oder „Bratzen“ seit 2015 so an Lautstärke zugenommen haben, hat eine Vorgeschichte. Wichtiger als ihre Vertreter in Talkshows zu fragen, ob sie rassistisch oder rechtsradikal seien, ist es zu schauen, was genau sie da eigentlich erzählen. Wer sich über einige Zeit in den sozialen Netzwerken die Seiten beliebiger politischer Gruppen anschaut, erfährt mehr über ihre Themen. Ihre Sprache zeugt von Größenwahn und Untergangssehnsucht.
Diese Gruppen bei Facebook überbieten sich immer gleichen Erzählungen. Die Top 10 werden angeführt von „alle Politiker sind Lügner“, gefolgt von Migration als angebliches hauptproblem der Menschen, den Fremden als Barbaren, als Vergewaltigern, dem Untergang, der schon da sein soll oder doch bald kommt, wenn es so weitergeht, dem Schimpfen auf politische Gegner und Gutmenschen, die Lügenpresse und das globale Establishment.
Die Aussagen, aus denen sich diese Narration zusammensetzt, sind abwertend, destruktiv, feindselig und voll von Vernichtungsfantasien. Niemand zeigt einen Ausweg, alle gefallen sich darin, zu mäkeln, zu zersetzen, als Kritikaster gegen alles zu wüten, was die Bundesregierung gemeinsam mit der EU-Kommission aufgebaut hat.
Toxisch eben. Dass eine Menge Menschen in diesem Land solche Giftpilze sind, das ist beunruhigend! Ihre Mitmenschen können einem leidtun. Denn wer so über Politik redet, wie verhält er sich dann erst am Küchentisch? Isst er dort? Trinkt er Kaffee? Raucht er gar? Kommentiert er Kommentare im Morgenmagazin? Mit welchen hasserfüllten Begriffen?
Die Polarisierung, bzw. die Verrohung der Diktion ist doch nix weiter als eine unvermeidliche Gegenreaktion gegen jahrzehntelangen „Lügen-Matrix-Sprech“. – Haben doch die „Diskurshoheiten“, „Dressureliten“ und „PC-Hohepriester“ in perfidem, manipulativem Dauereinsatz Konnotationen verbogen, Begriffe tabuisiert, umgedeutet und usurpiert. – Haben einen orwellschen Neu-Sprech installiert, der eigene, verlogene Paradigmen beweihräuchert und vice versa alles „Abweichende“ stigmatisiert und diffamiert. -
AntwortenLöschenErgo wird es Zeit derlei Scharlatane, ihre Adepten, ihre Machwerke, ihren ganzen paranoiden, deliriösen Dummfug mal wieder mit richtigen, saftigen und treffenden Begriffen und Titulierungen zu versehen. – Leisetreterische Andeutereien und kleinlautes, larmoyantes „Widersprechen“ bewirken eh nix. – Also ruhig mal wieder Ross u. Reiter benennen, und das mit gesalzener Diktion und v. aufgeblasenem, hyperventilatorischem, denunziantischem Gekreische der „Dressureliten“ nicht im geringsten beeindrucken lassen.