Fake News, an die nur Martin Schulz selbst geglaubt hat: Er war der Führer der Meinungsumfragen. |
In letzter Not hat Martin Schulz der Kanzlerin nun einen Brief geschrieben. Und mit der Post verschickt, die manchmal sogar innerhalb von wenigen Tagen zustellt. "Liebe Frau Merkel", hat Schulz in seiner Verzweiflung geschrieben, "können wir uns nicht noch mal zu einem TV-Duell treffen?" Er werde auch wieder lieb sein, keine Beleidigungen äußern, nicht auf Merkels möglichen Verfassungsbrüchen herumreiten und überhaupt alles tun, damit die Wählerinnen und Wähler draußen im Land sehen: Ja, dieser Mann wäre ein guter Vizekanzler.
Es geht ums Ganze für den Vielfunktionär, den der gewiefte damalige SPD-Chef Sigmar Gabriel Anfang des Jahres auserkoren hatte, an seiner statt in die verlorene Wahlschlacht gegen Angela Merkel zu ziehen. Schulz, ein selbstverliebter, machtversessener Mann, dem in jenen Tagen bitter nachhing, dass eine Mehrheit im EU-Parlament auf der Einhaltung einer Abmachung zur Ämterrotation zwischen Sozial- und Christdemokraten zur Halbzeit der Legislatur bestanden und er deshalb seinen Posten als sogenannter "Parlamentspräsident" verloren hatte, sah eine wunderbare Anschlussverwendung für sich. Und stimme dem Himmelfahrtskommando zu.
Manischer Blick und feuchte Lippen
Schulz soll, erzählt man in SPD-Kreisen, der einzige in der Partei außerhalb der Jusos gewesen sein, der den Umfrageergebnissen glaubte, die eine Legion aus Jubelpersern kurz nach seiner Inthronisierung über dem Land abregnen ließ. Mit manischem Blick und feuchten Lippen ließ der 61-Jährige sich zum "Gottkanzler" ausrufen, er sprach in der dritten Person von sich als dem "Kanzler" und begann daheim in Würselen bereits, auf einem großen Manövertisch im Keller Veränderungen an der aktuell so prekären Weltlage vorzunehmen.
EU-Partner, die nicht spuren, würde er finanziell austrocknen, eine "Mindestdrehzahl für Investitionen", die die Bundesworthülsenfabrik sich eigens für ihn ausgedacht hatte, würde beinahe endlos Geld in schnelle Internetverbindungen, Straßen und Schienen, den Ausbau erneuerbarer Energien, Bildung, die Rente, die Armut, die Entwicklungshilfe und in alle anderen Bereiche fließen lassen, in denen sich Wähler etwas Schönes wünschen.
Dass die Mehrheit der 82 Millionen Deutschen, die bei repräsentativen Umfragen nicht um ihre Meinung gebeten werden, sich nicht nur von ihm abgewandt, sondern sich ihm nie zugewandt hatten, konnte Martin Schulz bei all der Planerei von künftigen Regierungsprogrammen nicht merken. Der Dampfplauderer, der seine Lieblingsvokabel "ganz klar" inflationär in alle Kanäle goß, war wie verzaubert von sich selbst. Er schrieb ein Buch. Das niemand kaufte. Indem er sich aber selbst attestiert: "Martin Schulz hat frischen Wind in die deutsche Politik gebracht."
Die Kraft des Selbstbetruges
Die Kraft der Imagination, die Macht des Selbstbetruges, neben einem klugen Opportunismus Schulzens herausragende Talente, ließ ihn von da an vor aller Augen zur Karikatur eines ernsthaften Anwärters auf den Kanzlerposten werden: "Ich werde Kanzler", lispelte er mal, dann wieder bot er Merkel an, doch als Vizekanzlerin in sein Kabinett einzutreten.
Selbstironie? Der schwarze Humor eines Roten, der begreift, dass er von seinen Genossen missbraucht wurde? Oder womöglich doch Zeichen einer geistigen Zerrüttung, die ein dramatisches, ein pathologisches Maß erreicht hat?
Es bleibt geheim. Im Unterschied zur USA, wo die Gesundheit aller Präsidentschaftskandidaten ein wichtiges Thema im Wahlkampf ist, sind der physische wie der psychische Zustand der Anwärter auf den Posten des Regierungschefs in Deutschland auch bei augenfälligen Anzeichen für ernste Probleme ein Tabu.
Martin Schulz darf froh darüber sein, denn so bleiben seine mutmaßlichen privaten Probleme seine Privatsache. Schulz muss sich zwar am Wahltag schlagen lassen und er wird danach um seine Pfründe in einer SPD kämpfen müssen, deren Bedeutungs- und Existenzkrise unübersehbar wird.
Aber immerhin hat er Geschichte geschrieben: Schulz steht für den historischen Versuch der SPD, sich mit einer Schlaftablette umzubringen.
Wer sonst kann das von sich sagen.
> Schulz steht für den historischen Versuch der SPD, sich mit einer Schlaftablette umzubringen.
AntwortenLöschenbrillant.
Je nun, dieses mehr als schräge Etwas wurde aufgestellt, um dem verschreckten Pöbel Ferkel Erika als vermeintlich kleineres Übel schmackhaft zu machen. Und: Es klappt.
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