Dank Tarnschwurbeln - man kann es nicht lesen, versteht aber trotzdem, worum es geht. |
Wenn eine Zeitungsanzeige "blaue Fliesen" anpries, wusste zu DDR-Zeiten jeder, dass da jemand Westgeld tauschen wollte. Der Code war allgemein bekannt, er las sich weg wie Klarschrift, niemand benötigte eine Übersetzungshilfe. Der Staat, der sich mit eigens eingeführten Forum-Schecks bemühte, den Schwarzmarkt für Devisen auszutrocknen, schaute hilflos zu: Tat er was, tat er das Falsche, tat er nichts, war das auch verkehrt. Also tat er so, als habe er nichts verstanden. Seine Parteizeitungen taten so, als wüssten sie von nichts. Und seine Bürger taten so, als hätten sie nichts getan.
Etwas mehr als ein Vierteljahrhundert hat es gedauert, bis diese Verhältnisse lebensecht rekonstruiert werden konnten. Inzwischen aber darf Vollzug gemeldet werden: Medial ist die Wirklichkeit wieder dick angezogen, damit sie sich nicht erkälten kann. Der alltagserfahrene Leser aber, der schon länger hier lebt, versteht es, die neuen Codes ebenso leichthin zu lesen wie einst das Tarnschwurbeln unter Honecker.
Das Beeindruckende am neuen Neusprech ist die unglaubliche Komplexität der Verschlüsselung, die im Gegensatz zu den aus heutiger Sicht hilflos anmutenden Versuchen in der DDR ganz ohne verfängliche Code-Worte auskommt. Sprachforscher der Hochschule für Gestalt und Gestaltung in Gera haben unter Zuarbeit der Schweriner Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech eine typische Zeitungsmeldung aus dem Berliner Boulevardblatt BZ analysiert und die geheimen Algorithmen markiert, über die sich Autor und Leser miteinander verständigen können, ohne den Gegenstand ihres Gesprächs direkt zu benennen.
PPQ veröffentlicht die linguistische Analyse zum Text, der mit seinem Titel "Mann schlägt 28-Jährige im BVG-Bus, mehrere Frauen helfen ihm" bereits signalisiert, worum es geht. Der allseits gebildete Leser wird nach der Lektüre des Textes zweifellos komplett über das Geschehen und seine Hintergründe im Bilde sein, obwohl der Schreiber sich bemüht hat, alle zum Verständnis des Ereignisablaufes eigentlich notwendigen Fakten nicht zu nennen.
Dabei bedient er sich eines aus der Forschung bekannten Tricks, den bereits 1979 eine englische Doktorarbeit mit dem Titel „The Significance of Letter Position in Word Recognition“ beschrieb: Danach sind auch Reste von Inhalten in Texten komplett verständlich, wenn der Inhalt nicht völlig falsch ist. Der geübte Leser liest dann nicht mehr Wort für Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung nacheinander wie ein Mensch, der noch nicht so lange hier lebt, sondern erkennt das Wort und erfasst seine hier gemeinte doppelte Bedeutung sofort.
Im Selbsttest, den die Forscher aus Gera PPQ zur Verfügung gestellt haben, kann das jeder ausprobieren:
Eine 28-Jährige wurde in einem Nachtbus der Linie N6 erst von einem Mann "angemacht". Als sie in Ruhe gelassen werden wollte, wurde sie von mehreren Frauen und einem Mädchen attackiert. Zeugenaussagen zufolge war die 28-Jährige gegen 2.30 Uhr in einem BVG-Bus der Linie N6 unterwegs, als sie ein fremder Mann ansprach. Dieser machte ihr Avancen, wie die Polizei berichtet und habe versucht sie „anzumachen“.
Als sie den Unbekannten aufforderte, sie in Ruhe zu lassen, brach ein Streit aus. In diesen mischten sich auch mehrere Frauen im Alter von 65 und 16 Jahren und ein zwölfjähriges Mädchen ein. Diese gehörten „augenscheinlich zu dem Mann“ dazu, so die Polizei weiter.
Die 65-Jährige drohte der 28-Jährigen, sie mit einem Schuh zu schlagen. Der Mann packte die Frau an den Haaren und schlug ihren Kopf gegen die Sitze. Anschließend schlugen die Jugendlichen und das Mädchen auf die junge Frau ein.
An der Haltestelle Müllerstraße Ecke Gerichtstraße stiegen der Mann, die Frauen und das Mädchen aus und flüchteten. Alarmierte Beamte konnten die 65-Jährige, die Jugendlichen und das Mädchen in der Nähe feststellen. Nach Überprüfung ihrer Personalien wurden sie wieder entlassen.
Der Mann konnte unerkannt flüchten. Die 28-Jährige wurde leicht verletzt.
Etwas mehr als ein Vierteljahrhundert hat es gedauert, bis diese Verhältnisse lebensecht rekonstruiert werden konnten. Inzwischen aber darf Vollzug gemeldet werden: Medial ist die Wirklichkeit wieder dick angezogen, damit sie sich nicht erkälten kann. Der alltagserfahrene Leser aber, der schon länger hier lebt, versteht es, die neuen Codes ebenso leichthin zu lesen wie einst das Tarnschwurbeln unter Honecker.
Das Beeindruckende am neuen Neusprech ist die unglaubliche Komplexität der Verschlüsselung, die im Gegensatz zu den aus heutiger Sicht hilflos anmutenden Versuchen in der DDR ganz ohne verfängliche Code-Worte auskommt. Sprachforscher der Hochschule für Gestalt und Gestaltung in Gera haben unter Zuarbeit der Schweriner Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech eine typische Zeitungsmeldung aus dem Berliner Boulevardblatt BZ analysiert und die geheimen Algorithmen markiert, über die sich Autor und Leser miteinander verständigen können, ohne den Gegenstand ihres Gesprächs direkt zu benennen.
PPQ veröffentlicht die linguistische Analyse zum Text, der mit seinem Titel "Mann schlägt 28-Jährige im BVG-Bus, mehrere Frauen helfen ihm" bereits signalisiert, worum es geht. Der allseits gebildete Leser wird nach der Lektüre des Textes zweifellos komplett über das Geschehen und seine Hintergründe im Bilde sein, obwohl der Schreiber sich bemüht hat, alle zum Verständnis des Ereignisablaufes eigentlich notwendigen Fakten nicht zu nennen.
Dabei bedient er sich eines aus der Forschung bekannten Tricks, den bereits 1979 eine englische Doktorarbeit mit dem Titel „The Significance of Letter Position in Word Recognition“ beschrieb: Danach sind auch Reste von Inhalten in Texten komplett verständlich, wenn der Inhalt nicht völlig falsch ist. Der geübte Leser liest dann nicht mehr Wort für Wort in seiner ursprünglichen Bedeutung nacheinander wie ein Mensch, der noch nicht so lange hier lebt, sondern erkennt das Wort und erfasst seine hier gemeinte doppelte Bedeutung sofort.
Im Selbsttest, den die Forscher aus Gera PPQ zur Verfügung gestellt haben, kann das jeder ausprobieren:
Eine 28-Jährige wurde in einem Nachtbus der Linie N6 erst von einem Mann "angemacht". Als sie in Ruhe gelassen werden wollte, wurde sie von mehreren Frauen und einem Mädchen attackiert. Zeugenaussagen zufolge war die 28-Jährige gegen 2.30 Uhr in einem BVG-Bus der Linie N6 unterwegs, als sie ein fremder Mann ansprach. Dieser machte ihr Avancen, wie die Polizei berichtet und habe versucht sie „anzumachen“.
Als sie den Unbekannten aufforderte, sie in Ruhe zu lassen, brach ein Streit aus. In diesen mischten sich auch mehrere Frauen im Alter von 65 und 16 Jahren und ein zwölfjähriges Mädchen ein. Diese gehörten „augenscheinlich zu dem Mann“ dazu, so die Polizei weiter.
Die 65-Jährige drohte der 28-Jährigen, sie mit einem Schuh zu schlagen. Der Mann packte die Frau an den Haaren und schlug ihren Kopf gegen die Sitze. Anschließend schlugen die Jugendlichen und das Mädchen auf die junge Frau ein.
An der Haltestelle Müllerstraße Ecke Gerichtstraße stiegen der Mann, die Frauen und das Mädchen aus und flüchteten. Alarmierte Beamte konnten die 65-Jährige, die Jugendlichen und das Mädchen in der Nähe feststellen. Nach Überprüfung ihrer Personalien wurden sie wieder entlassen.
Der Mann konnte unerkannt flüchten. Die 28-Jährige wurde leicht verletzt.
Die Typen kenn ich. Das war Familie Müller. Die Kleine ist Yvonne Chantale. Die ist immer so drauf.
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?v=v0DCZ9Gbt0M
AntwortenLöschen.. denn daran sind sie gewöhnt und ein Teil von ihnen liebt das..
https://www.youtube.com/watch?v=d91wkhqy6bE