Freitag, 21. Juli 2017

Das verschwundene Buch: "Finis Germania" auf der Spiegel-Bestenliste

Zwischen Platz 5 und Platz 7 klafft aus politikhygienischen Gründen eine Lücke.
Ein richtig schöner, ein geradezu herrlicher Skandal war das letzten Monat, als der meinungsfreie „Spiegel“-Redakteur Johannes Saltzwedel das "antisemitische, völkisch raunende, verschwörungstheoretische" (Tagesspiegel) Buch „Finis Germania“ auf der Sachbuchbestenliste von NDR und „Süddeutscher Zeitung“ unterbrachte. Der Autor Rolf Peter Sieferle hatte sich ein halbes Jahr zuvor  umgebracht, verzweifelt an einer Welt, die er nicht mehr für seine hielt. Hinterlassen hatte er hundert Seiten Abrechnung mit dem Hier und Jetzt, bgestimmt zur posthumen Veröffentlichung.

Götz Kubitschek, leitmedialen Beschreibungen nach einer Art Oberhitler der Rechtsintellektuellen, hatte das schmale Bändchen in seinem auf Systemzerstörung zielenden "Antaios"-Verlag herausgebracht.

Oberhitlers Bücherhit


Ein Buch wie letztes Ausatmen, das auf dem Buchmarkt unter normalen Umständen  wie ein Stein versunken wäre. Hätten nicht die Hüter der Meinungsfreiheit mit einer Empörungskanonade von sarrazinschen Dimensionen eingegriffen. "Finis Germania", schwergängig, teils unverständlich, teils aber auch erhellend, wurde zum Hit für Oberhitler. Das Buch schoss - als erstes überhaupt aus einem Verlag auf dem Gebiet der ehemaligen DDR - auf Platz eins der Amazon-Verkaufscharts. Es war streckenweise ausverkauft und mit jedem empörten Artikel verlängerte sich die Liste der Vorbesteller für die "völkische Angstfantasie" (Tagesspiegel).

Das Ende aber war das noch nicht. Denn wo die Platzierung auf der NDR/SZ-Liste reiner Willkür der Juroren folgte, war es die schiere Zahl der Verkäufe, die Sieferles Buch an die Spitze der Amazon-Charts katapultierte. Die werden öffentlich allerdings kaum wahrgenommen, ganz im Gegensatz zu „Spiegel“-Bestseller-Liste, die mit ein wenig Verzögerung und Glättung auch eine reine Widerspiegelung von Verkaufszahlen ist.

So müsste auf dieser Liste nun eigentlich auch Sieferle auftauchen, irgendwo zwischen "Das geheime Leben der Bäume", "Wunder wirken Wunder" und "Das Zeitalter des Zorns". Aber wo ist er? In der offiziellen Auflistung findet er sich jedenfalls nicht.  Denn der "Spiegel" hat die Liste augenscheinlich nachredigiert und der Wirklichkeit ein Lätzchen umgehängt. Platz 5 ist eine Andrea Wulf, Platz 6 ein Buch über einen Pinguin, Platz 7 eine mit "Wer wir waren" überschriebene Rede des verstorbenen Linksintellektuellen Roger Willemsen. Sieferle? Fehlanzeige.

Zwischen 5 und 7 ein Nichts



Auch bei Lehmanns Buchhandlung, einem renommierten Fachhaus mit einer Geschichte bis zurück ins Jahr 1872, das heute im Besitz der deutschen Ärzteschaft ist. Hier strahlt auf der angeblichen "Spiegel"-Bestenliste zwischen Platz 5 und 7 eine demonstrative Leerstelle. Nichts liegt auf Platz 6, gar nichts. Eine Suche nach "Finis Germania" führt zu Georg Fülberth. Das wars.

Verglichen mit den hierzulande früher üblichen Bücherverbrennungen ist ein Bücherverschwindenlassen aus politikhygienischen Gründen zweifellos ein wirklicher zivilisatorischer Fortschritt. Wo das Wissen um die Existenz eines Buches nicht verbreitet wird, verbreitet sich auch das Buch nicht weiter, diese Lektion haben die Leitmedien aus ihrem engagierten Kampf gegen "Germany’s Newest Intellectual Antihero" (NYT)im letzten Monat mitgenommen.

Wenn sich unsere Menschen auch von "aussagekräftigen Rezensionen zum Beispiel im „Spiegel“, in dem Sieferles Buch als „völkische Angstfantasie“ bezeichnet wurde, nicht davon abhalten lassen, das Buch zu kaufen" (Tagesspiegel), dann würde die Meinungsfreiheit das sicher aushalten.

Aber besser ist eben doch, man sorgt dafür, dass sie es nicht muss.

Sieferle, so lernen wir, ist nämlich sogar schlimmer als der Führer selbst. Als Adolf Hitler selbst im vergangenen Jahr mit seinem Buch "Mein Kampf" noch einmal einen Bestseller landete, sah niemand einen Grund, ihn nicht in der "Spiegel"-Liste zu erwähnen.

12 Kommentare:

  1. Der Teufel lernt, da er nicht allwissend ist, dazu.

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  2. Spiegel leidet an Verblödungsexibitionismus. Sowas gehört in die Gummizelle.

    Bedauerlich ist nur, dass die, die das Buch kaufen und evl. sogar lesen, sowieso nicht die Einheitspartei gewählt hätten.

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  3. Dort wo man Bücher verschwinden lässt, lässt man am Ende auch Menschen verschwinden.
    (Heino)

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  4. Ich lese diese "Bestenliste" als Gruselliste der #Quotenmechanik und fortschreitenden Verblödung. Sieferle findet verständige Leser und Rezensenten auch ohne Idiotenranking. Dass alle, die das Buch zum Bestseller machten, es auch verstehen, gar fair beurteilen können, bezweifle ich. Auch das virtuelle Verbrennen ist am Ende nur Symptom fortschreitender Polarisierung in der öffentlichen Meinung, mich erinnert es sehr stark an Entwicklungen nach der Ausweisung Biermanns aus der DäDäÄrr.

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  5. @Einheitspartei

    Vera Lengsfeld notierte letztens: "Wer Merkel wählt, macht sich mitschuldig."

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  6. >Anonym Anonym hat gesagt...
    >Dort wo man Bücher verschwinden lässt, lässt man am Ende auch Menschen verschwinden.
    >(Heino)

    Brillant. Aber ich glaube, es war nicht Heino sondern Heiko.

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  7. Auch bei ZVAB: Tote Hose. Und das, obwohl der Verewigte ein Ho-ho-ho-Gläubiger war.
    So wie Hochhuth, Danisch, Klonovsky und Le Penseur es sind - merkelwürdigerweise.
    ("Es gibt eben keine Größe ohne Flecken." - Jerzy Jurandot: "Operation Sodom".)

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  8. >Anonym hat gesagt...
    >Auch bei ZVAB: Tote Hose. Und das, obwohl der Verewigte ein Ho-ho-ho-Gläubiger war.
    >So wie Hochhuth, Danisch, Klonovsky und Le Penseur es sind

    Die glauben an den Weihnachtsmann? Verfluchte Schweine.

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  9. Die glauben an den Weihnachtsmann? Verfluchte Schweine. ---

    Oh Freunde, nicht diese Töne. Arme Opfah, eher - vor allem Hochhuth, der doch mit Irving gut Kumpel sein soll. . Bei Klonovsky wäre ich allerdings nicht gar so sicher, denn er ist mit einer Pianistin vermählt. Nähere Aufschlüsse könnte ggf. die peinliche Befragung hervorbringen.

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  10. Man könnte meinen der Hr. Broder liest hier mit:

    https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article166887908/Als-Finis-Germania-von-der-Bestsellerliste-flog.html#Comments

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  11. davon darf man bei den von ihm zuletzt gehäuft nachgezogenen texten von hier, bis hin zu direkten zitaten, ausgehen.

    gerade erst hat er ja unsere formulierung "merkel mit bart" benutzt. was für eine ehre. http://www.politplatschquatsch.com/2017/07/martin-schulz-der-fake-news-riese.html

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  12. Carl GustafJuli 22, 2017

    PS: wenn man NovelRank glauben darf, dann hat unser Bundesjustizirrtumminister mal etwas mehr als 100 Exemplare seines aufweckenden Buches über Amazon absetzen können. Beim Bundesaußenminister waren es dann grad mal 6 (sechs!) Exemplare.

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