Montag, 10. Juli 2017

Anne Will: Was wirklich geschah, als niemand zusah

Hatten Aktivisten sensible Bereiche der ARD-Infrastruktur erobert?
Beim von der Bundesregierung mitfinanzierten "Störungsmelder"-Blog der renommierten Wochenzeitschrift "Die Zeit" herrscht Schweigen. Schweigen über einen Vorfall, dessen Hintergründe auch am Tag danach noch im Dunkeln liegen: Mitten in der ersten Endabrechnung eines hochkarätigen Fernsehgerichtes bei Anne Will in der ARD war statt der eifrig diskutierenden Olaf Scholz, Katrin Göring-Eckhardt, Peter Altmaier und John Kornblum, wie immer besetzt als Alibi-Amerikaner, nur eine Störungsmeldung zu sehen.

Das Bild fiel zufällig gerade aus, als Jan Reinecke, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, eine krude Verschwörungstheorie öffentlich gemacht hatte. Danach habe die Polizei die Hamburger Bürger nicht schützen können, "weil es erste Priorität war, die Gipfelteilnehmer zu schützen". Als Peter Altmaier als Vertreter der verhinderten Kanzlerin begründen will, warum die Krawalle von Hamburg im Wahlkampf trotzdem oder gerade deswegen durchaus noch eine ähnlich positive Wirkung entfalten können wie einst die Silvesterereignisse von Köln. Der Kanzleramtsminister, Geheimdienstaufseher, Verfasser des CDU-Wahlprogrammes und oberste Flüchtlingskoordinator war mit einer klaren Agenda gekommen: Allen alles versprechen, gut zureden, mehr Polizisten, Angela Merkel hat das Matcho-Triumvirat aus Trump, Putin und Erdogan einmal mehr gezähmt. Wählt sie, sie ist die Beste.

Wertvolle Hinweis eim Wahlkampf, die durch die plötzliche Sendestörung keine Chance hatten, ihre Adressaten zu erreichen. Anne Will selbst bemerkte nicht einmal, dass ihre Sendung nicht mehr zu den vielen tausend Volksempfängern draußen im Lande übertragen wurde. Die Redaktion teilte es ihr erst mit, als sie schließlich nach zehn endlosen Minuten - die längste Sendestörung im Staatsfernsehen seit Bela Rethys legendärer Reportage vom Deutschland-Türkei-Spiel bei der Fußball-EM 2008 - wieder auf dem Sender war.

Zwar fiel die Qualität der Sendung während der zehn Minuten ohne Übertragung aus Hamburg kaum ab, so dass die Gebührengelder der Deutschen weiterhin gut angelegt waren. Doch der inzwischen von Sendeleiterin Anne Will selbst öffentlich gemachte Verdacht "wir vermuten erst mal nichts Böses" weißt in eine verdächtige Richtung: Hatten Linksaktivisten die Leitungen unterbrochen? Gelang es dem Schwarzen Block, nach den Hamburger Straßen auch die Übertragungswege für Regierungspropaganda zu übernehmen?

Klar ist, dass schon die ersten Revolutionäre vor hundert Jahren wussten, wie wichtig es ist, neben Bahnhöfen, Polizeistationen und Behörden auch die Telegrafenstationen und Rundfunksender zu besetzen. Von hier aus wird die Deutunghoheit über die Ereignisse erobert, im Äther hier finden die Entscheidungsschlachten jeder revolutionären Aufwallung statt. Nicht umsonst gilt das ARD-Studio in Hamburg, Tag für Tag und Abend für Abend Schaltzentrale der Nachrichtenübermittlung aus dem Kanzleramt in die Wohnstuben, als Hochsicherheitsbereich, den zweifelhafte Charaktere nur in Ausnahmefällen betreten dürfen.

Was also geschah, als auf dem Bildschirm nichts geschah? Die ARD, immerhin ein Nachrichtenunternehmen, hüllt sich in Schweigen. So viel Geheimniskrämerei war nie und das aus gutem Grund. Wie Technikerkreisen in Osnabrück, wo die Deutsche Telekom eine bedeutende Sendeweiche für aktuell-politische Sendungen des Bundesbildungsfernsehens betreibt, kursieren Gerüchte über unterbrochene Leitungen, vertauschte Stecker und eine kontaminierte Stromversorgung im Kellergeschoss. Danach könnten Vermummte "nicht ohne Fachkenntnisse", wie es heißt, bestimmte sensible Bereiche der Will-Infrastruktur unter ihre Kontrolle gebracht haben.

Im Gegensatz zu früheren Versuchen fand die spektakuläre Aktion aber ohne Sitzstreik und Gesang statt. Vielmehr legten die Aktivisten offenbar größten Wert darauf, überhaupt nicht bemerkt zu werden. Außer von hunderttausenden Zuschauern vor dem Bildschirm, die nach einem langen, gewalttätigen Gipfelwochenende ohne Klimarettung und Ausrufung des ewigen Friedens eigens wachgeblieben waren, um Altmaiers Versprechen zu lauschen. Und von Katrin Göring-Eckhardt zu hören, wie die Weltdiplomatie funktionieren müsste, hätte die Tanzlehrer-Tochter aus Friedrichroda endlich einmal die Möglichkeit, ihre Vorstellungen durchzusetzen.

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2 Kommentare:

  1. Das würde ja bedeuten, dass beim Merkelfernsehen nicht nur merkeltreue Laberköpfe, sondern auch merkeltreue Techniker beschäftigt sind!
    Das hätte niemand je vermutet!

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  2. Hitler hat ja wirklich gelitten (das war von außen her nicht so zu erkennen, war aber trotzdem so) unter der Brutalität der SS. Und er hat alles versucht, um die zur Räson zu bringen. In den zwölf Jahren seiner Amtszeit hat er ihnen jedes Jahr mehr Steuermillionen zugeschoben. Und er hat dafür gesorgt, dass die bis auf die Knochen korrupten Staatsanwälte und doppelt so korrupten Richter systematisch die Bestrafung der Verbrecher vereiteln.
    Genützt hat´s alles nichts, die sind Jahr für Jahr immer brutaler geworden.

    Merkel leidet ja sehr (das ist von außen her nicht so zu erkennen, ist aber trotzdem so) unter der Brutalität ihrer Schläger und Brandstifter. Und sie versucht alles, um die zur Räson zu bringen. In den zwölf Jahren ihrer Amtszeit hat sie ihnen jedes Jahr mehr Steuermillionen zugeschoben. Und sie hat dafür gesorgt, dass die bis auf die Knochen korrupten Staatsanwälte und doppelt so korrupten Richter systematisch die Bestrafung der Verbrecher vereiteln.
    Genützt hat´s alles nichts, die sind Jahr für Jahr immer brutaler geworden.

    Ist schon ein schweres Los, dieses Kanzleramt. Immer dieser Machtlosigkeit zu spüren.

    Geschichte wiederholt sich doch.

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