Sonntag, 28. Mai 2017

Lügen gegen das Böse: Englisch können sie auch nicht

Falsch abschreiben können sie alle richtig: Aus Trumps "bad" wurde ein "evil".
Diesmal gab der "Spiegel" die Richtung vor. Als US-Präsident die deutschen Außenhandelsüberschüsse beim G7-Gipfel als "bad, very bad" bewertet, kramte die diensthabende Edelfeder nicht lange nach einem Wörterbuch. Michael Jacksons "Bad, I´m bad", dudelte im Hirnkasten von Peter Müller, dem heinermüllerhornbebrillten Brüssel-Korrespondenten des ehemaligen Nachrichtenmagazins. Das muss eigentlich "böse" heißen, entschloss Spiegel-Müller sich kurzerhand. Aus der Kritik an der deutschen Exportstärke, die so auch vom neuen besten Merkel-Kumpel Macron und vom Internationalen Währungsfond geteilt wird, wurde so mit Hilfe einer gewollt falschen Übersetzung eine Beleidigung der Deutschen an sich.

Selten nur lässt sich Hetze so im Entstehen beobachten. "Bad" heißt im Amerikanischen "schlecht" und ist keineswegs gleichzusetzen mit "evil", dem Wort, das "böse" bedeutet. Trumps, so zumindest behauptet der "Spiegel" von ungenannten Teilnehmern des Treffen des Präsidenten mit EU-Funktionären erfahren zu haben, sagte nun ausdrücklich "bad, very bad", nicht "evil, very evil". Wollte er damit sagen, etwas sei schlecht? Oder etwas sei "böse"?

Für Heiner Müller den Jüngeren, den sein Werk als mit allen Wassern gewaschenen Trump-Basher ausweist, ist das keine Frage. Das vom Chefredakteur selbst gerade erst formulierte Ziel ist schließlich, Trump "loszuwerden". Dazu muss dann eben so lange an der Wirklichkeit geschraubt werden, bis sie zur Absicht passt, den Gegner zu delegitimieren, ihn zu verhöhnen und all seine politischen Äußerungen nur als Karikatur widerzugeben. Warum also nicht "bad" einfach falsch übersetzen, so dass es den eigenen Zwecken dient? Warum nicht lügen, wenn die Wahrheit einem nichts nützt?

Wenn Trumps Sprecher versichert, Trump habe einen Kopfhörer getragen, hindert das das Magazin im Nahkampfmodus nicht daran, ohne jeden Beweis das Gegenteil zu behaupten. Wo kämen wir denn hin, wenn die Wirklichkeit die Schlagzeilen diktierte? Sicher nicht zu einer aus den Fingern gesogenen Mordszeile wie "Trump und der Kopfhörer: Alle hören zu. Nur einer nicht" (Spiegel).

Dass der "Spiegel" sich so wie schon im Ukraine-Konflikt als Partei engagiert wo er besser möglichst wertfrei über das Engagement der streitenden Parteien berichten sollte, könnte nun vom Leser auf dieselbe Art bestraft werden wie all die zurückliegenden Jahre schon. Das Magazin stände dann eines Tages vor der Wahl, seine Strategie der Publikumserziehung mit unlauteren Mitteln zu überdenken. Oder unterzugehen.

Doch so einfach ist die Sache nicht. Denn wo der vermeintlich seriöse "Spiegel" übersetzt, verzichten alle anderen angeschlossenen Funkhäuser, Leitmedienportale und Nachrichtensendungen kollektiv und wie von Zauberhand gelenkt auf eine eigene Übersetzung der vom "Spiegel" ja immerhin mitgelieferten Original-Vokabel "bad".

Stattdessen gackert das so weltoffene, multinationale und mindestens bilingual ausgebildete Großraumbüropersonal Journalistendeutschlands einhellig nach, was so falsch vom Hamburger Kampfblatt gegen den Trumpismus vorgegeben wurde. Plötzlich sind sie alle nie für ein Jahr in Harvard gewesen, haben nicht monatelang im Silcon Valley hospitiert und sich die Angewohnheit zugelegt, morgens zum Latte eine englische Qualöitätszeitschrift online im Original zu lesen. Bad, klar, das heißt böse.

Es gibt keine mediale Kontrolle, die sich mit der falschen Übersetzung beschäftigt. Und keine Berichterstattung über die möglichen Motive, die eine manipulative Übersetzung zulassen, obgleich die "Spiegel"-Redaktion wissen muss, dass zumindest der gebildetere, halbwegs weltläufige Teil der Leser über die gezielt zuspitzende Translation stolpern und sich Fragen stellen wird. Vielleicht sogar die, ob wes sich lohnt, ein Magazin abonniert zu haben, dessen Redakteure "bad" vielleicht demnächst als "Badezimmer" übersetzen.

Kein Verlust offenbar. Denn der größte Teil der Leser, deren Englischkenntnisse wie die von Spiegel-Müller nicht über das Maß hinausreichen, das zum verständnis eines Michael-Jackson-Song-Refrains nötig ist, wird anschließend glauben, was er gelesen hat. Trump wieder außer Rand und Band. Der "Irre" (FR). Der "Wahsinnige" (Spiegel). Hassprediger (Steinmeier). Haben wir es nicht immer gewusst? Ist uns ja auch immer so erzählt worden.

1 Kommentar:

  1. 1:1 ist das nicht zu vergleichen. Damals war die demographische Situation eine ganz andere. Ende der 70er sind die Babyboomer durchgestartet, heute gehen sie in Rente.

    Trotzdem schwebt über allem ein Déjà-vu. Irgendwie hat man das alles schon mal erlebt bei Ronald Reagan, dem Dummkopf, Schauspieler, Kriegstreiber.

    Nur war nach acht Jahren Reagans Bilanz der medialen Darstellung diametral entgegengesetzt. Natürlich war nicht alles Gold was glänzt, und ein paar Druckflecken hatte er auf der weißen Weste.
    Doch war zur Zeit des Kriegstreibers die U.S. Army faktisch eingemottet, hatte man zur Amtszeit des Friedensnobelpreisträgers Mühe rauszufinden, wo das US Militär gerade nicht schießt oder bombt.

    Ähnlich die Bilanz der Wirtschaftspolitik. Was haben wir gelacht über Reagonomics, diesen Blödsinn.
    Das war so blöd, dass Reagan damit die US-Wirtschaft, die vorher im sozialistischen Morast fast versunken ist, wieder auf Kurs gebracht hat.

    War Trump zustande bringt, wird man sehen. Bei dem Ausmaß von Hassattacken der Nomenklatura sieht es so aus, als wenn er ein Guter ist.

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