Nichts stimmt: Umfrageinstitute sind die größte Fake-News-Erfinder Deutschlands. |
Noch am Abend des Debakels standen sie wieder vor der Kamera und erklärten, wer wie wann und warum wen gewählt hatte. Die Demoskopen, seit Jahrzehnten fester Bestandteil des deutschen Politik-Zirkus, hatten wie immer komplett danebengelegen. Und wie immer machte es ihnen überhaupt nichts aus.
32 Prozent die CDU, 27,2 die SPD, die Grünen bei 12,9, die FDP 11,9, die Linke 3,8 und die AfD 5,9 - abgesehen vom Ergebnis der CDU und dem der AfD hatten die "Wahlforscher" zehn Tage vor der Wahl (oben) nicht eine einzige Zahl auch nur einigermaßen annähernd vorhergesagt. Addiert beträgt die Abweichung aller Prognosen knapp neun Prozent: Ein Vorhersagewert von so großer Unzuverlässigkeit, dass ihn ein regelmäßiger Zuschauer der "Sportschau" auch erreichen würde.
Demoskopie entpuppt sich wie so oft als Budenzauber und Voodookunst. So oft auch westdeutsche Demoskopen behaupteten, sie könnten nach Befragung von ein- oder zweitausend ausgewählten Wählen mit einer kleinen Fehlertoleranz vorhersagen, wie beliebt Martin Schulz ist oder wie nahe Angela Merkel vor dem Aus steht, so oft stellte sich im Praxistest heraus, dass eine Prognose nach Beobachtung von Knochenwurf und Vogelflug ähnlich treffsicher gewesen wäre.
Immer wieder neu gelingt es selbsternannten "Instituten" wie Infratest Dimap, der Forschungsgruppe Wahlen, Allensbach und Forsa, auf Wunsch von und Bezahlung durch Medienunternehmen, Fernsehsendern und Parteien angebliche Wahlausgäng mit einer Genauigkeit vorherzusagen, die an einen Bagger erinnert, der einen Zwirnsfaden in eine Nähnadel-Öse schiebt. Nichts stimmt nie, jede Partei bekommt zwar Stimmen, aber keine einzige auch nur annähernd die, die ihnen die Wissenschaftler mit ihren Computerprogrammen vorhergesagt hatten.
Stattdessen gibt es Zahlen, die irgendwo in der Nähe von Raten, Losen und Lottospielen liegen. Bei der SPD in Schleswig-Holstein lagen die "Wissenschaftler" um nahezu fünf Prozent daneben - bei 27,2 Prozent ist das eine Abweichung um sagenhafte 17,6 Prozent. Bei der FDP liegt sie gar bei mehr als 28 Prozent, bei der Linken auch noch bei 18 und bei den Grünen bei nahezu acht.
Werte weit außerhalb dessen, was selbst die "Wahlforscher" als Fehlertoleranz angeben.
Doch das Erstaunliche tritt wie immer ein: Kein Demoskop tritt vor die Kameras und entschuldigt sich in aller Form beim Publikum. Kein Institut stellt den - augenscheinlich völlig sinnlosen - Betrieb ein. Kein Medienhaus, kein Fernsehsender hinterfragt die Fake News, die man vor der Wahl über Wochen über seinem Publikum ausgeschüttet hat. Stattdessen spricht einfach niemand mehr über das Totalversagen der Propheten. Denn die werden nächste Woche schon wieder für die nächste "Sonntagsfrage" gebraucht, die füllen überhaupt Programm, die gehören irgendwie dazu.
Kein "Debakel" zu sehen. Läuft alles blendend für die. Und die paar Hinterbänkler der Fünferbande fallen weich.
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