Der Deutsche entscheidet bei Wahlen nach kühlem Kalkül. Freilich nicht alle Deutschen, aber doch alle "Spiegel"-Leser. Und erst recht alle "Spiegel"-Redakteure. Gelassen lesen sie die Programme der Parteien, sie benutzen den Wahlkalkulator, besuchen Straßenfeste, Diskussionsveranstaltungen mit den Kandidaten, lassen ihre Favoriten von Will und Maischberger, von Lanz, Kleber und im großen "Zeit"-Interview auf Herz und Nieren prüfen. Was wird mit den Steuern? Mit dem Energieausstieg? Mit TTIP und Brüssel, was plant mein Mann, der gern auch eine Frau sein kann, mit der Bundeswehr? Wohin schickt er sie, wie sind unsere Siegesaussichten dort?
Der Franzose aber, obschon Deutschlands liebster Partner im Europa der zusammenwachsenden Vaterländer, ist anders. Er, der einst in einer Grande Nation wohnte, seit zwei Jahren aber ein Land im Ausnahmezustand besiedelt, ist ein Reflexwähler. Hört irgendwas, sieht irgendwas, fühlt irgendwas. Und macht sein Kreuzchen dann ganz aus dem Bauch heraus, unterbewusst, getrieben von Angst. Eine "Bauchentscheidung" (Der Spiegel), die dann fahrlässigerweise über das "Schicksal Europas" (Jean Asselborn) entscheidet.
Traditionell muss der erste Wahlgang deshalb nicht überbewertet werden. Sein Ergebnis ist ein "Stimmungsbild" (Spiegel). Er zeigt, "wem die Franzosen von Herzen oder aus einem Bauchgefühl heraus zusprechen". Der Rechtsextremen Le Pen. Dem neoliberalen Macron. Fillon, dem Vertreter des Establishments. Dem linken Volkstribunen Jean-Luc Mélenchon, der radikal rauswill aus EU und Nato, den Freihandel beschränken wird, Steuern massiv zu erhöhen verspricht, um einen höheren Mindestlohn zu finanzieren.
Vom Bauch her haben drei von vier Franzosen, die zur Wahl gingen, Kandidaten gewählt, die nicht von einer der bisher regierenden Parteien nominiert wurden. Vom Bauch her haben mehr als vierzig Prozent der Franzosen ihre Stimme Kandidaten der radikalen Linken und der radikalen Rechten gegeben. In deutsche Farben übersetzt, ist Bernd Lucke knapp vor Frauke Petry ins Ziel gegangen, hinter ihm sortieren sich Thomas de Maiziere, Bernd Riexinger und Martin Schulz ein. Ein Wasserfall aus Tränen würde fließen, wäre das deutsche Realität, nicht französische.
So aber deutet ein begeistertes Kommentatorenaufgebot den Nackenschlag für die traditionelle Parteiengesellschaft als Aufbruchssignal für Europa. Er sei sicher, dass Macron "den Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus sowie die Antieuropäer in der zweiten Runde in die Schranken weisen werde", beschwört Sigmar Gabriel: „Er steht für einen neuen Aufbruch in Frankreich und in Europa.“ Wolfgang Schäuble hatte zuvor schon beteuert, dass er Macron wählen würde, weil der der beste Kandidat für Deutschland sei. "Pro-europäisch", nennt ihn Martin Schulz. Einen "Reformer" nennt ihn n-tv. "Ehrlich" heißt er in der SZ.
Das Programm des früheren Investmentbankers aber ist so weit weg von deutscher Regierunglinie wie der Bauch der Franzosen vom Kopf eines Spiegel-Schreibers. Das Rentenalter von 62 wird Macron nicht antasten. dafür aber ein Drittel der Abgeordentenseitze streichen. Er will die Beamtenpensionen abschaffen und Staatsbeamte künftig wie Ruheständler aus Privatfirmen behandeln. Für Firmen plant er Steuersenkungen, wie sie im Fall der britischen Premierministerin Theresa May gerade noch als "Steuerdumping" denunziert worden waren. Macron will Staatseigentum verkaufen, 120.000 Staatsangestellte entlassen, mehr Polizisten einstellen und mit einem "Buy European"-Programm gleich dem des US-Präsidenten Trump den Binnenmarkt vor Importen abschirmen.
Dass Macron aus deutscher Sicht das Beste ist, was noch zu haben war, zeigt den Zerrüttungsgrad der europäischen Gemeinsamkeit. Oder wie es im "Spiegel" heißt: Im zweiten Wahlgang gewinne statt des Bauches dann meist das Kalkül. Und mit ihm "die Person, der die Wähler entweder mehr zutrauen - oder vor der sie weniger Angst haben" (Spiegel).
Von Angst getriebener Reflexwähler
Der Franzose aber, obschon Deutschlands liebster Partner im Europa der zusammenwachsenden Vaterländer, ist anders. Er, der einst in einer Grande Nation wohnte, seit zwei Jahren aber ein Land im Ausnahmezustand besiedelt, ist ein Reflexwähler. Hört irgendwas, sieht irgendwas, fühlt irgendwas. Und macht sein Kreuzchen dann ganz aus dem Bauch heraus, unterbewusst, getrieben von Angst. Eine "Bauchentscheidung" (Der Spiegel), die dann fahrlässigerweise über das "Schicksal Europas" (Jean Asselborn) entscheidet.
Traditionell muss der erste Wahlgang deshalb nicht überbewertet werden. Sein Ergebnis ist ein "Stimmungsbild" (Spiegel). Er zeigt, "wem die Franzosen von Herzen oder aus einem Bauchgefühl heraus zusprechen". Der Rechtsextremen Le Pen. Dem neoliberalen Macron. Fillon, dem Vertreter des Establishments. Dem linken Volkstribunen Jean-Luc Mélenchon, der radikal rauswill aus EU und Nato, den Freihandel beschränken wird, Steuern massiv zu erhöhen verspricht, um einen höheren Mindestlohn zu finanzieren.
Vom Bauch her haben drei von vier Franzosen, die zur Wahl gingen, Kandidaten gewählt, die nicht von einer der bisher regierenden Parteien nominiert wurden. Vom Bauch her haben mehr als vierzig Prozent der Franzosen ihre Stimme Kandidaten der radikalen Linken und der radikalen Rechten gegeben. In deutsche Farben übersetzt, ist Bernd Lucke knapp vor Frauke Petry ins Ziel gegangen, hinter ihm sortieren sich Thomas de Maiziere, Bernd Riexinger und Martin Schulz ein. Ein Wasserfall aus Tränen würde fließen, wäre das deutsche Realität, nicht französische.
Aufbruch in Europa
So aber deutet ein begeistertes Kommentatorenaufgebot den Nackenschlag für die traditionelle Parteiengesellschaft als Aufbruchssignal für Europa. Er sei sicher, dass Macron "den Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus sowie die Antieuropäer in der zweiten Runde in die Schranken weisen werde", beschwört Sigmar Gabriel: „Er steht für einen neuen Aufbruch in Frankreich und in Europa.“ Wolfgang Schäuble hatte zuvor schon beteuert, dass er Macron wählen würde, weil der der beste Kandidat für Deutschland sei. "Pro-europäisch", nennt ihn Martin Schulz. Einen "Reformer" nennt ihn n-tv. "Ehrlich" heißt er in der SZ.
Das Programm des früheren Investmentbankers aber ist so weit weg von deutscher Regierunglinie wie der Bauch der Franzosen vom Kopf eines Spiegel-Schreibers. Das Rentenalter von 62 wird Macron nicht antasten. dafür aber ein Drittel der Abgeordentenseitze streichen. Er will die Beamtenpensionen abschaffen und Staatsbeamte künftig wie Ruheständler aus Privatfirmen behandeln. Für Firmen plant er Steuersenkungen, wie sie im Fall der britischen Premierministerin Theresa May gerade noch als "Steuerdumping" denunziert worden waren. Macron will Staatseigentum verkaufen, 120.000 Staatsangestellte entlassen, mehr Polizisten einstellen und mit einem "Buy European"-Programm gleich dem des US-Präsidenten Trump den Binnenmarkt vor Importen abschirmen.
Dass Macron aus deutscher Sicht das Beste ist, was noch zu haben war, zeigt den Zerrüttungsgrad der europäischen Gemeinsamkeit. Oder wie es im "Spiegel" heißt: Im zweiten Wahlgang gewinne statt des Bauches dann meist das Kalkül. Und mit ihm "die Person, der die Wähler entweder mehr zutrauen - oder vor der sie weniger Angst haben" (Spiegel).
Sollten die Franzosen denselben Fehler machen wie die Amis, und es wagen, jenen Bewerber auf ihren Präsi-Thron zu setzen, der dem schwarmintelligenten Herdentrieb-Doidschmichel dank langer politisch korrekter Pro-Hallaballa-Propaganda suspekt erscheint, dann sind das aber garantiert auch Fremdenfeinde, Rassisten und Nazis!
AntwortenLöschenSo simpel ist das multikulturelle Weltoffenbild der vielfältig einfältigen Piefke-Unkrauts, die in jedem kriminellen Import-Musel einen sie bereichernden Freund erblicken, der sie vor isolierter Inzucht und dem Aussterben bewahrt.
Ja, wenn ihm Beute versprochen wird, blendet der jubelarische Wühltisch-Schnäppchenjäger jede Restvernunft aus und giert wie hypnotisiert nach Profit, auch wenn es später seinen Ruin bedeutet.
Wie man dermaßen triebgesteuert anderen Völkern Bauchgefühl-Reflexe vorwerfen kann, das erklärt sich wohl nur durch die ignorante Arroganz der mehrheitlich ungebildet-eingebildeten Bessermenschen-Fritzens. Rechthaberische Korinthenkacker und penibelste Erbsenzähler vor dem Herren, wenn es darum geht, andere zu bewerten, aber die spendabel selbstbeweihräuchernde Globaloffenheit in Person, wenn es um sie geht. Da neigen sie dann zu idyllischen Illusionen bzw. naivem Selbstbetrug, diese Moralin-Volltrottelhorden, die alle Welt großmäulig belehren wollen, ihren eigenen Augiasstall aber nie sauber bekommen, weil sie täglich zu viel neue eigene Scheiße produzieren, was sie aber nicht kapieren.
Ich kann darum nur hoffen, dass Europa erwacht und uns erneut vor uns selbst rettet, denn ohne externe Hilfe schaffen wir unbelehrbaren Sturheil-Idioten das nämlich nicht.
"Erneut" heißt, "Europa" hätte uns schon mindestens einmal vor uns selbst gerettet?
AntwortenLöschenWie ist Dir, @ Reflektor? Was liest Du so für Sachen, guckst Du Guido Knopf - "Hitlers Morgenlatten"? Recht bedenklich ...
Petry hat und hatte nie das Format von Le Pen, und der Vergleich zwischen Macron und Lucke verbietet sich fast von selbst. Zu Macron passt dann schon eher ein Wolfang Clement, den die Sozen irgendwann beleidigt vergrault hatten.
AntwortenLöschenDie Lobgesänge, die die Sozen jetzt auf Macron anstimmen, stellen dagegen eindrucksvoll die geistige Demenz unter Beweis, der die Partei des August Bebel und Wilhelm Liebknecht nach mehr als 150 Jahren ihres Bestehens inzwischen anheim gefallen ist. Oder auf gut französisch "l’avenir les inquiète peu : après eux le déluge".
PS1: In NRW deutet sich dür die SPD inzwischen ein hervorragender zweiter Platz an.
PS2: Die AfD hat es tatsächlich geschafft, ein blondes Mädel als Spitzenkandidatin in den Bundestagswahlkampf zu schicken. Leider hat diese Pointe nemand in der Qualitätspresse mitbekommen.