Nur zweimal besser, aber sechsmal schlechter: Der HFC zwischen 2016 und 2017. |
Drei, acht und fünf, dazu zwölf und 17 und alles zusammen ergibt gerade noch den 15. Tabellenplatz. Der Hallesche FC ist in der Rückrunde der 3. Liga unverhofft aus dem Himmel der Aufstiegsträume in die Hölle der Selbstzerfleischung gestürzt.
Gegen die Gegner, gegen die in der Hinrunde noch 30 Punkte geholt wurden, langte es gerade noch zu 17. Aus der schmalen, aber immerhin positiven Torbilanz von 20 zu 14 wurde eine negative mit eben jenen zwölf mageren Treffern in 16 Spielen bei 17 Gegentoren. Die allein nicht tragisch wären, denn immerhin haben 13 Konkurrenten mehr Tore geschluckt. Doch weil nur drei weniger eigene Schüsse ins Tor brachten, steht der HFC nun nicht mehr wie noch vor ein paar Tagen auf Tabellenplatz 3. Sondern auf Platz 10, dort, wo die Tabelle nach unten umgeblättert wird.
Die Bilanz eines Absteigers.
Was ist los, was ist geschehen? Wie konnte eine sportliche Führung, wie konnte ein Sportdirektor, wie konnte ein Trainer nach einer ersten Saisonhälfte, die mangels spektakulärer Torfestivals kaum begeisternden, aber immerhin erfolgreichen Ergebnisfussball brachte, in der Winterpause zum Schluss kommen, dass da irgendwo im überschaubaren Mannschaftskollektiv noch Knoten darauf warteten, offensiv zu platzen? Und sich daraufhin entschließen, nicht nur den bis dahin enttäuschenden Sturmneuzugang Petar Sliskovic, sondern mit Timo Furuholm auch den erfolgreichsten Torschützen der letzten zehn Jahre wegzuschicken?
An der Oberfläche ist der Frage nicht beizukommen. Weder Trainer Rico Schmitt noch Manager Ralph Kühne oder Präsident Michael Schädlich haben bisher erschöpfend Auskunft dazu gegeben. Ein Ersatz mit Torgarantie sei nicht zu bekommen gewesen. Oder es habe für jenen Ersatz am Geld gefehlt. Man sei offensiv gut genug aufgestellt, um aus der Breite auszugleichen, was die einzige Spitze - der vor Saisonbeginn vom Mittelfeldspieler zum Stürmer umfunktionierte - Benjamin Pintol nicht an Durchschlagskraft besitze.
Pfeifen im Walde
Pfeifen im Wald, das nun höhnisch widerhallt. Der ohnehin laue Sturm hat es geschafft, seine Zielsicherheit noch einmal annähernd zu halbieren. Dafür klingelt es hinten ein Drittel öfter. Gegner, die im Herbst noch überrascht wurden, weil sie den neu zusammengstellten HFC nicht kannten und seine Spielweise nicht einschätzen konnten, wissen nun genau, wie gegen die Schmitt-Elf anzutreten ist.
Sie lassen den Klub spielen, denn sie wissen, dass dessen Offensivschwäche kaum Gefahr produziert. Großaspach und Regensburg drehten die HFC-Taktik gegen den HFC: Von der ersten Minute an attackierten sie weit vorn und konterten. Wer Spieler beim HFC ist, dem werden da die Beine schwer, denn er weiß: Kassiert meine Elf erstmal ein Tor, gewinnt sie nicht mehr. Also stehen sie in Offensivaktionen immer mit einem Bein in der Defensive. Die Statistik zeigt, wo das hinführt: In gerade zwei Spielen - Regenburg und Frankfurt - schnitt der HFC im Frühjahr besser ab als im Herbst und holte gegen denselben Gegner mehr Punkte. Sechsmal aber war er schlechter und holte weniger.
Ergebnis ist eine "Ergebniskrise" (Rico Schmitt), in der der Leistungsabfall in der Rückrunde, der völlig untypisch ist für den Klub von der Saale, als Zusammentreffen von fehlendem Glück und gleichzeitig auftretendem unglaublichen Pech verklärt wird. Der HFC hat die meisten Pfostentreffer. Der HFC bekommt nur ein Viertel der Elfmeter, die Magdeburg zugesprochen erhält. Der HFC ist spielerisch irgendwie top, selbst wenn er verliert. Nach offizieller Lesart muss Letzteres nur noch vermieden werden.
Am Kipp-Punkt
Doch im im Sport ist es immer so, dass man nehmen muss, was man bekommt. Wie bei Stendal, Cottbus und Magdeburg, deren sportliche Höhenflüge in der Vergangenheit im DFB-Pokal gründeten, gibt es Momente, in denen sich mehr entscheidet als ein Spiel oder das Abschneiden in einer Saison. Auch, weil Fußball mehr denn je ein Managerspiel geworden ist, in dem die Zusammenstellung der Mannschaft wichtiger ist als deren Training. Das gilt zwar als ausschlaggebend für den Erfolg. Doch im Falle des HFC zeigt sich gerade, dass mehr und längeres gemeinsames Trainieren auch zur Verschlechterung eines Kaders führen kann, wenn dessen offenkundige Schwächen nicht auf der Managementebene ausgeglichen werden.
Als sich der HFC im Oktober sang- und klanglos aus dem DFB-Pokal verabschiedete, passierte er einen jener Tipping Points, die wie eine Weiche funktionieren. Hopp oder Top? Die Entscheidung im Winter, zwei Stürmer abzugeben und keinen Ersatz zu holen, war der zweite.
Timo Furuholm, der fast grußlos nach Finnland verschickte Torgarant der letzten Jahre, hat dort inzwischen in zehn Partien sechs Tore geschossen.
Sein Verein Inter Turku, letzte Saison Tabellenvorletzter, ist derzeit 3.
Sehr schön: einen Zusammenhang zwischen Elementen der Klimaforschung und dem HFC herzustellen.
AntwortenLöschenBei all dem vermisse ich aber einen entscheidenen Punkt: der Fisch stinkt bekanntermaßen vom Kopf her. Auch wenn es schwer fällt, das zuzugeben, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass es bei dem HFC zugeht, wie bei Honeckers am Küchentisch. Dem HFC fehlt es offenkundig an allen: Rohstoffe (=Nachwuchstalente), Zustimmung aus dem Volk (=Fans), Know-how und Technologie (=Management und Trainerstab), Pläne, die niemals erfüllt werden (können) und Devisen. Die Propaganda ist dafür großartig. Und bei berechtigter Kritik (= Wiegand) greift immer noch der alte Reflex, den Kritiker mundtot zu machen, anstatt über das eigene Versagen nachzudenken.
instrumente der forschen sind doch vielfältig anwendbar.
AntwortenLöschender rest stimmt wohl, wobei die propaganda doch eher kleinstädtisch daherkommt. das glaubt wirklich nur, wer alles glaubt
Ein grosser(dicker) Fußball-Manager sagte mal sinngemäß: Für einen erfolgreichen Fußballverein brauchst du die drei K's: Kompetenz, Konzept und Kapital.
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