Jetzt ist klar: Le Pen will die Macht! |
So kann doch nur jemand reden, dem bitteres Unrecht geschehen ist. Jemand, der immer nur eingesteckt, immer nur geschluckt hat. Bis es eben irgendwann zu viel, der innere Druck zu groß geworden ist. Bis zurückgehaltener Zorn hochkocht, Unzuträgliches emporschießt, sich Bahn bricht. Dann greift der Redakteur der Berliner Zeitung zur Feder. und rechnet ab.
Im Fall Marine Le Pens muss besonders viel Unzuträgliches zusammengekommen sein. "Vater Rassist, Mutter im Playboy, Tochter voller Hass" überschreibt ein Axel Veiel einen Text, der sich anschickt, die Chefin des Front National in Zorntiraden zu ertränken. Der Autor, Jahrgang 1953 und als "Paris-Korrespondent" geführt, redet sich alles von der Seele, was er an der französischen Präsidentschaftskandidatin tippt sich alles von der Seele, was er an der gefürchteten Rechtspopulistin nicht mehr länger ertragen kann und will. Der Tonfall ist rau, stilistische Eleganz wird vermieden, Differenzierung und Einordnung sind unverkennbar und unterscheiden den Text auf den ersten Blick von hasserfüllten Fake-News-Berichten, wie ein Blick ins Handbuch "So erkennen Sie Fake News" zeigt.
Hier geht es um die bitter notwendige Anprangerung der schlimmen Populistin, um die vorbeugende Verhinderung eines zweiten Falles Trump, um die rettung des Abendlandes vor der Rechtspopularisierung.
Einem Racheengel gleich bezichtigt Veiel, der einst nach dem Jurastudium über die Arbeit in einer kolumbianischen Anwaltskanzlei und eine Promotion über lateinamerikanische Rechtsphilosophie den Weg in den Journalismus fand, Le Pen ihrer inneren Überzeugungen. Die von ihr im Namen des Volkes bekundete Empörung über Islamisten und EU-Bürokraten sei auch ihre eigene. "Sie ist echt. Und sie wurzelt tief." Marine Le Pen mutiert zu einem "in Äquatornähe tobenden Gewitter, wo die Schwüle nach einem Regenguss nicht weichen will", eine beschädigte seele, die "von Leuten, die größer, die mächtiger waren als sie, viel eingesteckt" habe, "zu viel vermutlich".
Es folgt die Familiengeschichte, eine Fahrt in der Geisterbahn, die nur in Hass und Intoleranz enden kann. Die Kinder des alten Le Pen "bekommen die reiselustigen Eltern oft lange Zeit nicht zu Gesicht". In der Schule erweist sich der Name Le Pen als Stigma. "Marine schlägt Verachtung entgegen." Der Pfarrer weigert sich, dem Kind die Hand zu geben. Mutter Pierrette mit einem Liebhaber durch. Und entblättert sich für den Fotografen des Magazins Playboy, am Leib kaum mehr als das Haushaltshilfen einst zugedachte Häubchen.
Wie viel kann von einer jugendlich reinen Seele noch bleiben nach solcher Prüfung? Muss nicht logischerweise verkrüppelte, hasserfüllte Politik machen, wer als Kind so gelitten hat? Veiel enttarnt Le Pens gefällig verpackte Fremdenfeindlichkeit, er prangert mutig und schonungslos an, dass ihr Vater die Gaskammern der Nazis als „Detail der Geschichte“ verharmloste und dass das "von offen rechtsradikalen Inhalten befreite Restprogramm" ihrer Partei immer jede Menge Sprengstoff berge - etwa den Ausstieg aus dem Euro, den niemand wollen kann, weil der Euro alternativlos ist und ein Zweifel an ihm einem Zweifel an allem gleichkommt, was Menschen ohne rassistische Väter, Playboy-Mütter und Seelen voller Hass heilig ist.
Bemerkenswert finde ich die (mittlerweile bei Journalisten und Politikern weit verbreitete) Fähigkeit des Autors, zu wissen, welche Gefühle andere Menschen hegen - insbesondere wahlweise Angst oder Hass.
AntwortenLöschenBezeichnend für diejenigen, die sich als aufgeklärt und fortschrittlich empfinden, ist die Anleihe bei der Anti-Sex-Liga, wonach die Nacktfotos der Mutter zu anderthalb Monate langem Erbrechen der Tochter führten.
mutmaßlich hat er, was bei so viel hass in der feder kaum vorstellbar scheint, ganz viel freunde, die immerzu zu ihm sagen: schreib mal auf, was diese französische halbnutte für ein luder ist.
AntwortenLöschenden hinweis auf die nacktfotos fand ich aber auch unangemessen. es klingt fast, als sei es unanständig von einer frau, über ihren körper selbst zu verfügen.
Man vergleiche die "Gaskammern der Nazis" einmal mit denen der US-Staaten, in denen solches stattfand (siehe Caryl Chessman)- soviel Brimborium beim Entsorgen der toten Leiche beim Ami, und soviel Sorglosigkeit auf Naziseite. Kein Wunder, daß es bei Moshe Peer sechsmal fehlschlug, woraufhin man ihn dann am Leben ließ.
AntwortenLöschenVerzeihung, falls mir irgendeine feine Ironie aus der Nase gegangen sein sollte.
Es ist der Fluch der von Freud verbrochenen, empiriefreien Seelenklempnerei, daß jeder Hohlkopf glaubt, die Persönlichkeit anderer Menschen mit billigen Scheißhausanalysen entlarven zu können. Ich wundere mich, daß dieser Schreiberling nicht auch eine rigide Sauberkeitserziehung oder ihre gelegentlich Abneigung gegen Baguette in der Kindheit als Ursachen ihres heutigen „Hasses“ anführt. Solche Traumata gehören doch zum Standardrepertoire eines anal fixierten, haßgetriebenen Schmierwichts. Vielleicht hat er sie für einen weiteren Artikel über die Psychosen von le Pen aufgehoben. Solange er seine Verstopfung nicht los ist, wird er bei jedem verzweifelten Entleerungsversuch fluchend Marie für seine Not verantwortlich machen.
AntwortenLöschen