Donnerstag, 16. März 2017

Zehn Jahre PPQ: Die Müllabfuhr des Medienirrsinns

"I love Kacke" hat die PPQ-Redaktion hier in einem Akt der Notwehr an die Scheibe des Redaktionsgebäudes gepinselt.

"Den alltäglichen Wahnsinn gebührend zu feiern", das war der Anspruch und das war die Absicht, als am 16. März 2007 der erste Eintrag bei politplatschquatsch.com erschien. 2007, Äonen her, ein Jahr in einem Land, in dem der damalige US-Präsident George W. Bush als "unlustiger, postnatal-dämlicher, kriegsliebender" Kriegstreiber galt, der Untergang von Tuvalu nahe bevorstand, dennoch aber Hetze gegen die Klimakatastrophe betrieben wurde und ein allererstes Mal kalt und klar analysiert wurde, dass die DDR nur verschwunden war, um einer besseren DDR 2.0 Platz zu machen.


PPQ präsentierte in jenen, heute längst vergessenen Tagen "Notate in Not", wie es später einmal in einer kurzlebigen Eigenwerbung hieß. Wie war das Land doch hübsch und friedlich! Parteien nannten sich noch urig "WASG" und "Linkspartei", ein "Deutschlandfond" sollte kommen, ein Verbot von Softairwaffen, Großbritannien lag noch auf dem Kontinent und BKA-Chef Jörg Ziercke deutete die Debatte um die Zulassung von Online-Durchsuchungen privater Computer frischauf als «Angstmacher-Diskussion, die zu Verunsicherung führen soll».

Gute alte Zeit, lange vor dem Auszug Eva Hermans aus dem GEZ-Studie, vor den Sarrazin-Kriegen, vor der Korruptionskampagne gegen Christian Wulff, vor dem Wachwechsel bei den Münteferings und in der SPD. Golden war das Licht, das Haar noch dicht, die Herzen groß und auch die Musik war besser. Der Karikaturenstreit dieser Gründungstage sah irgendwie sauber aus, er spielte im Ausland und lud zu gefahrlosen Mitspielen ein. Die Aktivisten der Globalen Islamistischen Medienfront gehörten in den ersten Monaten zu den treuesten Leser, sie drohten per Mail und im Kommentarformular. Die blasfreudige Belgierin Tania Derveaux war der erste Star auf politplatschquatsch.com. Ihr flogen die Männerherzen zu, sie avancierte zum Role Model des Klickluders, ohne dass heute keine Leitmedienseite im Netz mehr überleben kann.

Auch PPQ passte sich den Zeiten an. Aus der Müllabfuhr des Medienirrsinns wurde eine kloaka maxima, in die endlos strömte, was Deutschland produziert. Und das ist, rein rechnerisch zumindest, vor allem Kot, Kacke, braune Brühe. Trotz aller Klischees vom Exportweltmeister, Fußballweltmeister, Führungsnation und Land der Ingenieure: Faktisch stellt ist das Hauptprodukt des Landes in der Mitte Europa ein anderes. Scheiße.

82 Millionen Produzenten bringen es täglich auf rund 20000 Tonnen Stuhl, im Jahr kommen so 7,5 Millionen Tonnen zusammen. Das ergäbe, gelänge es deutschen Ingenieure, ihn zu formen, einen Würfel mit einer Kantenlänge von etwa 200 Metern. Oder eine Kugel vom 250 Metern Durchmesser. In den zehn Jahren seit dem ersten Post hier bei PPQ kam genug Material für einen Würfel von zwei Kilometern Kantenlänge zusammen. Die Kugel dazu käme auf 2,5 Kilometer Höhe. Rollte sie los, tät sie alles unter einer Schicht brauner Farbe begraben, die hauptsächlich durch das Tetrapyrrol Sterkobilin entsteht, im Fall der jungen deutschen Demokratie aber auf Wurzeln verweist, die nicht nur bis zum Erdmittelpunkt wuchern, sondern mit jedem Versuch, sie auszureißen, nur noch tiefer in jedes einzelne Herz vordringen.

Als vergebens stellte sich das Vorhaben heraus, aufklärerisch gegen Fake News, die damals noch nicht so hießen, und gegen Hetzer vorzugehen, die einen ehrbaren Kirchenfürsten als "durchgeknallten, spalterischen Oberfundi aus Augsburg" verhöhnten.

Der Wahnsinn, der heute wie ein Ödlandbrand jeden Morgen neu entflammt, war damals noch ein bescheidenes Flämmchen, das eine überaus erfolgreiche EU beleuchtete, die der Terrororganisation Hamas die Stromrechnungen bezahlt, weil es "ein unerträglicher Gedanke ist, über eine Million Menschen ohne Strom dasitzen zu sehen." Doch jedes Anschreiben dagegen, jedes Plädoyer für Liberalismus, Freiheit und gesunden Menschenverstand, wie ihn der große Zettel vorgelebt hatte, nahmen die Hetzer, Hasser und Faschismusverharmloser nur zum Anlass, den Meinungskorridor noch weiter zu verengen, Kritiker zu denunzieren und sich selbst als unfehlbaren Maßstab für alleingültige Ansichten auszustellen.

"Wer in der Nacht herumschleicht, tritt auf Matsch und Scheiße", sagen sie in Griechenland in Erinnerung an bessere Zeiten. Die sind leider immer gerade vorbei und kommen auch niemals wieder.

So sind wir nun heute hier.
Zehn Jahre älter.
Zehn Jahre dümmer.

Scheiße gelaufen.

Beileidsbekundungen bitte in die Kommentarspalte.





13 Kommentare:

  1. Danke und auch Dank an die Berufsversager in den Redaktionen und Politbüros, deren endloser Strom von Fehlleistungen diese Seite möglich macht.

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  2. Danke für die vielen Lachfalten und die Erfüllung des Bildungsauftrags below-the-line.

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  3. Ich schließe mich Borsig an.

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  4. Danke auch an Putin, der in letzten vier Jahren @ppq finanziert hat.

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  5. Immer wenn ich denke der zu Zeit herrschende Irrsinn hätte endlich seinen Tiefpunkt erreicht, klopft von unten jemand an den Fußboden um mir voller Stolz sein Bergwerk des Wahnsinns vorzuführen.
    Ich danke PPQ von ganzen Herzen. Ihr macht den Wahnsinn wenigstens ein wenig erträglicher und
    ich fühle mich nicht komplett allein in dieser brave new world.

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  6. 1. Klugscheiß:

    Naja, lieber Pepe Q, - das Rechnen üben wir nochmal, denn es wären ja nur 10 Würfel mit einer Kantenlänge von je 200m, - übereinandergestapelt wären die schon 2Km hoch, aber nur 200m breit und lang. Wenn die, die schon länger hier leben einen Würfel der angegebenen Größe zusammenzukacken sollen, musst du schon noch 990 Jahre weitermachen.

    Naja, und bei der Kügel isses ähnlich, was das Verhältnis angeht :D

    2. Danke :)

    Vielen Dank für die täglichen Lacher, - weiter so, bist täglich in der Pflichtlektüre.

    3. Auszeichnung

    Hiermit verleihen wir Dir den Erich-Mielke-Verbundorden 1. Klasse, - aus reseikeltem Alumark-Alu und wertvollem Material aus Aktivistenabzeichen der DDR, - am Bande - , selbstverständlich mit Eichenlaub.

    Allerbeste Grüße,
    Orwell

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  7. Florida RalfMärz 16, 2017

    Ach du meine Nase, zehn Jahre! Herzlichen Glückwunsch and die Helden der Aufklärungsarbeit.

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  8. Mit Blick auf Maasregeln und Kahanekette: Danke, Ohren schön steif halten und vorwärts zum 50sten Jahrestag!

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  9. so falsch? das hatte uns ein klempner ausgerechnet. wir dachten, der wenigstens versteht ess davon.

    vielen dank an alle leser. es hilft, nicht allein allein zu sein.

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  10. Nicht zu vergessen, daß die Kloake mittlerweile auch direkt gen Twitter und Facebook ausgeführt wird und der ganze Shit dort endgelagert wird.

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  11. Jubiläum? Konfetti! Tusch! Blumengebinde und Tortenheber sonder Zahl! Und bitte immer weiter so!

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  12. Was müssen das für Leute sein, die den Mut und die Kraft haben, sich mit dem täglichen Wahn der Welt auseinanderzusetzen! Nerven wie Drahtseile sind das mindeste, was sie mitbringen müssen und einen messerscharfen Verstand, mit dem sie den Wahn auseinandernehmen und die Dämlichkeit, auf dem er beruht, herausarbeiten und sichtbar machen können. Ich hoffe, daß die Drahtseile in der korrosiven Umgebung der Weltblödheiten nicht an Festigkeit verlieren und der Scherenschleifer von PPQ das Verstandesmesser jederzeit scharf hält. Meinen Glückwunsch und Dank.

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