Freitag, 27. Januar 2017

Trump-Inauguration: Zahlen zu einer Gespensterdiskussion

Und noch ein postfaktisches Bild von einer Inauguration: So sah es bei Hillary Clintons Vereidigung aus.

Die modische Frage über Postfaktismus und alternative Wahrheiten verstellt den Blick auf das zugrundeliegende Prinzip der erst im Moment der Beobachtung entstehenden Wirklichkeit, die natürlich vorher schon da war, aber nicht wirklich, weil unbeobachtet.


Quantenmechanisch wurden etwa die Inaugurationsfeiern der Präsidenten vor Donald Trump beobachtet, so dass es durchaus Zahlen über die dort vertretenden Zuschauermengen gibt. Nur wurden die Menschenmengen nie miteinander verglichen: Dass Bill Clinton zu seiner zweiten Feier nicht mehr 800.000, sondern nur noch 250.000 Fans bejubelten und dass Barack Obama von seiner ersten zu seiner zweiten Vereidigung sogar 800.000 Fans verlor, wurde beobachtet, aber nicht bemerkt. Ebenso wie gänzlich unterging, dass der vor allem in Deutschland so unbeliebte George W. Bush es schaffte, bei seinem zweiten Amtsantritt ein Viertel mehr Zuschauer anzuziehen.

War es das Wetter? Lag es daran, dass in Washington 95 Prozent der Wähler Clinton wählten? Und dass Trumps Wähler an einem Freitag keine Zeit hatten, aus dem Bible belt anzureisen, weil sie arbeiten mussten? In der Berichterstattung spielte die Suche nach Antworten darauf ebensowenig eine Rolle wie in Trumps Lager. Es ging um Symbole, um das Meme der beiden aneinandermontierten Bilder, von denen sich Trump reflexhaft vorgeführt sah. Seine Reaktion ist nicht präsidiabel, aber ganz Trump ist das nicht, jedenfalls nicht im traditionellen Sinn. Deshalb wurde er ja gewählt. Und weil er deshalb gewählt wurde, wird er nach der Wahl mit derselben Munition weiterbeschossen, die sich schon im Wahlkampf als Rohrkrepierer entpuppt haben.

Fakt ist: Erst mit Donald Trump feierte der Schwanzvergleich der Fangemeinden Premiere, wurden Zahlen zum Beweis dafür, dass der neue Mann im Weißen Haus nicht im Namen des Volkes dort sitzt.

1 Kommentar:

  1. Die Besucherzahlen müssen anders interpretiert werden: Welcher vernünftige Mensch stellt sich schon in weiter Entfernung vom Kapitol an, um einer Feier beizuwohnen, von der praktisch nichts sieht? Es spricht für die Intelligenz der Trump-Anhänger, sich die Zeremonie lieber im Fernsehen anzusehen, anstatt verloren in einer Herde nichts vor sich zu sehen als die Köpfe der anderen Herdenmenschen. Also kann man vorsichtig schließen: Im Durchschnitt scheinen die Trumpianer rationaler zu handeln als z. B. die Obamaianer.

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