Montag, 16. Januar 2017

Moralkrise: Wenn das Mitgefühl schwindet

"Fortschritte" nennt es der Regierungssprecher.
Es ist nicht irgendwer, der sich da mit einer immer vollkommeneren Abschottung Deutschlands brüstet. Es ist der Regierungssprecher. Steffen Seibert, nach Trainingsjahren beim Staatsfunk aufgerückt auf den Posten, den Bundeskanzlerin Angela Merkel innehatte, ehe sie zur Mutter der Nation wurde, feiert den Jahresbericht des Bundesamtes für Migration mit eisiger Herzenskälte. "Erhebliche Fortschritte" nennt er, was eigentlich als zunehmende Abschottung Deutschlands vor den Krisen der Welt bezeichnet werden müsste.

600.000 Menschen weniger, die Deutschland vor Krieg, Hunger und schlechten Aussichten retten konnte. 54.000 mehr, die, kaum im sicheren europäischen Kernland angekommen, wieder vertrieben wurden, zurück in eine kalte Heimat ohne wirtschaftliche Perspektiven, Bildungschancen und Mitbestimmung – 24.000 davon zwangsweise fortgebracht, mit Gewalt und gegen ihren Willen. 

Ein zynisches Spiel

Und schließlich die illegale Migration über die Türkei „fast vollständig gestoppt“ – oder besser gesagt, den einzigen Weg, den Hilfesuchende bisher hatten, dem Elend, dem Leid und den niedrigen Löhnen im arabischen Raum zu entfliehen, zugestopft mit Milliarden, die der Despot Erdogan nutzt, um seine Machtposition immer weiter auszubauen. Menschen, abgelagert in einem Land, das nach dem Dafürhalten deutscher Medien unaufhaltsam in Richtung islamistischer Diktatur driftet.


Was für ein zynisches Spiel, das der dauerlächelnde Chefsprecher der Kanzlerin vollführt, keine 24 Monate nach dem „schaffen das“ seiner Chefin, die die Welt eingeladen hatte, zu Gast zu sein bei Freunden, um die demografische Katastrophe, vor der Deutschland perspektivisch steht, wenigstens etwas abzufedern. Einwanderung und nachfolgende Ausbildung von Menschen aus der islamischen Welt galt der Bundesregierung als Königsweg, kommenden Generationen ein zukunftsfähiges Deutschland zu hinterlassen.

Einigkeit im ganzen Spektrum


Von SPD über Grüne bis hin zur Linken waren alle Parteien einig wie zuletzt beim Beschluss über die ewige Diätenerhöhung für Abgeordnete durch Ankopplung des Erhöhungsniveaus an den Anstieg der Nominallöhne. Auch die Medien verrieten ihre Linie und weckten Zweifel an der Notwendigkeit, das individuelle Recht auf Asyl künftig pauschal ganzen Volksstämmen angedeihen zu lassen.

Nur weil Wahljahr ist und das Volk den Eindruck vermittelt, bei der weltoffenen, hilfsbereiten Politik der letzten 24 Monate nicht mehr mitmachen zu wollen, hetzt die Bundesregierung nun selbst gegen die, die neu zu uns gekommen sind. Die AfD ist nun nur noch eine flüchtlingsfeindliche Partei unter anderen, auch die Große Koalition feiert jeden, der nicht mehr kommen kann, als Erfolg. Und beklatscht jeden, der wieder gehen muss, oft unter fadenscheinigen Vorwänden. Und rechnet jedes zusätzliche Grad an sozialer Kälte in künftige Stimmanteile um.

Die Angst vor dem Verlust von Machtoptionen bei der Bundestagswahl im September fordert ihre ersten Opfer außerhalb der Landesgrenzen.


2 Kommentare:

  1. Und die Fluchthelfer? Hassrede diffamiert sie als "Schlepper", manchmal gar als "Menschenschieber".

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  2. Wer diese Zahlen glaubt, glaubt auch an das Ungeheuer von Loch Ness.

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