Und auch der war nicht drin. |
Fünf Wochen und ein sportlich nahezu wertloses 9:0-Pokalspiel gegen Westerhausen, das legendäre Dorf ohne Kanalisation und nun geht sie weiter, die zuletzt mehr nervenraubende als euphorieerzeugende Vielleichtjaaufstiegssaison des Halleschen FC. Rot-Weiß Erfurt, im August letzten Jahres ein dankbarer Aufbaugegner für die Mannschaft von Trainer Rico Schmitt, kommt nach Halle, um nicht zu verlieren. Die Gastgeber in Rot-Weiß wollen gewinnen, wissen aber anfangs sichtlich nicht, wie das gehen soll.
Verkehrte Welt im sonnenüberfluteten Erdgas-Sportpark, der in den großen Zeiten beider Mannschaften noch Kurt-Wabbel-Stadion hieß und zuletzt 1991 Schauplatz einer epischen Schlacht um die 2. Liga zwischen beiden Teams war.
Um die geht es derzeit nur für einen Verein, dessen Elf aber sieht am Anfang aus, als könne sie das noch nicht so recht glauben. Der HFC steht wie schreckensstarr. Erfurt, angereist als traurige Truppe mit allenfalls Mittelfeldambitionen, macht das Spiel. Beim Halleschen FC dagegen scheinen die Beine schwer, nach vorn geht gar nichts und hinten wackelt es, obwohl die Gäste nicht gerade energisch an der neuformierten Innenverteidigung rütteln, in der Tobias Schilk den gesperrten Stefan Kleineheismann ersetzt.
Erfurt mit Problemen
Warum Erfurt solche Probleme hat, mit den besseren Mannschaften der Liga mitzuhalten, zeigt sich aber schon in dieser Phase. Die mit Tyrala, Aydin und Kammlott namhaft besetzte Offensive der Thrüriger entwickelt kaum Torgefahr. Ein Schüsschen von Tyrala, mehr kommt nicht nach vorn. Halle dagegen erwacht. Fabian Baumgärtel flankt in den Strafraum, Ajani zieht ab, Torwart Klewin muss alles geben, um den Ball noch abzulenken.
Dass bisschen Druck reicht nun schon, um die in Rot-Schwarz-Weiß aufgelaufenen Gäste komplett aus dem Konzept zu bringen. Dorian Diring, der den wiedereinmal gesperrten Gjasula verlustlos ersetzt, und Fennel, der wie immer den Wunsch weckt, es gäbe irgendwo noch drei von seiner Sorte zu kaufen, schließen das halleschen Zentrum. Sascha Pfeffer, in seiner ersten Partie als Kapitän noch eifriger als sonst und in der 2. Halbzeit mit einer starken Aktion, als er einen bereits gegen Erfurt verhängten Freistoß zurückgibt, läuft vorn mit Pintol an. Auch die Anfeuerunger der Erfurter Fankurve, die im Zeichen des Mainzer Rades aus dem Wappen ihres Klub fortwährend singen, nützen da nichts. Erfurt steht nun so wie der HFC zu Beginn, augenscheinlich weitestgehend unfähig, den gezielt über die Außen vorgetragenen Angriffen der Hallenser Paroli zu bieten.
Die aber tun sich im Detail schwer. Marvin Ajani trödelt vor und nach jedem Anspiel gerade immer so lange, dass die Gelegenheit, einen Angriff schnell auf Klewins Tor zu bringen, vorüber ist, wenn er endlich in die Gänge kommt. Auf der anderen Seite, wo Lindenhahn und Baumgärtel den mittig postierten Benjamin Pintol bedienen sollen, bleiben Offensivversuche sogar noch früher stecken. Und der Zufall hilft auch nicht: Als Fennel einen von Klewin weggeschlagenen Ball auf den Fuß bekommt, ist das Tor verlassen. Aber der Amerikaner verzieht bei seinem Fernschuss um zwei, drei Meter.
Pintol trifft mal wieder
So muss es Brügmann richten. Der in der Hinrunde aussortierte Verteidiger zeigt vor 7700 Zuschauern eine ganz andere Dynamik als Ajani. Bissig, kantig und schnell geht er in der 39. Minute bis fast zu Grundlinie durch, entblößt so die Erfurter Abwehr, flankt, findet den vor dem Tor völlig blank stehenden Pintol. Und der köpft zum 1:0 ein.
Eine verdiente Halbzeitführung, nur zu niedrig. Und dabei bleibt es auch. Halle hat nach Wiederanpfiff noch einmal zehn starke Minuten, doch weder Pintol noch Baumgärtel noch Pfeffer, der den Ball an den Innenpfosten setzt, schaffen es, das spielentscheidende 2:0 zu machen. Und irgendwie kommt Erfurt dann von den Toten zurück. Ohne wirklich zwingend vor dem Tor der Hallenser auftrumpfen zu können, drücken die Gäste die jetzt physisch nachlassenden Gastgeber in deren Hälfte. Halle wartet auf Konter, doch wenn neun Spieler das direkt vor dem eigenen Strafraum tun, ist niemand da, mit dem der eine Spieler zusammenspielen kann, der im Mittelfeld auf seine Gelegenheit wartet.
Es knirscht also, es nähert sich sogar beinahe dem Zustand des Zitterns, der jedem treuen HFC-Zuschauer seit Äonen so gut bekannt ist. Aber das ist dann der Unterschied zu den Tagen, aus denen irgendwann einmal die guten alten Zeiten werden. Anno 2017 giften, kratzen und schaukeln Lindenhahn, Fennel, Bredlow und die schließlich ohne jede Wirkung eingewechselten Röser, El-Helwe und Müller die drei Punkte nach Hause.
Seit dem April letzten Jahres ist der HFC nun zu Hause unbesiegt.
Bleibt es bis Ende April diesen Jahres dabei, könnte es im Mai sogar zum Alleräußersten kommen. Ein Wort mit A und acht Buchstaben.
Endlich wieder ein Sport-Teil auf ppq. Und ja. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit für einen Aufstieg höher ein als für eine Kanzlerschaft von Martin Schulz.
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