Damals wollten viele nicht, heute aber schon. |
Es war damals im November, als Europa und die Welt noch den frischen Wahlschock aus den USA genossen. Komplett verwirrt und irritiert antworteten bei einer Umfrage des Reise-Portals „Urlaubsguru“ mehr als ein Drittel der über 5000 Befragten, dass sie nun nicht mehr in die USA reisen würden. Trump solle, werde und müsse boykottiert werden, bis die Amerikaner zur Vernunft kommen – ein klares Abgrenzungssignal, das die ehemals befreundete Supermacht hätte zum Nachdenken bringen müssen.
Umso schlimmer, dass dies nicht nur nicht geschehen ist, sondern dass Donald Trump mit seinen Einreiseverboten für muslimische Länder auch zahlreiche deutsche Doppelpassler trifft, die alle gerade kurz davor standen, einen Flieger Richtung New York, Miami und Chicago zu besteigen.
Nahezu hundert Prozent aller in Deutschland lebenden Schauspieler, Sänger, Zauberkünstler und Politiker mit jemenitischen, iranischen und irakischen Wurzeln wurden offensichtlich auf dem falschen Bein erwischt: Trotz der Machtergreifung Trumps hatten sie schon alles vorbereitet, heute, morgen oder spätestens übermorgen über den großen Teich zu jetten. Nun nun lässt Trump diesen schönen Traum platzen – vielleicht noch in Erinnerung an die Ankündigung, dass ein Drittel der Deutschen ohnehin nicht mehr in sein großes und schönes Land reisen werde.
Während der schleswig-holsteinische Spitzenkandidat der FDP, Wolfgang Kubicki, deshalb inzwischen zum Gegenschlag ausholt und gemeinsam mit den Grünen ein Einreiseverbot für den neuen US-Präsidenten fordert, hat der neue Bundesaußenminister Sigmar Gabriel ein deutliches Zeichen für noch mehr und möglichst umfassende Einreisesperren gesetzt. Gabriel genehmigte an seinem letzten Tag als Wirtschaftsminister den Verkauf von 48 deutschen Patrouillenbooten an Saudi-Arabien.
Der enge Verbündete Deutschlands im Kampf gegen den Terror vergibt für Touristen traditionell und generell keinerlei Visa. Israelis dürfen gar nicht, Frauen nicht allein einreisen, ledige Frauen unter 45 nur in Begleitung eines volljährigen nahen Verwandten (Vater, Ehemann, Bruder), andere Besucher müssen einen einheimischen Sponsor haben, der sie förmlich zu sich einlädt.Verboten ist es zudem, mit einem Pass einzureisen, der einen israelischen Einreisestempel enthält.
Nicht äußern konnten sich Bundesregierung und EU-Kommission wegen des amerikanischen #muslimban bislang zur einer Einreisesperre, die das Emirat Dubai dem österreichischen Fußballer Munas Dabbur erteilen musste, der aus Israel stammt. Auch das Einreiseverbot, das 15 weitere Staaten gegen Israelis seit Jahren aufrechterhalten, wird in Berlin nur indirekt abgegriffen. Angela Merkel hatte die Deutschen bereits vor längerer Zeit aufgefordert, ihren Urlaub häufiger in Ländern zu verbringen, die Israelis nicht einreisen lassen. Damit fördere man den wirtschaftlich wichtigen Fremdenverkehr im Nahen Osten.
Langsam wird es eng für die Gutmenschenschikkeria. Bald bleibt als Reiseziel nur noch der Mond.
AntwortenLöschenDie Hetze der Medien gegen Trump ist schier unerträglich. Jedes rationale Denken, jede Sachlichkeit ist offensichtlich abhanden gekommen. Bei den Zeitungen hätte ich es ja erwartet, auch bei Sendern wie dem Rotfunk in NRW - aber auch der DLF hat "dazugelernt": Man konnte das z.B. deutlich merken, als Günther Verheugen heute früh im Interview einfach meinte, man müsse erst mal abwarten.
AntwortenLöschenUnd was Einreisesperren angeht: Man schaue mal hier:
https://de.usembassy.gov/de/visa/programm-fur-visumfreies-reisen/anderungen-fur-visumfreies-reisen/
Erst ein Jahr her und natürlich aus naheliegenden Gründen verdrängt.
Das waren noch Zeiten, als Merkel ihre eitel Freude über den feigen, hinterhältigen und brutalen Mordanschlag Obamas auf eine saudische Familie in die Mikrofone der Welt hauchte. Der Mann, der "gut im Leute töten" (Selbsteinschätzung) war, war auch in dieser Hinsicht ein Vorbild für Merkel, eine Lichtgestalt, die ihr den Weg im Dunkel der Macht leuchtete.
AntwortenLöschenWie sich die Zeiten und Maßstäbe doch ändern. Über Nacht sozusagen. Von wegen keine Alternativen.
Ja gut, es ist Menschenwerk. Wir kleinen Sünder begehen so unsere kleinen Sünden.
AntwortenLöschenMan muss auch aufpassen, dass einem über die Zeit nicht die Maßstäbe verrutschen.
Trotzdem die Frage, war das früher schon genauso verlogen?
Ich meine jetzt nicht die DDR, da lief das nach genau dem gleichen Muster. Aber Anfang der 90er, im gerade wiedervereinigten Deutschland, war die Verlogenheit auch so übel?
@Volker, 1996 (!) sitze ich in Gera mit ehem. NVA-Offizieren zusammen und sagte, es gäbe mM nach zwei entscheidende(!) Unterschiede zwischen dem DDR-Journalismus und dem aktuellen ostdeutschen Journalismus:
AntwortenLöschen1. Diesmal nimmt man "weiche Themen" des Kleinbürgers (Frauen, Umwelt, etc.) für seine Propaganda
2. Diesmal gibt es Westgeld
Hallo Volker, ich erinnere z.B. an den Vorwurf des "Antiamerikanismus" gegen diejenigen, die gegen den Nato-Doppelbeschluss waren ("Weco statt Pershing"). Auch stand schon in den 80-ern die NPD kurz vor der Machtergreifung. Integration war alternativlos, und die Deutschen waren sich zu fein für Arbeiten, die Ausländer übernommen hatten.
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