Timo Furuholm, der Finne mit dem großen Fußballherzen. |
Es wird nicht mehr dasselbe sein, wenn der Mann mit der 14 nicht mehr aufläuft. Gut, das tut Timo Furuholm schon seit Monaten nicht mehr, eigentlich schon seit dem Abschied von Trainer Sven Köhler nicht. Und obwohl bekannt war, dass weder Sportdirektor Stefan Böger noch Neu-Trainer Rico Schmitt große oder überhaupt irgendwelche Stücke auf den Finnen hielten - so lange er praktisch da war, bestand theoretisch die Chance, eines Tages, irgendwann, aus noch nicht absehbaren Gründen in die Mannschaft des HFC zurückzukehren.
Das wird nun nicht mehr passieren. Nach drei Jahren in Halle wird dem Finnen Timo Furuholm der Spind vor die Tür gesetzt. Schon im Winter wird er gehen, im Winter des dritten Jahres in Halle, wohin er auch in einem Winter gekommen war. Damals stand es schlimm um den HFC, der, gerade aufgestiegen, schon wieder auf dem Weg nach unten war. Irgendwo in Düsseldorf buddelten sie Timo Furuholm aus, ein Stürmer ohne jede Eleganz, ein Mensch, der freundlich war, aber kein Diplomat.
Ein Stürmer, kein Diplomat
Komischerweise passte das wie damals bei Thomas Neubert, der zum Fußballgott wurde, obwohl es immer aussah, als freue er sich, überhaupt mitspielen zu dürfen. Timo Furuholm tat, was Stürmer in Halle eigentlich nie tun. Gilt normalerweise das Gesetz, dass selbst der Spieler, der bei seinem vorigen Verein regelmäßig getroffen hat, damit an der Saale sofort aufhört - Preuß, Merkel, Pichinot und Beck bezeugen es - störte sich der nur kurz Furu genannte Zauselbart daran nicht. Er traf einfach. Im ersten halben Jahr gleich so oft, dass der HFC glatt die Liga hielt.
Dann war er wieder weg. Düsseldorf rief, der große Fußball, das große Geld. Der schütterhaarige Emotionsfußballer aber konnte eine Liga höher nicht mithalten. Er saß auf der Bank. Er hörte den Ruf aus Halle. Er pokerte. Er schlug ein Gehalt heraus, das oberhalb von allem lag, was der HFC seit seiner letzten Zweitligasaison zwei Jahrzehnte zuvor irgendwem gegeben hatte. Und er war jeden Cent wert.
Furuholm traf. Und er hatte Schauwert. Neben den oft genug seltsam gesichtslos bleibenden Figuren, die von HFC-Manager Kühne in den drei Furuholm-Jahren geholt und wenig später meist wieder fortgeschickt wurden, wirkte der Finne wie ein eigentümliches Original aus einer Fußballzeit, als Spieler noch kein PR-Training absolvierten. "Er sprach das gesamte Spiel, lachte, schimpfte und winkte ins Publikum", beschreibt ihn Frank Rugullis in einem begeisternden Porträt. Furuholm habe ganze Viererketten beschäftigt, sei Spiel sich durch Wucht ausgezeichnet, "obwohl er gar nicht so groß ist".
Nach seiner Rückkehr schoss er zwölf Tore und holte damit 1,56 Punkte pro Spiel. Obwohl dieser Wert später schleichend abfiel, lag Furuholm stabil über hochgelobten Mitspielern wie Sören Bertram und Andy Gogia.
Effektiver als alle anderen
Nur dass er nicht mehr so geschätzt wurde. Trainer Sven Köhler setzte ihn auf die Bank, Furuholm trotzte, Köhler trotzte zurück. Furuholm machte trotzdem wieder zwölf Tore. Und grinste zur Tribüne hinauf, wo seine Freunde saßen, die Fans, die ihn immer noch liebten oder hassten, aber jedenfalls seinen Namen kannten.
Als Köhler dann gehen musste, verlor Furuholm den Mann, der ihm wie ein strenger Vater gewesen war. Nachfolger Böger konnte wenig anfangen mit dem nun auch immer öfter verletzten Finnen. Und Bögers Nachfolger Schmitt träumt von einem anderen Fußball als Furu ihn spielen kann: Der Stürmer ist erster Verteidiger, er soll nicht Tore schießen, sondern das schnelle Kombinationsspiel pflegen. Ballbesitz, ein Begriff, der in Furuholms Welt nicht vorkommt, weil der mit Frau und Kind in Halle lebende Ex-Nationalspieler der Ansicht ist, dass ein Stürmer den Ball möglichst schnell loswerden soll - möglichst per Torabschluss.
"Er wirkte auf dem Platz wie ein Auslaufmodell, das für das Ursprüngliche im Fußball kämpft und das auf Entscheidungen über seinen Kopf hinweg fast immer mit Widerspruch reagiert", beschreibt ein Fan. Im Sommer schon sollte er weggeekelt werden, um Platz für einen Mann zu machen, der besser ins System Schmitt passt. Furuholm wollte nicht. Und fand keinen anderen Verein. Die Signale aber, die er empfing, blieben auf Rot, obwohl Nachfolger Petr Sliscovic sich als Komplettausfall entpuppte: Geh´, oder du versauerst auf der Tribüne.
Timo Furuholm hat ihnen nun den Gefallen getan. Der Stürmer wechselt zum FC Inter in Finnland, wo er schon bis 2012 aktiv gewesen ist. Furuholm spielte in der 3. Liga 103 Mal für den Halleschen FC, er erzielte 35 Tore und war mit einem Wert von 0,4 Toren pro Spiel der vor dem Tor erfolgreichste HFC-Spieler seit dem heute schon vergessenen Russen Denis Koslov.
Im Heimspiel gegen Kiel wird Timo Furuholm verabschiedet. Opfer des Erfolges einer Mannschaft, die erfolgreich ist wie nie. Und damit den Blick in die Abgründe einer Sportart gestattet, die keine Loyalität, keine Treue und keine Gemeinsamkeit mehr kennt außer der im gemeinsamen Erfolg.
Ein scharfes Schwert: Abschied von Andy
Das wird nun nicht mehr passieren. Nach drei Jahren in Halle wird dem Finnen Timo Furuholm der Spind vor die Tür gesetzt. Schon im Winter wird er gehen, im Winter des dritten Jahres in Halle, wohin er auch in einem Winter gekommen war. Damals stand es schlimm um den HFC, der, gerade aufgestiegen, schon wieder auf dem Weg nach unten war. Irgendwo in Düsseldorf buddelten sie Timo Furuholm aus, ein Stürmer ohne jede Eleganz, ein Mensch, der freundlich war, aber kein Diplomat.
Ein Stürmer, kein Diplomat
Komischerweise passte das wie damals bei Thomas Neubert, der zum Fußballgott wurde, obwohl es immer aussah, als freue er sich, überhaupt mitspielen zu dürfen. Timo Furuholm tat, was Stürmer in Halle eigentlich nie tun. Gilt normalerweise das Gesetz, dass selbst der Spieler, der bei seinem vorigen Verein regelmäßig getroffen hat, damit an der Saale sofort aufhört - Preuß, Merkel, Pichinot und Beck bezeugen es - störte sich der nur kurz Furu genannte Zauselbart daran nicht. Er traf einfach. Im ersten halben Jahr gleich so oft, dass der HFC glatt die Liga hielt.
Dann war er wieder weg. Düsseldorf rief, der große Fußball, das große Geld. Der schütterhaarige Emotionsfußballer aber konnte eine Liga höher nicht mithalten. Er saß auf der Bank. Er hörte den Ruf aus Halle. Er pokerte. Er schlug ein Gehalt heraus, das oberhalb von allem lag, was der HFC seit seiner letzten Zweitligasaison zwei Jahrzehnte zuvor irgendwem gegeben hatte. Und er war jeden Cent wert.
Furuholm traf. Und er hatte Schauwert. Neben den oft genug seltsam gesichtslos bleibenden Figuren, die von HFC-Manager Kühne in den drei Furuholm-Jahren geholt und wenig später meist wieder fortgeschickt wurden, wirkte der Finne wie ein eigentümliches Original aus einer Fußballzeit, als Spieler noch kein PR-Training absolvierten. "Er sprach das gesamte Spiel, lachte, schimpfte und winkte ins Publikum", beschreibt ihn Frank Rugullis in einem begeisternden Porträt. Furuholm habe ganze Viererketten beschäftigt, sei Spiel sich durch Wucht ausgezeichnet, "obwohl er gar nicht so groß ist".
Nach seiner Rückkehr schoss er zwölf Tore und holte damit 1,56 Punkte pro Spiel. Obwohl dieser Wert später schleichend abfiel, lag Furuholm stabil über hochgelobten Mitspielern wie Sören Bertram und Andy Gogia.
Effektiver als alle anderen
Nur dass er nicht mehr so geschätzt wurde. Trainer Sven Köhler setzte ihn auf die Bank, Furuholm trotzte, Köhler trotzte zurück. Furuholm machte trotzdem wieder zwölf Tore. Und grinste zur Tribüne hinauf, wo seine Freunde saßen, die Fans, die ihn immer noch liebten oder hassten, aber jedenfalls seinen Namen kannten.
Als Köhler dann gehen musste, verlor Furuholm den Mann, der ihm wie ein strenger Vater gewesen war. Nachfolger Böger konnte wenig anfangen mit dem nun auch immer öfter verletzten Finnen. Und Bögers Nachfolger Schmitt träumt von einem anderen Fußball als Furu ihn spielen kann: Der Stürmer ist erster Verteidiger, er soll nicht Tore schießen, sondern das schnelle Kombinationsspiel pflegen. Ballbesitz, ein Begriff, der in Furuholms Welt nicht vorkommt, weil der mit Frau und Kind in Halle lebende Ex-Nationalspieler der Ansicht ist, dass ein Stürmer den Ball möglichst schnell loswerden soll - möglichst per Torabschluss.
"Er wirkte auf dem Platz wie ein Auslaufmodell, das für das Ursprüngliche im Fußball kämpft und das auf Entscheidungen über seinen Kopf hinweg fast immer mit Widerspruch reagiert", beschreibt ein Fan. Im Sommer schon sollte er weggeekelt werden, um Platz für einen Mann zu machen, der besser ins System Schmitt passt. Furuholm wollte nicht. Und fand keinen anderen Verein. Die Signale aber, die er empfing, blieben auf Rot, obwohl Nachfolger Petr Sliscovic sich als Komplettausfall entpuppte: Geh´, oder du versauerst auf der Tribüne.
Timo Furuholm hat ihnen nun den Gefallen getan. Der Stürmer wechselt zum FC Inter in Finnland, wo er schon bis 2012 aktiv gewesen ist. Furuholm spielte in der 3. Liga 103 Mal für den Halleschen FC, er erzielte 35 Tore und war mit einem Wert von 0,4 Toren pro Spiel der vor dem Tor erfolgreichste HFC-Spieler seit dem heute schon vergessenen Russen Denis Koslov.
Im Heimspiel gegen Kiel wird Timo Furuholm verabschiedet. Opfer des Erfolges einer Mannschaft, die erfolgreich ist wie nie. Und damit den Blick in die Abgründe einer Sportart gestattet, die keine Loyalität, keine Treue und keine Gemeinsamkeit mehr kennt außer der im gemeinsamen Erfolg.
Ein scharfes Schwert: Abschied von Andy
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