Montag, 14. November 2016

Zweierlei Protest: Gut. Und schlecht

Wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht das Gleiche. Anfang Oktober marschierte nach übereinstimmenden medialen Angaben in Dresden das Pack. Enthemmte Demokratiefeinde riefen staatsfeindliche Losungen, pöbelnde Demonstranten störten die staatlichen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden, sie "brüllten" (FR) "Merkel muss weg" und "nicht mein Präsident" in Richtung Gauck. Ihre Pfeifkonzerte und Sprechchöre waren offener Hass (Der Spiegel), so schlimm, dass sich sogar der Dirigent des auf einer Tribüne spielenden Bundespolizeiorchesters "irritiert umdrehte".

Die Ablehnung der Auflehnung war in allen Medien einhellig, wie eine Wand stand die Auffassung, dass eine wehrhafte Demokratie sich Pöpelei auf offener Straße, Kritik an den höchsten Repräsentanten des Staates und zugespitzte Beschuldigungen gegen gewählte Volksvertreter nicht bieten lassen dürfe. Massive Beschimpfungen müssten massive Konsequenzen haben, forderte der "Tagesspiegel". Man müsse den Mob stoppen, riet die Bild-Zeitung. Und niemand attestierte eine "tiefe Spaltung", die sich mitten durch Deutschland zieht, so dass die eine Seite sehr laut rufen muss, dass die andere sie überhaupt hört.

Sechs Wochen danach kracht es in den USA. Auf der Straße sind diesmal die Leute, die den neugewählten Präsidenten Donald Trump vor einer Woche noch kritisiert hatten, als er ankündigte, das Ergebnis der vielleicht nicht anerkennen zu wollen. Um klarzumachen, dass sie nun nicht bereit sind, das zu tun, ziehen brüllende, zündelnde und Fensterscheiben entglasende Horden von Protestlern durch die Straßen der eher Hillary Clinton zugeneigten Großstädte. Sie rufen "Nicht mein Präsident", sie pöbeln "Dump Trump", sie zelebrieren offenen Hass auf alte weiße Männer, gebildete weiße Frauen und die Landbevölkerung, die republikanisch gewählt hat.

Diesmal aber sind Pfeifkonzerte und Sprechchöre in der Widerspiegelung durch deutsche Medien kein offener Hass, sondern völlig legitime "Proteste" (Die Zeit), bei denen "Zehntausende ihre Wut auf Trump zum Ausdruck bringen".

Wie im Oktober in Dresden "laufen die Proteste weitgehend friedlich ab", wie die "Zeit" meldet. Zwar fliegen Tränengasgranaten und es brennen Mülltonnen, aber das ist kein Zeichen für die Verrohung einer Gruppe von Menschen, die nicht bereit ist, sich einer mehrheitlichen Entscheidung demokratisch zu fügen. Sondern "ein Zeichen der Hoffnung von unten" (Taz). Und ein Zeichen einer "tiefen Spaltung" zwischen "Jüngeren, Frauen, Schwarzen, Hispanics und Menschen aus der LGBT-Gemeinschaft". Und den ewiggestrigen Fans des Republikaners Donald Trump.

Die mediale Zufriedenheit mit den regierungsfeindlichen Pöblern und der lautstark auftretenden Minderheit von Menschen, die es ablehnen, das Ergebnis einer demokratischen Wahl zu akzeptieren, ist nun so groß wie neulich noch die Ablehnung der Dresdner Proteste einhellig war. Wie eine Wand steht die Auffassung, dass eine wehrhafte Demokratie auch solche Pöbelei auf offener Straße aushalten müsse, dass Kritik an den höchsten Repräsentanten des Staates und zugespitzte Beschuldigungen gegen gewählte Volksvertreter zum politischen Geschäft gehören und auch massive Beschimpfungen zu einer lebendigen Demokratie gehören.

Die Pöbler, Zündler und Schreihälse sind keine Wutbürger, kein "Pack", keine "Abgehängten", "Ungebildeten" und Feinde der Demokratie. Sondern einfach nur "Gegner" von Trump. Und ein Ergebnis, das nicht verwundert, wenn ein Volk falsch wählt.


3 Kommentare:

  1. Ich glaub ja, hier auf PPQ tummeln sich unverbesserliche Nostalgiker, Artikel-5-Fans und Traumtänzer. Deswegen noch mal im Klartext, auch als letzte Warnung:

    A Vote for Trump Was A Hate Crime

    Wenn man die Wahl zwischen Pest und Cholera hat, ist Pest die Pflicht.

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  2. eine pestpflicht. das gefällt mir

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  3. quod licet iovi, non licet bovi

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