Samstag, 12. November 2016

Toleranz auf der falschen Seite

Wo wird eigentlich kräftiger gehasst, inniger verachtet, leidenschaftlicher verdammt? Von links nach rechts oder von rechts nach links, wenn solche Schablonen überhaupt noch erlaubt sind? Die einen brüllen „Lügenpresse“, die anderen rufen „Rassisten“ zurück. Wutbürger allerorten. Tiefe Spaltungen. Keine Verständigung mehr – und erst recht keine Toleranz. Allerdings heißt es oft, seien Ausgrenzung, Empörung und Zorn eher rechte Phänomene, während Linke, zumindest manchmal, den Dialog suchen.

Die jüngste Umfrage des Pew Research Center kommt dagegen, bezogen auf den US-Wahlkampf, zu einem ganz anderen Ergebnis: Danach fällt es fast zwei Dritteln der Anhänger von Hillary Clinton schwer, Menschen zu respektieren, die zugeben Donald Trump zu wählen. Nur 40 Prozent versicherten, sie hätten keine Probleme damit.

Obgleich - zumindest aus deutscher Sicht - links, sieht sich eine  klare Mehrheit der Clinton-Anhänger also nicht in der Lage, dem politischen Gegner mit Respekt zu begegnen. Wer anderer Ansicht ist, verliert aus ihrer Sicht an Ansehen, er wird zum Minderdenker, zu einer Gefahr, zu jemandem, der durch Liebesentzug zu bestrafen ist.

Doch noch erstaunlicher ist das Ergebnis der Umfrage unter Trump-Anhängern. Hier, wie das Vorurteil den stumpfen, intoleranten und rabiat seine eigene Meinung vertretenden alten weißen Mann aus der Unterschicht vermutet, ungebildet, rauchend und oft betrunken, wird der politische Gegner mehrheitlich respektiert. Nur vierzig Prozent stimmten der Aussage zu „Es fällt mir schwer, jemanden zu respektieren, der eine Präsidentschaft von Hillary Clinton unterstützt“. Hingegen bejahten 56 Prozent die Aussage „Ich habe keine Probleme damit, jemanden zu respektieren, der eine Präsidentschaft von Hillary Clinton unterstützt“.

Toleranz auf der falschen Seite, ein Grundgefühl von Leben und leben lassen ausgerechnet dort, wo in üblichen Darstellungen Kleinmut, Neid und Hass herrschen.

Auch im Einzelnen ein Vorurteil, das der Überprüfung nicht standhält. Nach der Pew-Umfrage sind ausgerechnet bei weißen Frauen und gebildeten College-Absolventen, also den Gruppen, die von sich behaupten, Toleranz quasi erfunden zu haben, Vorurteile und Abscheu am weitesten verbreitet. 68 beziehungsweise 66 Prozent der weißen Frauen und der College-Absolventen, die Clinton unterstützen, geben zu, dass sie sehr starke Aversionen gegenüber Trump-Sympathisanten spüren.

Mit dem Alter nimmt die Unfähigkeit, anderer Meinungen zu akzeptieren, ohne den Andersmeinenden dafür abzuurteilen, auf beiden ab: Nur 29 Prozent der jungen Republikaner zwischen 18 und 34 Jahren fällt es schwer, einen Clinton-Anhänger zu unterstützen. Bei den Über-65-Jährigen sind es dann schon 45 Prozent.

6 Kommentare:

  1. Ist nur folgerichtig. Wenn man als Linker das Patentrezept zur Rettung der Welt verinnerlichtete, dann muss jeder, der nicht gleicher Meinung ist, quasi zum Untergang beitragen. Wie kann man das/jenen tolerieren im besten Sinne? Im Gegensatz dazu die Konservativen mit ihrem leben und leben lassen. Sie stehen auch deswegen eher im Hintergrund, weil sie nicht so schreien.

    Ähnliches gilt für die Frauen. Sie sind nicht sozialer, sie sind emotionaler. Und in Zeiten von Gender, Quote, überlegenes Geschlecht etc. und wo die Frau nicht mehr vom Mann beschützt werden muss, geraten diese Emotionen außer Rand und Band. Danisch beleuchtet diese Aggressivität der modernen Frau in seinem Blog. Das Frauenwahlrecht ist ein Fehler.

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  2. Es ist schon seltsam - auf der einen Seite wird hier Umfrage- und Prognosengurubashing betrieben (und vollkommen zurecht!) und auf der anderen Seite werden die Ausscheidungen der eben Erwähnten konsumiert, wenn es der eigenen Sache des Autors des Posts dienlich ist. Wem soll man noch glauben, wem kann der geneigte Leser des Blogs noch glauben?

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  3. niemandem natürlich. das ist doch die grundbotschaft. kommt die nicht an?

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  4. Es bleibt alles anders als die Bessermenschen wähnen. Gott sei Dank.

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  5. Das mit der Toleranz liegt daran, dass die Toleranten ihre ganze Toleranz für das verbrauchen, was sie gut finden und was ihnen gefällt.
    Da bleibt nichts zum Ertragen, Erdulden und Erleiden dessen, was ihnen nicht so gefällt.

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  6. https://www.youtube.com/watch?v=zhzthrcmkBM

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