Der Russe, das ist seit dem Auftauchen von Wladimir Putin wieder grundböser Unmensch, der mit Cyberattacken, Bombenangriffen auf friedliebende Krankenhäuser und propagandistische Hetze gegen demokratische Institutionen im Westen versucht, den grausamen Kommunismus Stalins, Trotzkis und Maos wiederzuerrichten. Europäische Grenzen, die - abgesehen von Serbien, Zypern, dem Baltikum, Rumänien, Georgien und Deutschland - seit dem Ende des II. Weltkrieges unverändert sind, werden verschoben, im UN-Sicherheitsrat wird gegen die Mehrheit gestimmt, man turtelt mit der Türkei und unterstützt Baschal Al-Assad in Syrien. Obszön. Obskur. Unglaublich.
Und doch Russenart, wie PPQ bereits vor Jahren in einem Lehrstück darlegte. Danach stammt die zu DDR-Zeiten gebräuchliche Formulierung "das gibt es in keinem Russenfilm" keineswegs aus dem Munitionsgurt eines Filmkritikers, sondern wurde vielmehr im wirklichen Leben angewendet. Nämlich genau dann, wenn die Realität ein Maß an offenkundiger Inszenierung aufwies, das sie für den Besitzer von Resthirn völlig unglaubwürdig machte.
Mit dem Ende des Kalten Krieges verschwand die Formulierung aus dem Sprachgebrauch, weil es nun keinerlei Anlass mehr gab, behördliche Angaben anzuzweifeln. Niemand log, niemand betrog, es gab keine allmächtige Stasi mehr und keinen Grund, Macht nicht transparent auszuüben.
Die Formulierung "das gibt es in keinem Russenfilm" wurde so zusehends selbst rätselhaft. Kaum eine Quelle verweist noch auf Ursprung und Bedeutung, kaum ein älterer Mensch vermag es noch, nachwachsenden Generationen den mittlerweile komplett sinnentleerten Begriff zu erklären. So musste das Internetlexikon Wikipedia auf PPQ zurückgreifen, um zu verdeutlichen, was das Sprichwort einst sagen wollte. Die amtliche Definition lautet demnach, dass der Spruch eine Handlung erläutert, die "wie in einem „Spiegel“-Artikel um der propagandistischen Wirkung willen derart haarsträubend ist, dass sie an Geschehnisse in eben jenen komplett absurden Russenfilmen erinnert".
Danke an Die Anmerkung für den Hinweis.
Liebe Freunde von ppq!
AntwortenLöschenEndlich wird euer jahrelanges Wirken im Dienste von Aufklärung und Völkerfreundschaft gewürdigt. Ich gratuliere von Herzen! Wer hätte das 2011 gedacht?
Herzlichst!
Euer Filmliebhaber Kurt
PS: Ich suche immer noch den Film "Die Panzerschlacht am Kursker Bogen" von 1955 aus den Mosfilmstudios, welchen ich im Rahmen des monatlichen DSF-Nachmittags im März 1977 in einem Dresdner Kleinkino sah.
Die Panzerschlacht am Kursker Bogen gab's in keinem Russenfilm.
AntwortenLöschenOT: Es schreibt einer bei Pipi, daß zwei Fahrkartenkontrolleure am S-Bahnhof Treptower Park einen Auserwählten antisemitisch beleidigt hätten.
AntwortenLöschen(Tel Aviv - so ist das Leben. Mit diesem Kalauer habe ich vor ewigen Zeiten einmal eine welsche Germanistikstudentin aus Mongpälljäh heftig lachen gemacht.)
Halbgott in Weiß
@dieAnmerkung
AntwortenLöschenAber eine Panzerschlacht war verfilmt worden. Wenn nicht die um Kursk, dann eine andere. Wobei die von Kurs bei den Russen doch eigentlich hoch im Kurs[k] steht. Ich hab sogar noch irgendwo ein Snatschok aus den 70ern, welches dem Ereignis gedenkt.