Montag, 24. Oktober 2016

EU am Rande der Verzweiflung: Wir brauchen wieder einen Führer

Klare Worte von Verhofstadt: Die EU braucht einen Führer.
Es sind vielleicht schon die letzten Tage dessen, was in Geschichtsbüchern einst als erster Versuch einer friedlichen Vereinigung Europas unter deutscher Herrschaft eingehen wird. Europa, das seiner großen Sinnkrise anfangs noch mit dem Ruf nach "mehr Europa" begegnen wollte, ist am Ende seines Lateins angekommen. Nicht geht mehr, nichts läuft, alles ist immer nur falsch.

Die 28 Mitgliedsländer beargwöhnen sich in jeder Sekunde, einig sind sie allenfalls darin, dass es keine Einigung geben kann. Verantwortlich dafür ist natürlich niemand aus dem inneren Kreis. Vielmehr seien das Populisten und rechte Verführer, die nicht aus dem Volk kommen und die Ansichten eines Teils der Bevölkerung formulieren, sondern Teile der Bevölkerung erst aufwiegeln gegen das, was so schön gedacht und ja in Teilen auch gemacht war.

Es herrscht Bunkerstimmung in Brüssel, wie zuletzt ein Auftritt des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker vor dem Europäischen Parlament schonungslos offenbarte. Morgens um neun in Straßburg gleicht der Mann, der zur letzten Europa-Wahl noch den energiegeladenen Christdemokraten spielte, einem Politrentner auf Zeitreise. Grauhaarig, mit einer großen Politbürobrille und ausgestreckten Armen, die ihn nur mühsam am Redepunlt aufrecht zu halten vermögen, erinnert der Chef der EU-Kommission bei seiner "Rede zur Lage Europas" einem Gesundbeter, der selbst nicht mehr an seine Magie glaubt.

Auch andere tun das nicht, selbst in den Korridoren der bröckelnden Macht. Guy Verhofstadt, der im Europa-Parlament immer noch zuverlässig den Posten als Chef der Liberalen ausfüllt, traut dem müden, milden Juncker offenbar nicht mehr zu, den Niedergang Europas wenigstens in Würde zu managen. Er forderte jetzt in einem Gastkommentar in der "Welt" eine sofortige Abkehr der EU von den ewigen Diskussionen um den richtigen Weg. Und die Rückkehr zum Führerprinzip, das Deutschland einst zumindest vorübergehend groß gemacht hatte.

"Die größte Bedrohung für die EU kommt von innen", schreibt Verhofstadt, "eine Krise der politischen Führung lähmt die Institutionen." Während ein politischer Machtkampf laufe, in dem es um "einem Konflikt zwischen Visionen offener und geschlossener Gesellschaften" gehe, in dem "globaler Konsens und eine Politik, die noch immer auf der Ebene der Nation, der Kommune oder sogar des Stammes agiert" im Widerstreit lägen, stecke die EU selbst in einer inneren Diskussion darum, wie viel Gemeinsamkeit nötig oder wünschenwert und wie viel Nation oder Stamm unerlässlich sei.

Eine Diskussion, so Verhofstadt, die nur ein neuer Führer beenden könne. Befehl und Gehorsam statt kräfteraubender Verhandlungen, das sei der Ausweg aus der verfahrenen Situation, in der uneinsichtige Hetzer, Hasser und Zweifler gegen den unumkehrbaren Weg immer höherer Integration wettern und Front machen. "Wenn die EU die Revolte gegen Globalisierung, Freihandel und offene Gesellschaften stoppen will, braucht sie mehr echte Führer und weniger Manager", schreibt Verhofstadt.

Die Zukunft liege in harter Führung, in einem Ende lähmender Diskussionen, in einer Abkehr von dem jede zielführende Entscheidung unterhöhlenden Prinzip, dass jeder immer zu allem etwas sagen muss und beansprucht, dass seine Ansichten eine Rolle spielen. "Die EU war eine wichtige Kraft, die die Globalisierung angetrieben hat, und nur die EU hat die Macht, zur Bewältigung ihrer Folgen beizutragen", glaubt der frühere belgische Premier, der sich mit großer Zufriedenheit an Zeiten erinnert, in denen der Euro, der Griechenland-Beitritt und das Hochfahren der Druckerpressen der EZB in kühlen, gut gelüfteten Hinterzimmern beschlossen wurden.

Zeit zur Rückkehr. "Die politischen Führer Europas müssen ihren Wählern erklären, warum der Nationalismus dies nicht leisten kann."



3 Kommentare:

  1. Verhofstadt will den Schutz der offenen Gesellschaften durch mehr Führer. Quasi ein liberaler Führer, der den Leuten mit gebotener Härte beibiegt, wie liberal geht.
    Und die wundern sich ernsthaft über das Gelächter.

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  2. Die verzweifelte Weltretterlage spitzt sich zu.

    Eines Tages irgendwo an der Grenze zwischen Hell- und Dunkeleuropa wird ab 5:45 zurück bereichert.

    Die auf regierungstreue Kanäle kalibrierten Volksempfänger lassen die Ikeamöbel erzittern, als diese Nachricht aus dem neuen Führerhauptquartier durch Michellands Gutmenschen-Wohnstuben dröhnt und löst bei den politisch Korrekten den einen oder anderen Begeisterungssturm aus. Alle Reklametafel sind längst gleich geschaltet und senden fortan ein WIR SCHAFFEN DAS ins Willkommensreich. Unsere Grenzen mögen brechen, unser Herzen aber nicht tönt pausenlos die Propaganda. Solidarität mit jedem globalen Irren und Verbrecher lautet das vernunftbefreite Gefühlsduselei-Credo.


    Das war ein Ausflug ins totale Multikulti-Morgen, aber immerhin bereitet man uns bereits heute peu en peu auf diese radikale EU-Veränderung samt Führungsstruktur vor, damit unser sensibles Michelseelchen sich beizeiten daran gewöhnen kann, dass der lange verteufelte böse GröFaZ-Kult wieder in Mode kommt, wenn auch in anderen Uniformklamotten.

    Ich wette, Millionen Deutsche werde dem sofort zujubeln, weil sie sich davon wieder Profite erhoffen und sei es erneut durch geraubte Vermögen jener, die erst ausgegrenzt und dann einer neue Endlösung zu geführt werden.


    In der Türkei wird das unterm Führer und Merkelkumpel Sultan Erdowahn gerade schon fleißig geübt. Vielleicht kann Muddi ja bald mal hinreisen und sich beraten lassen, wie so eine schmutzige "Säuberung" von der Öffentlichkeit unbeachtet sauber und diskret zu schaffen ist. Wir paktieren zur Thronsicherung unserer Scheinheilskönigin mit einem islamischen Religionsfanatiker, der gerade das genaue Gegenteil von Multikulti durchpeitscht, denn er akzeptiert nur das Muselmanische Türkentum.

    Kümmert aber keine Buntland-Piefkesau.

    Erst zettelt dort der Geheimdienst einen dilettantischen Putschversuch an, danach kann vom Machthaber und seine Schergen gründlich durchgewischt werden, bis alle Regime-Kritiker zumindest mundtot gemacht wurden.

    Schöne neue Despotenwelt.

    Leider gibt es überall Mehrheiten im Doof-Volk, die so etwas gutheißen und unterstützen. Es sind also nie die Regierungen und Führer alleine, die erst Unrecht, dann Folter und dann Mord legalisieren.

    Das könnte uns auch blühen, wenn wir nicht höllisch aufpassen, was unsere eigenen Paradiesanbeter planen.

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