Es geht nur noch weltweit: Ohne eine Lösung für den ganzen Globus sind wir alle verloren. |
Krisen, Kriege, Ungleichheit- und kein Ausweg? Gegen die Ohnmacht und die Angst hilft nur die mutige Flucht nach vorne: Die Welt muss sich endlich wahrhaft vereinigen, bevor es zu spät ist. Ein Gastbeitrag von Ulf L. Wienand.
Die Welt steht auf der Kippe, wankt, gerät aus den Fugen - in vielerlei, in jeder Hinsicht, so das bodenlose, der Realität entsprechende Gefühl vieler Menschen. Die ungeheuren Ausmaße der Zerstörung der Umwelt, der Klimawandel , die himmelschreienden materiellen, sozialen Zustände für Milliarden von Menschen auf dem Planeten, Böhmermann, AfD, Armut, Hunger, Massaker, Kriege, die zu gewaltigen Migrationsbewegungen führen, die neuen Formen eines bestialischen Terrorismus , die gewalttätigen Konflikte an zahlreichen Ecken und Enden der Welt im chaotischen Spannungsfeldes eines neuartigen "multipolaren Machtringens", die Erosionen der Demokratie im Innersten der Demokratien - allesamt ganz reale Phänomene apokalyptischen Ernstes, keine diffusen Weltuntergangsängste, und einige weitere wären zu nennen.
Der Katastrophismus faschistoider, totalitärer Kräfte
Dabei gibt es - so sehr es sich einige wünschen mögen und andere diesen Wunsch demagogisch pervertieren - inmitten des globalen Weltentrubels keine isolierbare Insel der Glückseligkeit. Radikaler Ernst, radikale Verantwortung, radikale Vernunft sind gefordert; die Dinge sind schier unendlich kompliziert. Dabei wissen wir, dass wir sehr vieles sehr schnell und sehr gründlich zu ändern haben, durch ein tatsächlich substanziell verändertes Denken und Verhalten, gewaltige Anstrengungen also; nicht bloß, weil es sonst endgültig zu spät ist, die Katastrophen noch zu verhindern, sondern auch, weil längst ein "Katastrophismus" aufgekommen ist, eine dumpfe Stimmung der Ohnmacht und Angst, des grundlegenden, dabei diffusen "Protestes". Eine Bewegung, die, man mache sich nichts vor, politisch stets mit dem Sieg des Populismus endet, antidemokratischer, faschistoider, totalitärer Kräfte.
Wenn die Bedrängnis besonders arg ist, hilft, notierte der französische Denker Roland Barthes, nur eines: die "Flucht nach vorne". Für uns kann das nur eines heißen: eine rasche und entschiedene weitere Vereinigung der gesamten Welt - und zwar in der konkreten historischen Form seiner Einigung: der Weltunion! Nur ein dezidiert vereinter und gestärkter Globus, ein ultimativ starker Weltstaat hätte das Zeug, ein adäquater globaler Akteur sein, ein reales, weil machtvolles politisches Subjekt in den prekären und nervösen globalen Krisen-Konstellationen der nächsten Jahre. Nur eine ultimativ starkes Weltgemeinschaft könnte - vielleicht - stark genug sein, realiter an einer Lösung der Probleme mitzuarbeiten. Wir brauchen deshalb kein vereintes Europa, das nur spaltet. Sondern den mutigen wie klugen Sprung nach vorne in eine vereinte Welt, und wir brauchen ihn jetzt , nicht in Zukunft. Denn die Zukunft selbst steht zur Disposition.
Vereinigung im Sinne einer weltweiten Kultur und Zivilisation
Eine verheerende Illusion wahlweise Hybris hegt, wer glaubt, diesen gewaltigen Herausforderungen wäre auch nur im Ansatz europäisch, mit einzelnen mehr oder minder oberflächlich assoziierten Nationalstaaten zu begegnen. Kriminell gebiert sich, wer diese Illusion vermittelt und für politische Zwecke instrumentiert. Besonders fatal: Die angebliche europäische Einigung - die mögliche Rettung - ist fahrlässigerweise selbst in eine tiefe Krise geraten, bis hin zu der Gefahr einer Selbstzerstörung. Aber auch hier gilt Barthes Losung: Die Antwort kann nur sein, den Prozess der Einigung genau jetzt energisch zu forcieren, die Anstrengungen der Einigung zu vervielfachen, die Welt noch totaler zu vereinen, noch enger vereint zu denken und diese noch enger vereinte Welt schnell herbeizuführen. Natürlich am besten allen Staaten der Erde, aber wenn es nicht anders geht, auch mit einer "Kernwelt", die unaufhaltsam voranschreitet, mit offenen Grenzen, gemeinsamen Institutionen, einer gemeinsamen Währung, einem gemeinsamen Weg, der nicht mehr halbherzig beschritten wird.
Nötig ist ein mächtiger Vorwärtsschritt
Bei diesem mächtigen Vorwärtsschritt sind gleich mehrere historische Fehler zu korrigieren. Zuallererst der einer politischen Reduktion der Weltgemeinschaft auf ein politisches, ökonomisches, finanzielles und monetäres Konstrukt, eine Reduktion, die desaströse Folgen zeitigt und dazu angetan ist, die weltweite Einheit vollständig zu ruinieren. Jetzt muss es um ganz anderes gehen, wenn wir die Neue Welt denken und herbeiführen. Um eine Vereinigung der Kräfte im Gesellschaftlichen, grundlegender noch: im Kulturellen . Im Sinne einer weltweiten, einer wahrhaft globalisierten Kultur und Zivilisation.
Das ist der Kern, und ihn müssen wir mit aller Kraft aktivieren, reaktivieren, im Politischen, im Intellektuellen, im Diskursiven, im Ökonomischen, überall, vor allem im Selbstverständnis jeder Weltbürgerin und jedes Weltbürgers. Alle mitnehmen, keinen zurücklassen! Anders formuliert: Es geht um Ideen, Überzeugungen, Haltungen, um Werte. Die Werte , die die Menschheit ausmachen. Für die wir unbeirrbar und offensiv stehen müssen, die wir viel zu lange zu defensiv gehandhabt haben, mit großem Schaden. Sie müssen das unbedingte inhaltliche Fundament, das Movens und der Horizont der weiteren Vereinigung der Welt zu einem Staat sein.
Als Weltbürger halten wir auf Pluralität, auf die Differenz, die Differenzen - ein Konzept, ein Zauberwort, das selbst zu den entscheidenden Werten gehört. Die Differenzen machen unser ungeheures Potenzial aus, unser Kapital in jedem Sinne. Sie nicht zu verringern oder gar beseitigen zu wollen - in kleinen Staatenbünden wie der EU oder den USA, sondern einen weltweiten Monsterzentralismus zu errichten, damit sie in ihrem realen Umfang noch produktiver werden, noch mehr zum Leitgedanken der Weltunion, das muss das Ziel sein.
Die Weltwerte sind keine verhandelbaren Gegenstände
Positionen, die unabdingbar, unveräußerlich, unverrückbar sind, selbst wenn sich keine absoluten Herleitungen finden. Wir setzen sie absolut, verleihen ihnen universelle Gültigkeit. Die Demokratie, unsere Verfassungen und bürgerlichen Gesetzbücher, die Menschenrechte , Freiheitsrechte, Bürgerrechte , Gleichheitsrechte, Glaubens- und Religionsrechte, Meinungsrechte, Presserechte, Tierschutzrechte, Versammlungsrechte, Mobilitätsrechte, der fundamentale Anspruch auf physische Unversehrtheit, auf soziale Solidarität, der Schutz von Minderheiten und Schwachen, die Freiheit der Künste, die Trennung von Kirche und Staat ... Der umfangreiche, stolze Katalog ist bekannt.
Das sind sie, unsere Werte : der Kern unserer weltweiten Identität als Menschen, unzählige Opfer hat es gekostet, sie zu erringen. Der nachdrückliche Fokus auf dem Einzelnen, dem Individuum, die Forderung äußerster Humanität. Grundlegende Vorstellungen davon, wie Differenzen und Konflikte später inmitten des großen Superstaates zu handhaben sind, nach grausamsten historischen Lektionen: in gewaltfreien Auseinandersetzungen, im Diskurs, der unendlich mühsam und langwierig sein kann. Auch: die Fähigkeit und Notwendigkeit der Selbstreflexion und Selbstkritik, gegen allen Narzissmus, der "Eurozentrismus", Amerikanismus oder Islamismus heißen kann. Am Ende ist es eine Haltung - dass diese Werte, Rechte, Ideen durch nichts und gar nichts zu relativieren sind, weil sie weltweit gleich sind. Sie sind keine verhandelbaren Gegenstände von Kompromissen oder Konzessionen. Entscheidend für unser Selbstbewusstsein: All das sind keine antiquierten, obsoleten Substanzen eines musealen Weltstaates, den manche ablehnen, im Gegenteil. Wenn die Menschheit bestehen will, wenn wir den gewaltigen Herausforderungen begegnen wollen, sind dies ganz aktuelle, ganz avancierte, produktive, dynamische Ideen. Unabdingbar.
Das ist kein Plädoyer für eine zentralistisch regierte Erde. Es ist ein Plädoyer für einen klugen doppelten Schritt nach vorne. Wenn Europa sich nicht einigen kann, dann muss sich die Welt einigen! Einen Schritt, bei dem zwei Prinzipien die weitere Vereinigung und künftige politische Struktur der Erde konstituieren: das Prinzip der Regionen - der größtmöglichen Autarkie, Autonomie und Pluralität der Regionen - und das Prinzip vollständig vereinter, kraftvoller weltweiter Institutionen für bestimmte Politikbereiche. Politikbereiche, auf denen der Globus nur als gänzlich Vereintes funktionieren kann, stark sein, sich selbst und die Welt verändern kann. In der Innen- und Sicherheitspolitik, in der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik. Eine Außenpolitik wird es dann nicht mehr geben, wie viel Geld könnte allein dadurch gespart werden! Mit einem echten Weltparlament, einem Welt-Präsidenten an der Spitze sowie Ministern für die riesigen neuen gemeinschaftlichen Institutionen, die selbstverständlich, das wäre das dritte konstitutive Prinzip, durch direkte weltweite Wahlen zu besetzen sind.
Wir müssen zügig agieren
So - und nur so - verliehe sich die Welt endlich Souveränität, maximale Souveränität. Das wahre Fundamentalprinzip der Menschheit aber haben die Regionen zu sein: Die Welt lebt in ihnen als wirkliche Vielfalt, die zu ihrer Stärkung und Entfaltung die Einheit gesucht haben. Eine Einheit, die der Vielfalt ihre wirksame Kraft verleiht. Die Regionen sind für die Menschen die gelebte Welt, die erlebte Erde, die erste Instanz der Identifikation. Der Emotion. Sie sind das genaue Gegenteil der "abstrakten Einheit", die wir heute Staat oder EU nennen. Sie sind die Wirklichkeit der Differenzen: Wir sind anders, sprechen anders, können anderes ... Sie sind auch der Ort des Stolzes und, das Wichtigste, ein Zuhause. Ein Zuhause in einer Welt, die in schwindelerregender Rasanz immer unübersichtlicher wird für die Einzelnen. Nach einem intelligent gefassten Subsidiaritätsprinzip muss alles, was sich regional regeln lässt, regional geregelt werden. Was keinen dumpfen regionalistischen Separatismus meint, im Gegenteil: aber es entzöge ihm sofort und vollständig politisch den Boden.
Selbstverständlich ist ein gewissenhafter Diskurs zu führen, wie exakt das Konstrukt eines derart doppelt gedachten Sprungs zum Weltstaat aussähe. Lassen wir die klügsten Köpfe der Erde darüber nachdenken, eine historische, eine epochale Aufgabenstellung für Martin Schulz, Sigmar Gabriel, Barack Obama, Jean-Claude Juncker und andere. Dabei geht es auch um die leidenschaftlich geführte Debatte: "Weltstaatenbund" oder "Weltbundesstaat", um Konzepte wie Union, Föderation, Konföderation, die Vereinigten Staaten der Erde, unbedingt. Aber lassen wir diese Debatte zu keinem theoretisch-akademischen Selbstzweck werden, und noch viel wichtiger, die Welt, diese doppelt gedachte einheiliche Erde, verdient ohne Frage ein ganz eigenes, ganz neues Konstrukt, das "alte" Strukturideen getrost hinter sich lassen kann. Auch hier: Schreiten wir selbstbewusst voran.
Doch wir müssen zügig agieren. Nicht überhastet, nicht aktionistisch, aber zügig. Und, das beherrscht der Mensch seit den großen reichen der Römer, Chinas, Stalins. Auf der soliden Grundlage eines soliden Konzeptes im soliden Umsetzen selbst das weitere solide Reflektieren und Justieren üben und nicht erst auf die endgültige, perfekte Matrix warten. Die Welt besitzt die intellektuelle, historische, völker-, staatsrechtliche und politische Kompetenz, dieses Konstrukt zu denken. Nichts und niemand verleiht uns die Sicherheit, dass dieser nächste Schritt der Vereinigung aller Länder der Erde funktionieren wird, aber eine umgekehrte Sicherheit besteht: Wenn wir es nicht versuchen und es uns nicht gelingt, endet es im historischen Debakel. Für uns, für Europa, für die Welt. Es existiert - ob das theoretisch elegant ist oder nicht - ein Versuchen, das von dem Gelingen-Müssen getragen ist, dem stärksten Agens, das wir kennen. Genau einen solchen Versuch müssen wir unternehmen. Das ist sie: die Flucht nach vorne in eine Neue Welt, die diesen Namen verdient.
Der Autor: Ulf L. Wienand ist Verlegerischer Geschäftsführer der PPQ S.A., Iserlohn, zudem Autor, Herausgeber, Kleingärtner, Großdenker. Wienand hat ein Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie, Metallurgie, Geschichte und Psychoanalyse abgebrochen. Eine Promotion über Aufklärung und Romantik steht aus.
Die Welt steht auf der Kippe, wankt, gerät aus den Fugen - in vielerlei, in jeder Hinsicht, so das bodenlose, der Realität entsprechende Gefühl vieler Menschen. Die ungeheuren Ausmaße der Zerstörung der Umwelt, der Klimawandel , die himmelschreienden materiellen, sozialen Zustände für Milliarden von Menschen auf dem Planeten, Böhmermann, AfD, Armut, Hunger, Massaker, Kriege, die zu gewaltigen Migrationsbewegungen führen, die neuen Formen eines bestialischen Terrorismus , die gewalttätigen Konflikte an zahlreichen Ecken und Enden der Welt im chaotischen Spannungsfeldes eines neuartigen "multipolaren Machtringens", die Erosionen der Demokratie im Innersten der Demokratien - allesamt ganz reale Phänomene apokalyptischen Ernstes, keine diffusen Weltuntergangsängste, und einige weitere wären zu nennen.
Der Katastrophismus faschistoider, totalitärer Kräfte
Dabei gibt es - so sehr es sich einige wünschen mögen und andere diesen Wunsch demagogisch pervertieren - inmitten des globalen Weltentrubels keine isolierbare Insel der Glückseligkeit. Radikaler Ernst, radikale Verantwortung, radikale Vernunft sind gefordert; die Dinge sind schier unendlich kompliziert. Dabei wissen wir, dass wir sehr vieles sehr schnell und sehr gründlich zu ändern haben, durch ein tatsächlich substanziell verändertes Denken und Verhalten, gewaltige Anstrengungen also; nicht bloß, weil es sonst endgültig zu spät ist, die Katastrophen noch zu verhindern, sondern auch, weil längst ein "Katastrophismus" aufgekommen ist, eine dumpfe Stimmung der Ohnmacht und Angst, des grundlegenden, dabei diffusen "Protestes". Eine Bewegung, die, man mache sich nichts vor, politisch stets mit dem Sieg des Populismus endet, antidemokratischer, faschistoider, totalitärer Kräfte.
Wenn die Bedrängnis besonders arg ist, hilft, notierte der französische Denker Roland Barthes, nur eines: die "Flucht nach vorne". Für uns kann das nur eines heißen: eine rasche und entschiedene weitere Vereinigung der gesamten Welt - und zwar in der konkreten historischen Form seiner Einigung: der Weltunion! Nur ein dezidiert vereinter und gestärkter Globus, ein ultimativ starker Weltstaat hätte das Zeug, ein adäquater globaler Akteur sein, ein reales, weil machtvolles politisches Subjekt in den prekären und nervösen globalen Krisen-Konstellationen der nächsten Jahre. Nur eine ultimativ starkes Weltgemeinschaft könnte - vielleicht - stark genug sein, realiter an einer Lösung der Probleme mitzuarbeiten. Wir brauchen deshalb kein vereintes Europa, das nur spaltet. Sondern den mutigen wie klugen Sprung nach vorne in eine vereinte Welt, und wir brauchen ihn jetzt , nicht in Zukunft. Denn die Zukunft selbst steht zur Disposition.
Vereinigung im Sinne einer weltweiten Kultur und Zivilisation
Eine verheerende Illusion wahlweise Hybris hegt, wer glaubt, diesen gewaltigen Herausforderungen wäre auch nur im Ansatz europäisch, mit einzelnen mehr oder minder oberflächlich assoziierten Nationalstaaten zu begegnen. Kriminell gebiert sich, wer diese Illusion vermittelt und für politische Zwecke instrumentiert. Besonders fatal: Die angebliche europäische Einigung - die mögliche Rettung - ist fahrlässigerweise selbst in eine tiefe Krise geraten, bis hin zu der Gefahr einer Selbstzerstörung. Aber auch hier gilt Barthes Losung: Die Antwort kann nur sein, den Prozess der Einigung genau jetzt energisch zu forcieren, die Anstrengungen der Einigung zu vervielfachen, die Welt noch totaler zu vereinen, noch enger vereint zu denken und diese noch enger vereinte Welt schnell herbeizuführen. Natürlich am besten allen Staaten der Erde, aber wenn es nicht anders geht, auch mit einer "Kernwelt", die unaufhaltsam voranschreitet, mit offenen Grenzen, gemeinsamen Institutionen, einer gemeinsamen Währung, einem gemeinsamen Weg, der nicht mehr halbherzig beschritten wird.
Nötig ist ein mächtiger Vorwärtsschritt
Bei diesem mächtigen Vorwärtsschritt sind gleich mehrere historische Fehler zu korrigieren. Zuallererst der einer politischen Reduktion der Weltgemeinschaft auf ein politisches, ökonomisches, finanzielles und monetäres Konstrukt, eine Reduktion, die desaströse Folgen zeitigt und dazu angetan ist, die weltweite Einheit vollständig zu ruinieren. Jetzt muss es um ganz anderes gehen, wenn wir die Neue Welt denken und herbeiführen. Um eine Vereinigung der Kräfte im Gesellschaftlichen, grundlegender noch: im Kulturellen . Im Sinne einer weltweiten, einer wahrhaft globalisierten Kultur und Zivilisation.
Das ist der Kern, und ihn müssen wir mit aller Kraft aktivieren, reaktivieren, im Politischen, im Intellektuellen, im Diskursiven, im Ökonomischen, überall, vor allem im Selbstverständnis jeder Weltbürgerin und jedes Weltbürgers. Alle mitnehmen, keinen zurücklassen! Anders formuliert: Es geht um Ideen, Überzeugungen, Haltungen, um Werte. Die Werte , die die Menschheit ausmachen. Für die wir unbeirrbar und offensiv stehen müssen, die wir viel zu lange zu defensiv gehandhabt haben, mit großem Schaden. Sie müssen das unbedingte inhaltliche Fundament, das Movens und der Horizont der weiteren Vereinigung der Welt zu einem Staat sein.
Als Weltbürger halten wir auf Pluralität, auf die Differenz, die Differenzen - ein Konzept, ein Zauberwort, das selbst zu den entscheidenden Werten gehört. Die Differenzen machen unser ungeheures Potenzial aus, unser Kapital in jedem Sinne. Sie nicht zu verringern oder gar beseitigen zu wollen - in kleinen Staatenbünden wie der EU oder den USA, sondern einen weltweiten Monsterzentralismus zu errichten, damit sie in ihrem realen Umfang noch produktiver werden, noch mehr zum Leitgedanken der Weltunion, das muss das Ziel sein.
Die Weltwerte sind keine verhandelbaren Gegenstände
Positionen, die unabdingbar, unveräußerlich, unverrückbar sind, selbst wenn sich keine absoluten Herleitungen finden. Wir setzen sie absolut, verleihen ihnen universelle Gültigkeit. Die Demokratie, unsere Verfassungen und bürgerlichen Gesetzbücher, die Menschenrechte , Freiheitsrechte, Bürgerrechte , Gleichheitsrechte, Glaubens- und Religionsrechte, Meinungsrechte, Presserechte, Tierschutzrechte, Versammlungsrechte, Mobilitätsrechte, der fundamentale Anspruch auf physische Unversehrtheit, auf soziale Solidarität, der Schutz von Minderheiten und Schwachen, die Freiheit der Künste, die Trennung von Kirche und Staat ... Der umfangreiche, stolze Katalog ist bekannt.
Das sind sie, unsere Werte : der Kern unserer weltweiten Identität als Menschen, unzählige Opfer hat es gekostet, sie zu erringen. Der nachdrückliche Fokus auf dem Einzelnen, dem Individuum, die Forderung äußerster Humanität. Grundlegende Vorstellungen davon, wie Differenzen und Konflikte später inmitten des großen Superstaates zu handhaben sind, nach grausamsten historischen Lektionen: in gewaltfreien Auseinandersetzungen, im Diskurs, der unendlich mühsam und langwierig sein kann. Auch: die Fähigkeit und Notwendigkeit der Selbstreflexion und Selbstkritik, gegen allen Narzissmus, der "Eurozentrismus", Amerikanismus oder Islamismus heißen kann. Am Ende ist es eine Haltung - dass diese Werte, Rechte, Ideen durch nichts und gar nichts zu relativieren sind, weil sie weltweit gleich sind. Sie sind keine verhandelbaren Gegenstände von Kompromissen oder Konzessionen. Entscheidend für unser Selbstbewusstsein: All das sind keine antiquierten, obsoleten Substanzen eines musealen Weltstaates, den manche ablehnen, im Gegenteil. Wenn die Menschheit bestehen will, wenn wir den gewaltigen Herausforderungen begegnen wollen, sind dies ganz aktuelle, ganz avancierte, produktive, dynamische Ideen. Unabdingbar.
Das ist kein Plädoyer für eine zentralistisch regierte Erde. Es ist ein Plädoyer für einen klugen doppelten Schritt nach vorne. Wenn Europa sich nicht einigen kann, dann muss sich die Welt einigen! Einen Schritt, bei dem zwei Prinzipien die weitere Vereinigung und künftige politische Struktur der Erde konstituieren: das Prinzip der Regionen - der größtmöglichen Autarkie, Autonomie und Pluralität der Regionen - und das Prinzip vollständig vereinter, kraftvoller weltweiter Institutionen für bestimmte Politikbereiche. Politikbereiche, auf denen der Globus nur als gänzlich Vereintes funktionieren kann, stark sein, sich selbst und die Welt verändern kann. In der Innen- und Sicherheitspolitik, in der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik. Eine Außenpolitik wird es dann nicht mehr geben, wie viel Geld könnte allein dadurch gespart werden! Mit einem echten Weltparlament, einem Welt-Präsidenten an der Spitze sowie Ministern für die riesigen neuen gemeinschaftlichen Institutionen, die selbstverständlich, das wäre das dritte konstitutive Prinzip, durch direkte weltweite Wahlen zu besetzen sind.
Wir müssen zügig agieren
So - und nur so - verliehe sich die Welt endlich Souveränität, maximale Souveränität. Das wahre Fundamentalprinzip der Menschheit aber haben die Regionen zu sein: Die Welt lebt in ihnen als wirkliche Vielfalt, die zu ihrer Stärkung und Entfaltung die Einheit gesucht haben. Eine Einheit, die der Vielfalt ihre wirksame Kraft verleiht. Die Regionen sind für die Menschen die gelebte Welt, die erlebte Erde, die erste Instanz der Identifikation. Der Emotion. Sie sind das genaue Gegenteil der "abstrakten Einheit", die wir heute Staat oder EU nennen. Sie sind die Wirklichkeit der Differenzen: Wir sind anders, sprechen anders, können anderes ... Sie sind auch der Ort des Stolzes und, das Wichtigste, ein Zuhause. Ein Zuhause in einer Welt, die in schwindelerregender Rasanz immer unübersichtlicher wird für die Einzelnen. Nach einem intelligent gefassten Subsidiaritätsprinzip muss alles, was sich regional regeln lässt, regional geregelt werden. Was keinen dumpfen regionalistischen Separatismus meint, im Gegenteil: aber es entzöge ihm sofort und vollständig politisch den Boden.
Selbstverständlich ist ein gewissenhafter Diskurs zu führen, wie exakt das Konstrukt eines derart doppelt gedachten Sprungs zum Weltstaat aussähe. Lassen wir die klügsten Köpfe der Erde darüber nachdenken, eine historische, eine epochale Aufgabenstellung für Martin Schulz, Sigmar Gabriel, Barack Obama, Jean-Claude Juncker und andere. Dabei geht es auch um die leidenschaftlich geführte Debatte: "Weltstaatenbund" oder "Weltbundesstaat", um Konzepte wie Union, Föderation, Konföderation, die Vereinigten Staaten der Erde, unbedingt. Aber lassen wir diese Debatte zu keinem theoretisch-akademischen Selbstzweck werden, und noch viel wichtiger, die Welt, diese doppelt gedachte einheiliche Erde, verdient ohne Frage ein ganz eigenes, ganz neues Konstrukt, das "alte" Strukturideen getrost hinter sich lassen kann. Auch hier: Schreiten wir selbstbewusst voran.
Doch wir müssen zügig agieren. Nicht überhastet, nicht aktionistisch, aber zügig. Und, das beherrscht der Mensch seit den großen reichen der Römer, Chinas, Stalins. Auf der soliden Grundlage eines soliden Konzeptes im soliden Umsetzen selbst das weitere solide Reflektieren und Justieren üben und nicht erst auf die endgültige, perfekte Matrix warten. Die Welt besitzt die intellektuelle, historische, völker-, staatsrechtliche und politische Kompetenz, dieses Konstrukt zu denken. Nichts und niemand verleiht uns die Sicherheit, dass dieser nächste Schritt der Vereinigung aller Länder der Erde funktionieren wird, aber eine umgekehrte Sicherheit besteht: Wenn wir es nicht versuchen und es uns nicht gelingt, endet es im historischen Debakel. Für uns, für Europa, für die Welt. Es existiert - ob das theoretisch elegant ist oder nicht - ein Versuchen, das von dem Gelingen-Müssen getragen ist, dem stärksten Agens, das wir kennen. Genau einen solchen Versuch müssen wir unternehmen. Das ist sie: die Flucht nach vorne in eine Neue Welt, die diesen Namen verdient.
Der Autor: Ulf L. Wienand ist Verlegerischer Geschäftsführer der PPQ S.A., Iserlohn, zudem Autor, Herausgeber, Kleingärtner, Großdenker. Wienand hat ein Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie, Metallurgie, Geschichte und Psychoanalyse abgebrochen. Eine Promotion über Aufklärung und Romantik steht aus.
Vielen Dank für die Verschwurbeling dieses antidemokratischen, antipopulistischen, oppositionskriminalisierenden, eurozentristischen, imperialistischen und totalitären Geschwurbels des Kleingärtners und Großdenkers.
AntwortenLöschenDie Rettung Europas? "Der nachdrückliche Fokus auf dem Einzelnen, dem Individuum, ..." Zumindest hat er schon dem Dativ gerettet.
Ergreifend, wie ppq mir, dem Kleingärtner in echt, den Spiegel vorhält. Alles glaubwürdig. Bis: "Selbstverständlich ist ein gewissenhafter Diskurs zu führen" klingt wie "natürlich darf geschossen werden".
AntwortenLöschenNa ja, die "Regionen", nicht etwa die Völker, die es gar nicht gibt, bleiben ja frei und selbstbestimmt. Sie dürfen entscheiden, welche Tage sie zum Feiern der Weltregierung tradieren.
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