Sie hat uns günstige Roaming-Preise gebracht, jedenfalls wird sie das bald. Und den Frieden natürlich, über mehr als 60 Jahre. So geht die Erzählung, die Politiker am liebsten wählen, wollen sie die Verdienste der Europäischen Union im hellen Licht funkeln lassen. Den Friedensnobelpreis gab es auch schon für die welthistorische Leistung, einen über Jahrhunderte hinweg in zunehmend zerstörerische Kämpfe verstrickten Kontinent befriedet zu haben.
Endgültig, wie die Freunde einfacher Erklärungen glauben zu machen versuchen. Seit dem Zweiten Weltkrieg, so propagieren sie mit flotten Grafiken (oben), herrsche Frieden in Europa. EU-Länder führen keine Feldzüge, sie sind kompromissbereite Verhandler, Friedenssicherer, Aufbauhelfer, aber keine Macht, die tötet.
Eine Behauptung, die etwa so zutreffend ist wie die These, dass der britische Brexit ein Signal sei für die Stärke der europäischen Gemeinschaft. Die bizarre Logik dahinter: Die Sowjetunion selig konnte niemand verlassen, weil sie so schwach war. Die EU verlässt nun – zum dritten Mal nach Algerien und Grönland – jemand. Also muss sie wohl stark sein.
Um den Friedenscharakter der EU zu untermauern, braucht es dennoch einen spitzen Bleistift und wohlmeinendes, gutgläubiges und extrem vergessliches Publikum.
Zuerst einmal müssen zum Antritt des Beweises alle Kriege, die EU-Nationen in den letzten 60 Jahren out of area geführt haben, herausgerechnet werden.
Der französische Indochinakrieg etwa, von 1946 bis 1954 ein Problem – weg. Der Algerienkrieg, der von 1954 bis 1962 tobte und zum Austritt Algeriens aus der EU führte - weg. Der Spanisch-Marokkanische Krieg (1957-1958) - raus. Der zypriotische Unabhängigkeitskrieg (1955 - 1959) - raus. Der Niederländisch-Indonesische Krieg um West-Neuguinea (1957-1962) - weg. Das waren im Grunde ja keine EU-Länder, die da Krieg geführt haben, weil es die EU noch nicht gab, auch wenn die Prediger ihres friedlichen Charakters stets von 60 oder 70 Jahren Frieden sprechen, die sie gebracht habe.
Nun noch den portugiesischen Kolonialkrieg vergessen, von 1961 an immerhin 13 Jahre lang ein tödlicher Kampf um Macht und Einfluss. Den Falklandkrieg von 1982 hinterher. Und die kleinen Bürgerkriege in Baskenland und Nordirland sowieso. Langsam nähern wir uns dem Ziel.
Nun noch schnell Überfälle fremder Staaten auf heutige EU-Staaten wegrechnen. Das funktioniert auf ähnliche Art wie kürzlich nahezu der komplette islamistische Antisemitismus aus Deutschland herausgerechnet werden konnte, um einen beruhigenden Eindruck vom Rückgang der "klassischen" rechten Judenfeindlichkeit zu vermitteln.
Den ´74er Überfall der Türken auf Zypern buchen wir dazu unter friedenssichernde Maßnahme. Die Türkei ist kein richtiges europäisches Land, Zypern nur eine Insel. Davon können wir uns die europäische Friedensbilanz nun wirklich nicht kaputtmachen lassen. Und damit sind wir auch schon fast am Ziel: Ohne all die oben aufgeführten Waffengänge, Invasionen, Armeeeinsätze und Kommandounternehmen haben die EU-Staaten wirklich nie Krieg geführt! Sie waren und sind ein Garant des Friedens in Europa!
Das war allerdings immer noch nicht immer friedlich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, weil der Balkan zweifelsohne in Europa liegt und die Jugoslawienkriege, immerhin sechs an der Zahl und alle mit Waffenhilfe, diplomatischer Unterstützung und unter den Augen der EU geführt, sich schwer exterritorialisieren lassen. Wir brauchen also noch eine weitere Idee, wie wir die friedensschaffende Kraft der EU vor dem Vorwurf schützen, es habe nach dem Zweiten Weltkrieg ja doch auch in Europa Krieg gegeben.
Dazu behaupten wir nun einfach, es gehe gar nicht um Europa, sondern um die EU. Sowohl der 10-Tage-Krieg in Slowenien als auch der fünf Jahre dauernde Kroatienkrieg, der Bosnienkrieg, der Kosovokrieg und der Mazedonienkrieg gehen die EU dann gar nichts an, weil unsere Friedensdefinition sich nun einfach auf „Konflikte zwischen EU-Gründungsstaaten“ konzentriert.
Frieden in Europa ist also, wenn keines der sechs Gründerländer gegen keines der fünf anderen Krieg führt. So einfach wird man der Weltfriedenskontinent schlechthin. Selbst wenn die Albaner in Mazedonien metzeln und gemetzelt werden. Selbst wenn die Ukraine zu Europa gehört.
Die historische Leistung der EU, den Frieden in Europa über 60 Jahre hinweg dauerhaft gesichert zu haben, trotz der nahezu zwei Dutzend Kriege, in die ihre Mitglieder verwickelt waren, bleibt. Welthistorie. 70 Jahre Frieden. Einmalig in der Geschichte.
Nächste Folge: Wie EU-Friedensgewehre täglich in Mali, Syrien und der Türkei für angenehme Ruhe sorgen.
Endgültig, wie die Freunde einfacher Erklärungen glauben zu machen versuchen. Seit dem Zweiten Weltkrieg, so propagieren sie mit flotten Grafiken (oben), herrsche Frieden in Europa. EU-Länder führen keine Feldzüge, sie sind kompromissbereite Verhandler, Friedenssicherer, Aufbauhelfer, aber keine Macht, die tötet.
Eine Behauptung, die etwa so zutreffend ist wie die These, dass der britische Brexit ein Signal sei für die Stärke der europäischen Gemeinschaft. Die bizarre Logik dahinter: Die Sowjetunion selig konnte niemand verlassen, weil sie so schwach war. Die EU verlässt nun – zum dritten Mal nach Algerien und Grönland – jemand. Also muss sie wohl stark sein.
Um den Friedenscharakter der EU zu untermauern, braucht es dennoch einen spitzen Bleistift und wohlmeinendes, gutgläubiges und extrem vergessliches Publikum.
Zuerst einmal müssen zum Antritt des Beweises alle Kriege, die EU-Nationen in den letzten 60 Jahren out of area geführt haben, herausgerechnet werden.
Der französische Indochinakrieg etwa, von 1946 bis 1954 ein Problem – weg. Der Algerienkrieg, der von 1954 bis 1962 tobte und zum Austritt Algeriens aus der EU führte - weg. Der Spanisch-Marokkanische Krieg (1957-1958) - raus. Der zypriotische Unabhängigkeitskrieg (1955 - 1959) - raus. Der Niederländisch-Indonesische Krieg um West-Neuguinea (1957-1962) - weg. Das waren im Grunde ja keine EU-Länder, die da Krieg geführt haben, weil es die EU noch nicht gab, auch wenn die Prediger ihres friedlichen Charakters stets von 60 oder 70 Jahren Frieden sprechen, die sie gebracht habe.
Nun noch den portugiesischen Kolonialkrieg vergessen, von 1961 an immerhin 13 Jahre lang ein tödlicher Kampf um Macht und Einfluss. Den Falklandkrieg von 1982 hinterher. Und die kleinen Bürgerkriege in Baskenland und Nordirland sowieso. Langsam nähern wir uns dem Ziel.
Nun noch schnell Überfälle fremder Staaten auf heutige EU-Staaten wegrechnen. Das funktioniert auf ähnliche Art wie kürzlich nahezu der komplette islamistische Antisemitismus aus Deutschland herausgerechnet werden konnte, um einen beruhigenden Eindruck vom Rückgang der "klassischen" rechten Judenfeindlichkeit zu vermitteln.
Den ´74er Überfall der Türken auf Zypern buchen wir dazu unter friedenssichernde Maßnahme. Die Türkei ist kein richtiges europäisches Land, Zypern nur eine Insel. Davon können wir uns die europäische Friedensbilanz nun wirklich nicht kaputtmachen lassen. Und damit sind wir auch schon fast am Ziel: Ohne all die oben aufgeführten Waffengänge, Invasionen, Armeeeinsätze und Kommandounternehmen haben die EU-Staaten wirklich nie Krieg geführt! Sie waren und sind ein Garant des Friedens in Europa!
Das war allerdings immer noch nicht immer friedlich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, weil der Balkan zweifelsohne in Europa liegt und die Jugoslawienkriege, immerhin sechs an der Zahl und alle mit Waffenhilfe, diplomatischer Unterstützung und unter den Augen der EU geführt, sich schwer exterritorialisieren lassen. Wir brauchen also noch eine weitere Idee, wie wir die friedensschaffende Kraft der EU vor dem Vorwurf schützen, es habe nach dem Zweiten Weltkrieg ja doch auch in Europa Krieg gegeben.
Dazu behaupten wir nun einfach, es gehe gar nicht um Europa, sondern um die EU. Sowohl der 10-Tage-Krieg in Slowenien als auch der fünf Jahre dauernde Kroatienkrieg, der Bosnienkrieg, der Kosovokrieg und der Mazedonienkrieg gehen die EU dann gar nichts an, weil unsere Friedensdefinition sich nun einfach auf „Konflikte zwischen EU-Gründungsstaaten“ konzentriert.
Frieden in Europa ist also, wenn keines der sechs Gründerländer gegen keines der fünf anderen Krieg führt. So einfach wird man der Weltfriedenskontinent schlechthin. Selbst wenn die Albaner in Mazedonien metzeln und gemetzelt werden. Selbst wenn die Ukraine zu Europa gehört.
Die historische Leistung der EU, den Frieden in Europa über 60 Jahre hinweg dauerhaft gesichert zu haben, trotz der nahezu zwei Dutzend Kriege, in die ihre Mitglieder verwickelt waren, bleibt. Welthistorie. 70 Jahre Frieden. Einmalig in der Geschichte.
Nächste Folge: Wie EU-Friedensgewehre täglich in Mali, Syrien und der Türkei für angenehme Ruhe sorgen.
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