Mittwoch, 8. Juni 2016

Politik als Scherenschnitt


Dass die Schere zwischen Arm und Reich klafft und klafft und noch mehr klafft, gehört mittlerweile ebenso zum weltanschaulichen Stehsatz wie die Überzeugung, dass der Neoliberalismus für das ganze Elend der Menschheit zuständig ist, Julie Zeh die Welt in allen Facetten erklären kann und man rinks und lechts schon deswegen nicht velwechsern kann, weil nur auf einer Seite der Populismus beheimatet ist.

Umso zynischer ist der Versuch der Springer-Kampfblattes "Die Welt" zu bewerten, der ebenso ideologischen wie identitätsstiftenden Folklore mithilfe von angebliche Fakten beizukommen. Da muss schon ein ominöser Gini-Koeffizient herhalten, um dem Volk Sand in die Augen zu streuen. Laut dieser Kennzahl habe die Ungleichheit in der Gesellschaft in den vergangenen Jahren sogar abgenommen.

Unter den 20 OECD-Staaten liege Deutschland im Ungleichheitsranking nicht mehr auf Platz vier, sondern nur noch auf Rang 14. Nur in den skandinavischen Ländern sowie den Niederlanden und Österreich sei die Ungleichheit geringer.

Glücklicherweise kommt sogar dieser peinliche Hetzartikel an einer Wahrheit nicht vorbei: "Wer SPD-Politiker darauf hinweist, dass die überwältigende Mehrheit der Ökonomen Ungleichheit in Deutschland nicht für ein zentrales Problem hält, bekommt die lapidare Antwort: Das seien halt alles Mainstream-Ökonomen."

Und so soll es bitte auch weiterhin bleiben.

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