Der Chef vom Ganzen sitzt wie ein Fremder in einer Ecke der Ersatzbank. Stefan Böger, als HFC-Trainer im goldenen Oktober 2015 gesegnet mit einer Midas-Touch, der Stroh zu Gold und Wasser zu Wein verwandeln konnte, laboriert im Heimspiel gegen den Chemnitzer FC noch an den Spätfolgen einer Erkältung. Vor allem aber laboriert er wieder einmal am Auftritt seiner Mannschaft, die zu Spielbeginn seit sechs Partien nicht mehr gewonnen hat. Und diese Serie 90 Minuten später aus sieben Spiele ausgebaut haben wird.
Dabei hat Böger, künftig Sportdirektor in Halle, vor dem ersten von sechs Endspielen gegen den Abstieg in die gefürchtete Regionalliga alles versucht. Sprechverbot für die Spieler. Kurztrainingslager. Begnadigung von Akteuren wie Marcel Jansen, deren gnadenlose Aussortierung wegen eines harmlosen Streits um künftige Vertragsinhalte das Mannschaftsklima unter den Nullpunkt gedrückt hatte.
Nun ist Jansen wieder da, neben ihm auch Ivica Banovic. Aber trotzdem geht gegen Chemnitz, die nach dem HFC in die Krise gerutscht waren, aber seit der Übernahme des Traineramtes durch den in Halle rausgeworfenen Sven Köhler vor Halle in die Erfolgsspur zurückfanden, weiter alles schief.
Die ersten Minuten gehören den Gästen, Halle, auswärts zuletzt ein lauwarmer Schluck Leitungswasser, hält allenfalls kämpferisch dagegen. Erst nach einer Viertelstunde gelingt es den zur Abwechslung mal wieder in Rot-weiß-Gestreift aufgelaufenen Gastgebern, gegen die augenkrebskranken Markierstiftfarben spielenden Gäste ein Kräftegleichgewicht zu erzielen.
Es ist ein flottes, aber zielloses Gefecht, das sich die beiden alten Oberliga-Konkurrenten liefern. Fehlpässe, kleine Fouls, gute Absichten und schlechte Ausführung bestimmen das Geschehen. Der HFC hat zwei halbe Torchancen durch Osawe und Banovic, der CFC zwei mehr. Er führt auch nach Spielanteilen und spielerischer Schönheit. Der HFC hat dafür mehr Ecken, die vom einstigen Wunderknaben Sören Bertram allerdings genauso miserabel ausgeführt werden wie seit Wochen schon. Sieht nach einem Nullnull aus, hört sich an wie ein Nullnull und es wird wohl ein Nullnull werden, raunt es auf den doch noch einmal mit knapp 9.100 leidensbereiten Zuschauern gefüllten Traversen.
Es braucht eine Halbzeitpause, ehe sich etwas bewegt. Köhler schickt seine Männer zuerst auf den Platz, Bögers Truppe folgt. Sie ist noch gar nicht richtig zugegen, da knallt es: Ausgerechnet Daniel Frahn, nach seinem Abschied von RB Leipzig trotz einer Fan-Petition nicht nach Halle geholt, sondern nach Chemnitz gewechselt, stochert der Ball aus Nahdistanz an HFC-Keeper Bredlow vorbei.
Nun gucken sich die Rotweißen alle verwundert an. Schon wieder. Wo doch diesmal wenigstens der Einsatz stimmte, zumindest bei Baude, Lindenhahn, Jansen und Pfeffer.
Der ist aber auch das Einzige. Spielerisch ist diese HFC-Elf ein wandelnder Offenbarungseid. Es ist nie ein Plan sichtbar, wie diese kopfballstarke, stets die Außen suchende Gastmannschaft bezwungen werden soll. Bertram läuft sich fest, Lindenhahn ebenso. Gelingt einmal der Durchbruch bis zur Grundlinie, flankt ausgerechnet der Spieler, der eigentlich innen auf die Flanke warten müsste. Alle Fernschüsse gleichen Rückgaben, Bredlows Abschläge gehen auf gut Glück in Feindesland und alle Kopfballduelle im Mittelfeld verloren.
Nicht zu übersehen: das "mentale Problem", das die Vereinsführung und der Trainer ihren Spielern attestieren, wird einmal mehr zur materiellen Gewalt. Nervosität und Pech, fehlende Automatismen im Spielaufbau und eine nun schon seit Februar anhaltende Abschlussschwäche lassen Chemnitz besser aussehen, obwohl die Köhler-Truppe nur homöopatisch besser spielt. Aber auch ökonomischer: In der 68. Minute kann Fink - aus nächster Nähe von zwei HFC-Abwehrspielern bewundert - flanken. Danneberg köpft aus dem Fünfmeterraum unhaltbar ein, weil auch Engelhardt, der einst Beton war, vor dem Tor herumhängt wie eine alte Armierung.
So geht alles seinen halleschen Gang. Auf der Bank kauert Böger, meist regungslos. Der Rest der Mannschaftsführung hockt mit einem Leerstuhl Abstand daneben. Der Midas-Touch des Sachsen hat insgesamt vielleicht wirklich nur sieben Wochen gewirkt. Der seines Vorgängers Köhler hielt dagegen noch sieben Jahre.
Auf dem Platz müht sich Lindenhahn, später stoßen noch Brügmann und Furuholm dazu, zwei Spieler mit Vertrag fürs nächste Jahr, denen man anzumerken meint, dass ihnen das Spielergebnis etwas bedeutet. Bezeichnend: Brügmann schlägt seine erste Ecke, nachdem Bertram schwer verletzt ausgewechselt werden musste. Furuholm bringt prompt den ersten direkten Ball nach einer Ecke aufs Tor. Cinotta tatscht ihn mit der Hand von der Linie (Foto oben).
Elfmeter und wieder Hoffnung im früheren Kurt-Wabbel-Stadion, das nie ein Ort der feinen Klinge und der Euphorie, oft aber einer der später Erlösung war. Engelhardt vergibt der Strafstoß, auch das passt. Aber Schiri Stark lässt wiederholen, für den HFC wohl der erste wiederholte Strafstoß seit dem in der Saison 1980/1981 von Holger Krostitz schon verwandelten gegen Dynamo Dresden, der damals im ersten Versuch rein, zweiten aber danebenging.
35 Jahre danach tritt Banovic an, der wie ein alter Mann schießt. Und trifft. 1:2 und noch fast zehn Minuten gegen zehn Chemnitzer, weil Cinotta mit Rot draußen sitzt.
Aber heute ist eben doch wieder aller Tage. Es dreht sich nichts mehr, weil der eingewechselte Tobias Müller bei einer glasklaren Torchance zeigt, warum er nicht mehr in Dresden spielt. Und weil Osawe bei einem Kopfballversuch aus Nahdistanz fürchten lässt, dass er es nächste Saison in Kaiserslautern nicht leicht haben wird.
So endet es denn wie gewohnt mit hochgerissenen Gästearmen, Pfiffen aus der Kurve und Heimweggesprächen darüber, dass "die meinetwegen alle gehen können". Böger inklusive und der am besten gleich. "Was willste denn mit dem."
Und nun? Nächste Woche geht es zu Fortuna Köln. Das nächste Endspiel. Und die Luft wird dünner.
Dabei hat Böger, künftig Sportdirektor in Halle, vor dem ersten von sechs Endspielen gegen den Abstieg in die gefürchtete Regionalliga alles versucht. Sprechverbot für die Spieler. Kurztrainingslager. Begnadigung von Akteuren wie Marcel Jansen, deren gnadenlose Aussortierung wegen eines harmlosen Streits um künftige Vertragsinhalte das Mannschaftsklima unter den Nullpunkt gedrückt hatte.
Nun ist Jansen wieder da, neben ihm auch Ivica Banovic. Aber trotzdem geht gegen Chemnitz, die nach dem HFC in die Krise gerutscht waren, aber seit der Übernahme des Traineramtes durch den in Halle rausgeworfenen Sven Köhler vor Halle in die Erfolgsspur zurückfanden, weiter alles schief.
Die ersten Minuten gehören den Gästen, Halle, auswärts zuletzt ein lauwarmer Schluck Leitungswasser, hält allenfalls kämpferisch dagegen. Erst nach einer Viertelstunde gelingt es den zur Abwechslung mal wieder in Rot-weiß-Gestreift aufgelaufenen Gastgebern, gegen die augenkrebskranken Markierstiftfarben spielenden Gäste ein Kräftegleichgewicht zu erzielen.
Es ist ein flottes, aber zielloses Gefecht, das sich die beiden alten Oberliga-Konkurrenten liefern. Fehlpässe, kleine Fouls, gute Absichten und schlechte Ausführung bestimmen das Geschehen. Der HFC hat zwei halbe Torchancen durch Osawe und Banovic, der CFC zwei mehr. Er führt auch nach Spielanteilen und spielerischer Schönheit. Der HFC hat dafür mehr Ecken, die vom einstigen Wunderknaben Sören Bertram allerdings genauso miserabel ausgeführt werden wie seit Wochen schon. Sieht nach einem Nullnull aus, hört sich an wie ein Nullnull und es wird wohl ein Nullnull werden, raunt es auf den doch noch einmal mit knapp 9.100 leidensbereiten Zuschauern gefüllten Traversen.
Es braucht eine Halbzeitpause, ehe sich etwas bewegt. Köhler schickt seine Männer zuerst auf den Platz, Bögers Truppe folgt. Sie ist noch gar nicht richtig zugegen, da knallt es: Ausgerechnet Daniel Frahn, nach seinem Abschied von RB Leipzig trotz einer Fan-Petition nicht nach Halle geholt, sondern nach Chemnitz gewechselt, stochert der Ball aus Nahdistanz an HFC-Keeper Bredlow vorbei.
Nun gucken sich die Rotweißen alle verwundert an. Schon wieder. Wo doch diesmal wenigstens der Einsatz stimmte, zumindest bei Baude, Lindenhahn, Jansen und Pfeffer.
Der ist aber auch das Einzige. Spielerisch ist diese HFC-Elf ein wandelnder Offenbarungseid. Es ist nie ein Plan sichtbar, wie diese kopfballstarke, stets die Außen suchende Gastmannschaft bezwungen werden soll. Bertram läuft sich fest, Lindenhahn ebenso. Gelingt einmal der Durchbruch bis zur Grundlinie, flankt ausgerechnet der Spieler, der eigentlich innen auf die Flanke warten müsste. Alle Fernschüsse gleichen Rückgaben, Bredlows Abschläge gehen auf gut Glück in Feindesland und alle Kopfballduelle im Mittelfeld verloren.
Nicht zu übersehen: das "mentale Problem", das die Vereinsführung und der Trainer ihren Spielern attestieren, wird einmal mehr zur materiellen Gewalt. Nervosität und Pech, fehlende Automatismen im Spielaufbau und eine nun schon seit Februar anhaltende Abschlussschwäche lassen Chemnitz besser aussehen, obwohl die Köhler-Truppe nur homöopatisch besser spielt. Aber auch ökonomischer: In der 68. Minute kann Fink - aus nächster Nähe von zwei HFC-Abwehrspielern bewundert - flanken. Danneberg köpft aus dem Fünfmeterraum unhaltbar ein, weil auch Engelhardt, der einst Beton war, vor dem Tor herumhängt wie eine alte Armierung.
So geht alles seinen halleschen Gang. Auf der Bank kauert Böger, meist regungslos. Der Rest der Mannschaftsführung hockt mit einem Leerstuhl Abstand daneben. Der Midas-Touch des Sachsen hat insgesamt vielleicht wirklich nur sieben Wochen gewirkt. Der seines Vorgängers Köhler hielt dagegen noch sieben Jahre.
Auf dem Platz müht sich Lindenhahn, später stoßen noch Brügmann und Furuholm dazu, zwei Spieler mit Vertrag fürs nächste Jahr, denen man anzumerken meint, dass ihnen das Spielergebnis etwas bedeutet. Bezeichnend: Brügmann schlägt seine erste Ecke, nachdem Bertram schwer verletzt ausgewechselt werden musste. Furuholm bringt prompt den ersten direkten Ball nach einer Ecke aufs Tor. Cinotta tatscht ihn mit der Hand von der Linie (Foto oben).
Elfmeter und wieder Hoffnung im früheren Kurt-Wabbel-Stadion, das nie ein Ort der feinen Klinge und der Euphorie, oft aber einer der später Erlösung war. Engelhardt vergibt der Strafstoß, auch das passt. Aber Schiri Stark lässt wiederholen, für den HFC wohl der erste wiederholte Strafstoß seit dem in der Saison 1980/1981 von Holger Krostitz schon verwandelten gegen Dynamo Dresden, der damals im ersten Versuch rein, zweiten aber danebenging.
35 Jahre danach tritt Banovic an, der wie ein alter Mann schießt. Und trifft. 1:2 und noch fast zehn Minuten gegen zehn Chemnitzer, weil Cinotta mit Rot draußen sitzt.
Aber heute ist eben doch wieder aller Tage. Es dreht sich nichts mehr, weil der eingewechselte Tobias Müller bei einer glasklaren Torchance zeigt, warum er nicht mehr in Dresden spielt. Und weil Osawe bei einem Kopfballversuch aus Nahdistanz fürchten lässt, dass er es nächste Saison in Kaiserslautern nicht leicht haben wird.
So endet es denn wie gewohnt mit hochgerissenen Gästearmen, Pfiffen aus der Kurve und Heimweggesprächen darüber, dass "die meinetwegen alle gehen können". Böger inklusive und der am besten gleich. "Was willste denn mit dem."
Und nun? Nächste Woche geht es zu Fortuna Köln. Das nächste Endspiel. Und die Luft wird dünner.
Schlechtes Restprogramm. Da kann man nur hoffen, daß Rostock am letzten Spieltag schon gerettet ist. ;-)
AntwortenLöschenOha, da kann der Sven Köhler ja doch noch in Halle gewinnen,
AntwortenLöschen1. Wieso heißt es eigentlich HFC-Fan-Kurve (hinterm Tor) wenn es sich im Grunde um eine Gerade handelt?
2. Was will der Mukoviszidose-Förderverein Halle e.V. fördern? Die machen nämlich Bandenwerbung.
www.muko-halle.de
Mir fiele ein fürchterliches Essay zu diesem Namen ein.
die fangerade zieht sich bis in die badkurve, die auch nur noch so ein knick ist. aber deshalb vielleicht..
AntwortenLöschenes sind ja jetzt stadien im material design
... weil es früher Kurven (hinter den Toren) waren.
AntwortenLöschenDas Stadiondesign in D. ab den 20er Jahren war darauf ausgelegt, kombinierte Fußball- und Leichtathletikstadien zu bauen, deshalb auch der häufig vorkommende Begriff "Kampfbahn" (der nicht martialisch ist, sondern auf LA-Disziplinen verweist).
genau. das wollte ich damit sagen
AntwortenLöschenIch fand es irritierend, daß hinterm Tor die Fans in einer Gerade stehen und einen elend breiten Schal ins Internet halten, auf dem steht, sie seien die Kurve.
AntwortenLöschenIn Dresden heißt die gerade Kurve übrigens K-Block. Aber Block, ich weiß nicht, ob das als Bezeichnung überhaut statthaft ist. Da fielen mir auch sofort wieder verbotene Sätze ein.
Nur mal so zur Erinnerung, das ist das klassische deutsche Stadion:
AntwortenLöschenhttp://www.stadionwelt.de/sw_stadien/fotos/stadionlisten/deutschland/sportforum_chemnitz/140.jpg
... das sich als Muster bis runter zu den Kreisliga-Fußballplätzen wiedererkennen läßt.
Reine (britische) Fußballstadien: Dort gibt es m Profisfußball keine Vereine, sondern private Gesellschaften. Die Stadien gehören den Clubs bzw. ihren Anteilseignern. Die deutschen Stadien waren "staatlich", d.h. gehör(t)en der Stadt.
I hoid des nimmer aus mit diesen Ostvereinen, do ziagt`s ma regelmäßig die Schuach aus... Edi Finger muss zitiert werden: "I wer narrisch...!"
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?v=w0lKx83IdKg
AntwortenLöschenWenn das Fußball sein soll, dann ist mein Name Franz Beckenbauer. Schönen Dank auch.
AntwortenLöschenEin Satz mit hamse am und hat dat da:
AntwortenLöschenhamse am Samstag Schalke jesäähn?Hat dat da jeräägnet.