Es ist der Metatrend der Gegenwart, dass sich jedermann von jedem und allem jederzeit missbraucht, verhöhnt, verletzt und beleidigt fühlen kann. People of Color empfinden Schmerz, wenn Schauspieler sich das Gesicht anmalen, Emanzipisten leiden, wenn Frauen behaupten, sie arbeiteten freiwillig als Prostituierte. Muslime sind entsetzt, wenn Weihnachsmänner frei herumlaufen, und Atheisten reagieren aufgeregt, wenn Christen ein Kreuz in Amtsstuben hängen. Von Nazis gar nicht zu reden: Deren Meinung ist nach allgemeiner Auffassung keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Hans-Martin Esser hat jetzt bei Achgut.com eine Gesamtschau über "Das unheimliche Gespür für Beleidigtsein" der "Generation Leberwurst" aufgeschrieben. Dabei entwickelt er die zutreffende These, dass all die Verletzungen, die Momente, in denen "Hass" und "Hetze" Menschen dazu bringen, zu großen Zeitungen zu gehen und sich zu beklagen, eigentlich nur dem Ziel dienen, den Toleranzmuskel der Mehrheitsgesellschaft zu beschäftigen: Den Missbrauchten, Verletzten, Beleidigten verlangt danach, egal, ob er Wulff, Erdogan, Maas oder Hanswurst heißt, dass ihn die Gemeinschaft streichelt, bei und ihm Kompensation zahlt, am besten in Form von Anerkennung.
Es sind zumeist nicht einmal verletzte Gefühle, die hier ins Feld geführt werden. Sondern deren reine Vorspiegelung. Der Moslem, der es mit Hilfe seines permanenten Beleidigtseins geschafft hat, auch im deutschen Sprachraum nur noch mit dem englischen Begriff "Muslim" benannt zu werden, hat ebenso seine Leberwurst-Routine wie der Ostdeutsche, der Schwule, der Katholik, der Staatspräsident.
Der Grund dafür liegt in einer grundsätzlich gewandelten Beleidigungsbereitschaft, die inzwischen kaum noch eine offene und freimütige Diskussion zulässt. War es in der Vergangenheit wichtig für eine vollendete Beleidigung, dass der Beleidigende sie auch als Beleidigung meinte, so reicht es heute völlig, wenn sein Gegenüber sich beleidigt fühlt. Jedes Gespräch wird von der einen Seite als Versuch geführt, das, was zu sagen wäre, so auszudrücken, dass es jederzeit dementierbar ist. Während die andere Seite darauf aus ist, noch im harmlosesten Scherz eine neue Offenbarung tiefsitzender Ressentiments zu finden.
Jede Äußerung wird auf ihr Skandalisierungspotential abgeklopft, jede Abweichung vom leisetreterischen Sprachgebrauch genügt, eine Empörungswelle durch die sogenannten sozialen Netzwerke zu schicken, die hier perfekt als soziale Spektakel-Verstärker dienen: Im kleinsten Kreis entwickelte Verletzungen und engagiert empfundenes Unrecht, früher allenfalls ein Fall für ein nassgeweintes Kopfkissen, können nun eingeklagt, angeprangert und öffentlich ausgelebt werden.
Mediale Bedürftnisse und private Empfindlichkeiten bedingen und verstärken einander. Von unten nach oben bricht sich wahre Empörtheit Bahn, von einer Gesellschaft herangezüchtet, die ihren Mitgliedern das Gefühl gibt, jedes Zipperlein, dass ein hypersensibel ausgebildetes Seelchen in sich bemerken könne, sei wichtig genug, vor aller Augen darunter zu leiden. Von oben hilft eine unentwegte, nie ermüdende Simulation von Entsetzen über Sätze, Worte und Ansichten, die man folgenlos einfach hinnehmen könnte, die aber auflagen- und aufmerksamkeitsmäßig besser vermarkbar sind, wenn man sie kleinkrämerisch und peinlich genau auf ihren Empörungsgehalt abklopft.
Deutschland 2016, eine Fabrik für lebende Leberwürste.
Zum analytischen Text von Achgut geht es hier.
Hans-Martin Esser hat jetzt bei Achgut.com eine Gesamtschau über "Das unheimliche Gespür für Beleidigtsein" der "Generation Leberwurst" aufgeschrieben. Dabei entwickelt er die zutreffende These, dass all die Verletzungen, die Momente, in denen "Hass" und "Hetze" Menschen dazu bringen, zu großen Zeitungen zu gehen und sich zu beklagen, eigentlich nur dem Ziel dienen, den Toleranzmuskel der Mehrheitsgesellschaft zu beschäftigen: Den Missbrauchten, Verletzten, Beleidigten verlangt danach, egal, ob er Wulff, Erdogan, Maas oder Hanswurst heißt, dass ihn die Gemeinschaft streichelt, bei und ihm Kompensation zahlt, am besten in Form von Anerkennung.
Es sind zumeist nicht einmal verletzte Gefühle, die hier ins Feld geführt werden. Sondern deren reine Vorspiegelung. Der Moslem, der es mit Hilfe seines permanenten Beleidigtseins geschafft hat, auch im deutschen Sprachraum nur noch mit dem englischen Begriff "Muslim" benannt zu werden, hat ebenso seine Leberwurst-Routine wie der Ostdeutsche, der Schwule, der Katholik, der Staatspräsident.
Der Grund dafür liegt in einer grundsätzlich gewandelten Beleidigungsbereitschaft, die inzwischen kaum noch eine offene und freimütige Diskussion zulässt. War es in der Vergangenheit wichtig für eine vollendete Beleidigung, dass der Beleidigende sie auch als Beleidigung meinte, so reicht es heute völlig, wenn sein Gegenüber sich beleidigt fühlt. Jedes Gespräch wird von der einen Seite als Versuch geführt, das, was zu sagen wäre, so auszudrücken, dass es jederzeit dementierbar ist. Während die andere Seite darauf aus ist, noch im harmlosesten Scherz eine neue Offenbarung tiefsitzender Ressentiments zu finden.
Jede Äußerung wird auf ihr Skandalisierungspotential abgeklopft, jede Abweichung vom leisetreterischen Sprachgebrauch genügt, eine Empörungswelle durch die sogenannten sozialen Netzwerke zu schicken, die hier perfekt als soziale Spektakel-Verstärker dienen: Im kleinsten Kreis entwickelte Verletzungen und engagiert empfundenes Unrecht, früher allenfalls ein Fall für ein nassgeweintes Kopfkissen, können nun eingeklagt, angeprangert und öffentlich ausgelebt werden.
Mediale Bedürftnisse und private Empfindlichkeiten bedingen und verstärken einander. Von unten nach oben bricht sich wahre Empörtheit Bahn, von einer Gesellschaft herangezüchtet, die ihren Mitgliedern das Gefühl gibt, jedes Zipperlein, dass ein hypersensibel ausgebildetes Seelchen in sich bemerken könne, sei wichtig genug, vor aller Augen darunter zu leiden. Von oben hilft eine unentwegte, nie ermüdende Simulation von Entsetzen über Sätze, Worte und Ansichten, die man folgenlos einfach hinnehmen könnte, die aber auflagen- und aufmerksamkeitsmäßig besser vermarkbar sind, wenn man sie kleinkrämerisch und peinlich genau auf ihren Empörungsgehalt abklopft.
Deutschland 2016, eine Fabrik für lebende Leberwürste.
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Es ist nicht das erste Mal, daß @ppq seinem Moslemhaß frönt.
AntwortenLöschenMoslems seien geltungsbedürftig, dumm, komplett unfähig.
Das Ganze wird dadurch getarnt, indem dann vermeintlich positive moslemische Charaktere ("Kurden") eingeführt werden.
Das so etwas nur 70 Jahre nach dem Holocaust möglich ist, macht mich betroffen.
das weise ich zurück. wir waren über jahre die einzigen, die die traditionelle frühjahrsoffensive der taliban bewundert und für sie getrommelt haben.
AntwortenLöschenDie Leberwurst, die ging in' Laden
AntwortenLöschenwollt 'n Stückchen Käse haben.
Käse, Käse gab es nicht.
Die Leberwurst die ärgert sich.
Ärgert sich die ganze Nacht,
hat vor Scheck ins Bett gemacht...
Die Traurigkeit und Betroffenheit angesichts der schrecklichen Verletzungen sind ein probates Mittel, alles verbieten zu können. Beliebig werden die Verbote von der Masse eingesehen und abgenickt, natürlich nur, soweit sie von den Medien aufgegriffen und kolportiert werden.
AntwortenLöschenRücksichtnahme wird gegen Toleranz ins Feld geführt, gleichzeitig wird von Toleranz geschwafelt, womit in Wirklichkeit Gutfinden dessen gemeint ist, was offiziös und durch Wahrheitsmedien vertreten wird - einschließlich der "aus Rücksicht" gebotenen Verbote.
Die Betroffenheit derer, deren Texte, Anzeigen, Profile gelöscht werden, spielt dabei freilich keine Rolle.