Freitag, 4. März 2016

Zwölf Prozent Verlust: Demokratie im Umfragetief

Dicke Schlappe für die Demokratie kurz vor der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: Nur noch 76,5 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben die Absicht bekundet, Parteien aus dem demokratischen Block zu wählen. Das sind enttäuschende zwölf Prozent weniger als noch bei der letzten Wahl in dem Bundesland direkt an der Straße der Gewalt ihre Stimme für die Kandidaten der Nationalen Front abgegeben hatten.

Der Langfrist-Trend ist noch alarmierender: 2006 hatten noch 91,9 Prozent der Wähler für CDU, SPD, Linke, Grüne und FDP votiert, 2002 waren es 93 Prozent gewesen, 1990, bei der ersten Landtagswahl, sogar 95,8 Prozent.

Ein Gesamtverlust von nahezu 20 Prozent.

Doch es erwischt die Parteien, die Sachsen-Anhalt über das vergangene Vierteljahrhundert so zuverlässig geführt haben, dabei unterschiedlich stark. So verliert die CDU etwa zehn Prozent der Wähler, die sie noch beim letzten Urnengang mobilisieren konnte. bei der SPD hingegen geht jeder fünfte Wähler von der Stange. Die von der charismatischen Katrin Budde geführte einstige Arbeiterpartei büßt in absoluten Zahlen 4,5 Prozent ein - bezogen auf das eigene Abschneiden im Jahr 2011 bedeutet das, dass fast 20 Prozent der damaligen SPD-Wähler keine Absicht mehr haben, ihr Kreuz erneut beim kleinen Koalitionspartner zu machen.

Die SPD ist damit der ganz große Loser unter lauter Verlierern, übertroffen nur noch von den Grünen, die mit zwei Prozent Verlust tatsächlich gleich ein Drittel ihrer ehemaligen Wählerschaft nicht mehr motivieren können, denselben Fehler noch einmal zu machen. Etwas besser schneidet die Linke ab, die - zumindest der aktuellen Umfrage nach - mit zwei Prozent nur etwa acht Prozent der Wählerinnen und Wähler verliert, die 2011 für sie votiert hatten.

Dünn die Gewinnerliste: Nur die zuletzt nicht mehr im Landtag vertretene FDP gewinnt mit 1,2 Prozent Stimme im demokratischen Spektrum dazu, ohne die immensen Verluste der Staatsparteien ausgleichen zu können. Zwischen 21 und 24 Prozent der Menschen sind je nach Umfrageinstitut offenbar bereit, sich außerhalb unserer demokratischen Gemeinschaft zu stellen.

Kein Einzelfall: Auch in Baden-Württemberg stieg der Stimmenanteil für Parteien außerhalb unseres bewährten Parteiengefüges von 5,6 Prozent auf 13. Und auch Rheinland-Pfalz sieht einer Verdopplung von 4,8 auf mehr als zwölf Prozent entgegen.

3 Kommentare:

  1. FDP in den Landtag von Sachsen-Anhalt ? Ist das glaubwürdig ?

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  2. die vereinigte Linke verliert.
    das nennt man dann wohl Rechtsruck.

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  3. Ach, Wahlen bei ppq. Die "Umfrage", harsche Kritik nun, erinnerte mich daran, weshalb ich vor gut 20 Jahen aufgehört habe, mir nach Wahlsonntagen Tageszeitungen zu kaufen.

    Bei denen gab es wenigstens noch die Parteien "Son" oder "And", wenn auch, wie 1982 bei der Saarlandwahl, die Son mit ihren 0,6% nur auf eine einzige Partei fielen (NPD).

    Aber bei ppq gibt es nicht einmal mehr sonstige oder andere zu wählen, obwohl da noch ein paar gute oder zumindest idealistische und m.E. durchaus demokratische Kräfte außerhalb des Kartells dabei sind.

    Ich würde heute eher Zentrum wählen als CDU und eher UAP als SPD, kann ich aber nicht, weil sie nirgendwo erwähnt werden.

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