Auf einmal fängt es in Toni Lindenhahn zu denken an - und die Torchance ist weg. |
Gegen Dresden geht es nicht oft in Halle, aber wenn es gegen Dresden geht, dann geht immer was. Seit die beiden DDR-Traditionsvereine wieder in derselben Liga spielen - Dresden von oben runtergerutscht, der HFC von unten hochgearbeitet - ist erstmals in der Fußballgeschichte Augenhöhe angesagt: Der HFC siegte in Dresden 3:2, Dresden siegte auch 3:2 in Dresden, Dynamo holte in Halle einen Punkt und den anderen aus dem betreffenden Remis im Herbst 2014 hatten sich die Gastgeber genauso redlich verdient.
Im vierten Anlauf treffen nun aber ein Aufstiegsanwärter und ein Krisenteam, das seit Weihnachten nicht mehr gewonnen hat, aufeinander. Stefan Bögers Rot-Weißen steckt die verdorbene Geburtstagsfeier vom 1:2 gegen den gleichaltrigen FCM in den Knochen. Dresden dagegen, bis Oktober die unumstrittene Supermacht der Liga, kommt als schwankender Favorit. Die stets so siegesgewissen Sachsen haben aus den letzten neun Partien seit Anfang November auch nur elf von 27 möglichen Punkten geholt - gerademal zwei mehr als der HFC, bei dem vor dem Spiel viel die Rede vom Weltuntergang ist.
Die ersten fünf Minuten gehören denn auch dem Gastgeber, der mit einer völlig umgestellten Elf aufläuft. Statt Banovic darf Kruse im Mittelfeld ran, im Sturm steht Tobias Müller neben Osawe und auf der linken Abwehrseite darf Nachwuchsmann Max Barnofsky sich für den zuletzt erneut enttäuschenden Dominic Rau von Anfang an ausprobieren.
Eine wunderliche Aufstellung, die aber überraschend gut funktioniert. Dresden wird über Minuten in die eigene Hälfte gedrückt, nach vorn geht erstmal gar nichts, weil der HFC über Osawe, Müller, Bertram, Lindenhahn, Kruse und Jansen früh anläuft und auf dem langen Weg der Dynamos in die Hälfte vor der HFC-Fankurve meist ein Bein zwischen Ball und Gegenspieler bekommt.
Der HFC-Anhang, der seine Mannschaft vor Spielbeginn erneut mit einer imposanten Choreografie für 50 Jahre Fußballgeschichte feierte, sieht es mit Wohlgefallen. Zumindest der Teil des Publikums, der öfter hier ist, weiß um die Bedeutung dieses Spiel des Tabellen-11. gegen den Tabellenersten: Noch eine Niederlage mehr, dann ist wieder Abstiegskampf, dann sind alle Träume, endlich auch mal irgendwo oben mitzuspielen und Ansprüche anzumelden, wie das die verhassten Magdeburger tun, für ein weiteres Jahr Makulatur.
Schon vor dem Dynamo-Spiel zeigen sich Spuren der Ermattung unter dem seit dem Aufstieg vor vier Jahren genügsam auf bessere Zeiten wartenden Anhang: Mit 11.500 Zuschauern ist die Schlagerpartei der Saison nicht nur nicht ausverkauft, sondern es sind gleich ganze 1000 Fans weniger gekommen als beim letzten Mal.
Das aber hat die Mannschaft von Stefan Böger trotz der zum Teil leblosen Auftritte gegen den FCM und in Wiesbaden gar nicht verdient. Angeführt von Toni Lindenhahn, versucht sie hier, mutig nach vorn zu spielen. Und beinahe hat sie sogar zählbaren Erfolg: Osayamen Osawe hat zwei große Chancen, allerdings zielt der Brite zweimal nicht richtig.
Auf der Gegenseite meldet sich Dynamo nach einer knappen halben Stunde. Aosman scheitert an Bredlow, danach verzieht Eilers. Der Ex-Dresdner Tobias Müller antwortet mit einem Fernschuss, dem es aber an Schärfe und Präzision fehlt. Und Max Barnofsky schlägt eine Dennis-Mast-Gedächtnisflanke. Geht ins Leere, weil mit so einer präzisen Hereingabe von der Grundlinie beim HFC schon lange kein Stürmer mehr rechnet.
Ein schönes Spiel trotzdem, unterhaltsam und offen, andererseits aber keineswegs so verbissen geführt wie noch im Herbst 2014. Selbst die Fans liefern nur das Pflichtprogramm der Feindbeschimpfung: "Halle-Hurensöhne", "Lutscher" und "Scheiß-Dynamo", so matt haben die beiden in jahrzehntelanger Abneigung verbundenen Lager einander selten gehasst.
Unten ist das Geschehen ähnlich gebremst giftig. Dynamos Hefele liefert seine üblichen Gemeinheiten, der später eingewechselte Kutschke zeigt auch noch, dass er in der Bundesliga Gemeinheiten gelernt hat. Aber Schiedsrichter Florian Meyer muss nicht einmal nach der Gelben Karte greifen. Alle sind lieb hier und eigentlich zur Halbzeit schon froh, wenn alles so bliebe. Keine Seite will den einen Punkt gegen unsichere drei einsetzen, gemessen an dieser Grundabsprache aber liefern beide Mannschaften auch in der zweiten Halbzeit ein überaus unterhaltsames und kurzweiliges Spiel.
Mit Chancenvorteilen für Dynamo, weil die Männer um den Ex-Hallenser Marco Hartmann ihre Angriffe einfach besser ausspielen. In zwei, drei Zügen brechen sie durch die Abwehrreihen des HFC, nur großes Glück allein verhindert, dass Eilers, Stefaniak oder Aosman eine von vier, fünf hundertprozentigen Chancen zur Führung nutzen.
Beim HFC läuft es vorn nur bis zur Chance auf eine Chance gut. Kurz bevor es richtig gefährlich wird, verstolpert Osawe, Lindenhahn bekommt mitten in einem Solo, das er genauso schon mehrfach mit einem Tor krönte, plötzlich ins Nachdenken, ins Abwarten und schließlich ins Ballverlieren. Sören Bertram, an diesem Tag eher ein Schatten seiner selbst als die Zauberwaffe der Hinrunde, steht bei den Ecken und Freistößen neben sich, zumindest in einer Angriffsaktion aber goldrichtig auf Linksaußen. Tobias Müller sieht ihn auch, ohne Gegenspieler vor sich mit freiem Weg zum Tor. Aber statt glatt nach außen auf Bertram zu spielen, probiert der 22-Jährige, einen Dresdner Abwehrspieler zu tunneln, auf dass Bertram den Ball in den Lauf gespielt bekomme.
Klappt nicht. Klappt sowenig wie sein Messi-Dreher wenig später und wie Kutsches Versuch, mit Armrudern und Brustaufblasen noch mal ein bisschen Feuer in die Partei zu bringen. Stefan Böger bringt die Winterleihgabe Bähre, den Mann mit der Einsatzgarantie, und orientiert seine Mannschaft nun endgültig auf ein Remis. Dresden ist es zufrieden. Und die Zuschauer sind es auch: Nullnull, das ist der Sieg des kleinen Mannes. Und keine Niederlage fühlt sich derzeit schon wie Gewinnen an.
Im vierten Anlauf treffen nun aber ein Aufstiegsanwärter und ein Krisenteam, das seit Weihnachten nicht mehr gewonnen hat, aufeinander. Stefan Bögers Rot-Weißen steckt die verdorbene Geburtstagsfeier vom 1:2 gegen den gleichaltrigen FCM in den Knochen. Dresden dagegen, bis Oktober die unumstrittene Supermacht der Liga, kommt als schwankender Favorit. Die stets so siegesgewissen Sachsen haben aus den letzten neun Partien seit Anfang November auch nur elf von 27 möglichen Punkten geholt - gerademal zwei mehr als der HFC, bei dem vor dem Spiel viel die Rede vom Weltuntergang ist.
Die ersten fünf Minuten gehören denn auch dem Gastgeber, der mit einer völlig umgestellten Elf aufläuft. Statt Banovic darf Kruse im Mittelfeld ran, im Sturm steht Tobias Müller neben Osawe und auf der linken Abwehrseite darf Nachwuchsmann Max Barnofsky sich für den zuletzt erneut enttäuschenden Dominic Rau von Anfang an ausprobieren.
Eine wunderliche Aufstellung, die aber überraschend gut funktioniert. Dresden wird über Minuten in die eigene Hälfte gedrückt, nach vorn geht erstmal gar nichts, weil der HFC über Osawe, Müller, Bertram, Lindenhahn, Kruse und Jansen früh anläuft und auf dem langen Weg der Dynamos in die Hälfte vor der HFC-Fankurve meist ein Bein zwischen Ball und Gegenspieler bekommt.
Der HFC-Anhang, der seine Mannschaft vor Spielbeginn erneut mit einer imposanten Choreografie für 50 Jahre Fußballgeschichte feierte, sieht es mit Wohlgefallen. Zumindest der Teil des Publikums, der öfter hier ist, weiß um die Bedeutung dieses Spiel des Tabellen-11. gegen den Tabellenersten: Noch eine Niederlage mehr, dann ist wieder Abstiegskampf, dann sind alle Träume, endlich auch mal irgendwo oben mitzuspielen und Ansprüche anzumelden, wie das die verhassten Magdeburger tun, für ein weiteres Jahr Makulatur.
Schon vor dem Dynamo-Spiel zeigen sich Spuren der Ermattung unter dem seit dem Aufstieg vor vier Jahren genügsam auf bessere Zeiten wartenden Anhang: Mit 11.500 Zuschauern ist die Schlagerpartei der Saison nicht nur nicht ausverkauft, sondern es sind gleich ganze 1000 Fans weniger gekommen als beim letzten Mal.
Das aber hat die Mannschaft von Stefan Böger trotz der zum Teil leblosen Auftritte gegen den FCM und in Wiesbaden gar nicht verdient. Angeführt von Toni Lindenhahn, versucht sie hier, mutig nach vorn zu spielen. Und beinahe hat sie sogar zählbaren Erfolg: Osayamen Osawe hat zwei große Chancen, allerdings zielt der Brite zweimal nicht richtig.
Auf der Gegenseite meldet sich Dynamo nach einer knappen halben Stunde. Aosman scheitert an Bredlow, danach verzieht Eilers. Der Ex-Dresdner Tobias Müller antwortet mit einem Fernschuss, dem es aber an Schärfe und Präzision fehlt. Und Max Barnofsky schlägt eine Dennis-Mast-Gedächtnisflanke. Geht ins Leere, weil mit so einer präzisen Hereingabe von der Grundlinie beim HFC schon lange kein Stürmer mehr rechnet.
Ein schönes Spiel trotzdem, unterhaltsam und offen, andererseits aber keineswegs so verbissen geführt wie noch im Herbst 2014. Selbst die Fans liefern nur das Pflichtprogramm der Feindbeschimpfung: "Halle-Hurensöhne", "Lutscher" und "Scheiß-Dynamo", so matt haben die beiden in jahrzehntelanger Abneigung verbundenen Lager einander selten gehasst.
Unten ist das Geschehen ähnlich gebremst giftig. Dynamos Hefele liefert seine üblichen Gemeinheiten, der später eingewechselte Kutschke zeigt auch noch, dass er in der Bundesliga Gemeinheiten gelernt hat. Aber Schiedsrichter Florian Meyer muss nicht einmal nach der Gelben Karte greifen. Alle sind lieb hier und eigentlich zur Halbzeit schon froh, wenn alles so bliebe. Keine Seite will den einen Punkt gegen unsichere drei einsetzen, gemessen an dieser Grundabsprache aber liefern beide Mannschaften auch in der zweiten Halbzeit ein überaus unterhaltsames und kurzweiliges Spiel.
Mit Chancenvorteilen für Dynamo, weil die Männer um den Ex-Hallenser Marco Hartmann ihre Angriffe einfach besser ausspielen. In zwei, drei Zügen brechen sie durch die Abwehrreihen des HFC, nur großes Glück allein verhindert, dass Eilers, Stefaniak oder Aosman eine von vier, fünf hundertprozentigen Chancen zur Führung nutzen.
Beim HFC läuft es vorn nur bis zur Chance auf eine Chance gut. Kurz bevor es richtig gefährlich wird, verstolpert Osawe, Lindenhahn bekommt mitten in einem Solo, das er genauso schon mehrfach mit einem Tor krönte, plötzlich ins Nachdenken, ins Abwarten und schließlich ins Ballverlieren. Sören Bertram, an diesem Tag eher ein Schatten seiner selbst als die Zauberwaffe der Hinrunde, steht bei den Ecken und Freistößen neben sich, zumindest in einer Angriffsaktion aber goldrichtig auf Linksaußen. Tobias Müller sieht ihn auch, ohne Gegenspieler vor sich mit freiem Weg zum Tor. Aber statt glatt nach außen auf Bertram zu spielen, probiert der 22-Jährige, einen Dresdner Abwehrspieler zu tunneln, auf dass Bertram den Ball in den Lauf gespielt bekomme.
Klappt nicht. Klappt sowenig wie sein Messi-Dreher wenig später und wie Kutsches Versuch, mit Armrudern und Brustaufblasen noch mal ein bisschen Feuer in die Partei zu bringen. Stefan Böger bringt die Winterleihgabe Bähre, den Mann mit der Einsatzgarantie, und orientiert seine Mannschaft nun endgültig auf ein Remis. Dresden ist es zufrieden. Und die Zuschauer sind es auch: Nullnull, das ist der Sieg des kleinen Mannes. Und keine Niederlage fühlt sich derzeit schon wie Gewinnen an.
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