Augenblicke der Hoffnung: Lindenhahn trifft und Banovic (vorn) schreit es heraus. |
Die 62. Minute zeigt die ganze Wahrheit über ein Spiel, an das die Fans des Halleschen FC so viele Erwartungen geknüpft haben. Marius Sowislo, Kapitän der verhassten Gäste aus Magdeburg, sprintet einem verlorenen Ball nach, der im Begriff ist, ins Toraus in der Spielhälfte des HFC zu kullern. Ein HFC-Spieler flankiert das Leder, Sowislo spurtet, jagt, rennt. Kommt zu spät. Stürzt über die Werbebande. Verschwindet aus der Sicht. Taucht mit blutigem Arm wieder auf. Es hat nicht geklappt. Aber er hat gewollt.
Das ist der Unterschied an diesem Tag, der die 76. Begegnung der beiden einzigen wenigstens halbgroßen Fußballvereine Sachsen-Anhalts bringt. Das Hinspiel in Magdeburg hat der FCM gewonnen, nach einer frühen Führung des HFC, die vorletzte Begegnung im Pokal gewann der HFC, allerdings nur im Elfmeterschießen. davor siegte der FCM in einem denkwürdigen Pokalspiel, so dass nun eigentlich der Hallesche FC wieder dran wäre, der zufälligerweise auch noch gerade 50. Geburtstag hat.
Ein Sieg gegen den Erzfeind, das ist der Wunsch von 8.500 im Erdgas-Sportpark an diesem lauen Wintertag, 4.000 Magdeburger, überwiegend mit unter der Hand gekauften Heimfan-Karten auf der Tribüne am Läuferweg verteilt, hätten es gern andersherum.
Und wie das ist, wenn es läuft wie bei den Blau-weißen seit dem Aufstieg in die 3. Liga: Die erste große HFC-Chance geht nach zwei Minuten vorbei. Die erste große FCM-Chance dagegen, die nach fünf Minuten wie aus dem Nichts entsteht, nachdem Selim Aydemir eine Situation an der eigenen Eckfahne nicht nur klären, sondern schön klären will, sitzt. 0:1 durch Sebastian Ernst, einen Viertliga-Spieler aus Hannover, den der FCM erst in der Winterpause verpflichtet hat.
Der HFC ist nur kurz konsterniert. zwar gelingt es den Rot-Weißen nicht, wirklich druckvolle Kombinationen in Richtung FCM-Tor in Gang zu setzen. Aber weil sich Magdeburg nun bis hinter die Mittellinie zurückzieht, hat der HFC mehr vom Spiel und sogar einige Möglichkeiten, den Ausgleich zu erzielen.
Kleine, zugegeben. Zu oft wird der besser postierte Mann auf Außen ignoriert und direkt nach innen gedribbelt, zu oft der Nebenmann so lange bedient, bis der am ungünstigsten postierte Mitspieler eher symbolisch Richtung Tor abschließt.
So ähnlich ist es auch in der 32. Minute, als der Ball von der linken HFC-Seite nach innen wandert, bis er bei Toni Lindenhahn landet, der rechts neben sich niemanden mehr hat, an den er ihn weitergeben könnte. In der Not schießt der Ur-Hallenser aufs Tor, eher in Zeitlupe als mit dem Hammer, den er seinerzeit gegen Rostock auspackte. Aber so komatös der Ball rollt, er findet das äußerste Toreck, weit weg von FCM-Keeper Glinker. Und kullert vom Pfosten hinter die Linie.
Kann doch noch ein ordentlicher Geburtstag werden, glaubt das Stadion jetzt, soweit es Rot und weiß trägt. Auch die FCM-Fans, bis dahin dominierend im Klangbild, verstummen verstört. Zu hören sind nun nur noch Hallenser Fangesänge. Und die helfen, zumindest fast: Nach einem Abwehrfehler des FCM hat wieder Lindenhahn den Ball, er läuft rechts außen aufs Tor zu, könnte innen auf Osawe passen, zieht aber selbst ab. Und trifft Glinkers ausgestreckte Hände.
Mit 1.1 in die Pause, mit 1:1 wieder raus, aber nicht lange. Nun ist es der emsige, aber glücklose Aydemir, der es von fast derselben Position wie Lindenhahn versucht. Das Tor ist leer, alle Gegenspieler sind überlaufen. Aydemir trifft den Ball nicht richtig und knallt ihn weit am Tor vorbei.
Vom FCM, den selbsternannten "Größten der Welt", ist in diesen Minuten trotzdem nicht viel zu sehen. Die in schwarz angetretenen Blau-Weißen beschränken sich auf die Sicherung des Remis´ und gelegentliche Versuche, ihren Superstürmer Beck und den Torschützen Ernst mit weiten langen Bällen anzuspielen. Auf der anderen Seite ebenso: Lindenhahn ackert, Aydemir ebenso. Aber sowohl Osawe als auch Bertram haben weiter vorn nicht nur nicht ihren besten Tag, sondern einen der bescheideneren. Torgefahr produzieren beide kaum.
Entlastung für den immer wieder mit auf Kante genähten Rettungsaktionen auffallenden Außenverteidiger Dominic Rau bietet das nicht, vielmehr macht es den FCM allmählich stärker. Kam der HFC ab Mitte der 2. Halbzeit nicht mehr bis vors FCM-Tor, schafft er es nun kaum noch, den FCM von seinem Tor fernzuhalten. Mit erwartbarem Ergebnis: Als Rau einen Rückpass zu HFC-Keeper Fabian Bredlow spielen will, hoppelt der Ball so unglücklich über den Rasen, dass Bredlows Abschlag nicht im Mittelfeld, sondern bei Sebastian Ernst landet, der keine Mühe hat, zum zweiten Mal zu vollenden.
Ein Knieschuss für die Geburtstagsparty zum 50. Vereinsjubiläum, wie er nicht schmerzhafter gesetzt werden könnte. Denn nun zeigt sich der HFC als ganzes Gegenteil einer leidenschaftlich kämpfenden Mannschaft, die weiß, dass sie in einem prestigeträchtigen Derby steht und nicht nur um Punkte, sondern auch um ihren guten Ruf spielt. Wie gelähmt agiert die HFC-Offensive, alles ist umständlich, langatmig, es fehlen sichtlich Ideen und Esprit. Ivica Banovic, mit 35 der älteste im HFC-Kader, ist der agilste auf dem Platz.
Trainer Stefan Böger reagiert und nimmt Banovic, Jansen und Kleineheismann raus, dafür kommt Reservestürmer Tobias Müller, Nachwuchsstürmer Lukas Stagge und Nachwuchsabwehrmann Max Barnofsky, der jetzt wohl als Kopfballungeheuer gedacht ist.
Vergebens, der HFC gewinnt vor dem Magdeburger Strafraum weiterhin kein Luftduell, auch über die beiden Außen kommt nicht mehr als vorher und durch die Mitte bleibt es bei einem hübschen Durchsteckversuch auf Osawe, den Glinker allerdings vor dem Briten erreicht.
Dann ist Schluss, HFC-Niederlage Nummer 37 gegen den FCM steht in den Büchern. Das Publikum verabschiedet sich ohne Pfiffe, durchfroren und verloren. Der HFC hat nun sechs Punkte Rückstand auf Magdeburg und sieben auf einen Aufstiegsplatz, muss dafür aber wenigstens nicht wie die Größten der Welt überlegen, ob das was wäre, aufzusteigen.
Das ist der Unterschied an diesem Tag, der die 76. Begegnung der beiden einzigen wenigstens halbgroßen Fußballvereine Sachsen-Anhalts bringt. Das Hinspiel in Magdeburg hat der FCM gewonnen, nach einer frühen Führung des HFC, die vorletzte Begegnung im Pokal gewann der HFC, allerdings nur im Elfmeterschießen. davor siegte der FCM in einem denkwürdigen Pokalspiel, so dass nun eigentlich der Hallesche FC wieder dran wäre, der zufälligerweise auch noch gerade 50. Geburtstag hat.
Ein Sieg gegen den Erzfeind, das ist der Wunsch von 8.500 im Erdgas-Sportpark an diesem lauen Wintertag, 4.000 Magdeburger, überwiegend mit unter der Hand gekauften Heimfan-Karten auf der Tribüne am Läuferweg verteilt, hätten es gern andersherum.
Und wie das ist, wenn es läuft wie bei den Blau-weißen seit dem Aufstieg in die 3. Liga: Die erste große HFC-Chance geht nach zwei Minuten vorbei. Die erste große FCM-Chance dagegen, die nach fünf Minuten wie aus dem Nichts entsteht, nachdem Selim Aydemir eine Situation an der eigenen Eckfahne nicht nur klären, sondern schön klären will, sitzt. 0:1 durch Sebastian Ernst, einen Viertliga-Spieler aus Hannover, den der FCM erst in der Winterpause verpflichtet hat.
Der HFC ist nur kurz konsterniert. zwar gelingt es den Rot-Weißen nicht, wirklich druckvolle Kombinationen in Richtung FCM-Tor in Gang zu setzen. Aber weil sich Magdeburg nun bis hinter die Mittellinie zurückzieht, hat der HFC mehr vom Spiel und sogar einige Möglichkeiten, den Ausgleich zu erzielen.
Kleine, zugegeben. Zu oft wird der besser postierte Mann auf Außen ignoriert und direkt nach innen gedribbelt, zu oft der Nebenmann so lange bedient, bis der am ungünstigsten postierte Mitspieler eher symbolisch Richtung Tor abschließt.
So ähnlich ist es auch in der 32. Minute, als der Ball von der linken HFC-Seite nach innen wandert, bis er bei Toni Lindenhahn landet, der rechts neben sich niemanden mehr hat, an den er ihn weitergeben könnte. In der Not schießt der Ur-Hallenser aufs Tor, eher in Zeitlupe als mit dem Hammer, den er seinerzeit gegen Rostock auspackte. Aber so komatös der Ball rollt, er findet das äußerste Toreck, weit weg von FCM-Keeper Glinker. Und kullert vom Pfosten hinter die Linie.
Kann doch noch ein ordentlicher Geburtstag werden, glaubt das Stadion jetzt, soweit es Rot und weiß trägt. Auch die FCM-Fans, bis dahin dominierend im Klangbild, verstummen verstört. Zu hören sind nun nur noch Hallenser Fangesänge. Und die helfen, zumindest fast: Nach einem Abwehrfehler des FCM hat wieder Lindenhahn den Ball, er läuft rechts außen aufs Tor zu, könnte innen auf Osawe passen, zieht aber selbst ab. Und trifft Glinkers ausgestreckte Hände.
Mit 1.1 in die Pause, mit 1:1 wieder raus, aber nicht lange. Nun ist es der emsige, aber glücklose Aydemir, der es von fast derselben Position wie Lindenhahn versucht. Das Tor ist leer, alle Gegenspieler sind überlaufen. Aydemir trifft den Ball nicht richtig und knallt ihn weit am Tor vorbei.
Vom FCM, den selbsternannten "Größten der Welt", ist in diesen Minuten trotzdem nicht viel zu sehen. Die in schwarz angetretenen Blau-Weißen beschränken sich auf die Sicherung des Remis´ und gelegentliche Versuche, ihren Superstürmer Beck und den Torschützen Ernst mit weiten langen Bällen anzuspielen. Auf der anderen Seite ebenso: Lindenhahn ackert, Aydemir ebenso. Aber sowohl Osawe als auch Bertram haben weiter vorn nicht nur nicht ihren besten Tag, sondern einen der bescheideneren. Torgefahr produzieren beide kaum.
Entlastung für den immer wieder mit auf Kante genähten Rettungsaktionen auffallenden Außenverteidiger Dominic Rau bietet das nicht, vielmehr macht es den FCM allmählich stärker. Kam der HFC ab Mitte der 2. Halbzeit nicht mehr bis vors FCM-Tor, schafft er es nun kaum noch, den FCM von seinem Tor fernzuhalten. Mit erwartbarem Ergebnis: Als Rau einen Rückpass zu HFC-Keeper Fabian Bredlow spielen will, hoppelt der Ball so unglücklich über den Rasen, dass Bredlows Abschlag nicht im Mittelfeld, sondern bei Sebastian Ernst landet, der keine Mühe hat, zum zweiten Mal zu vollenden.
Ein Knieschuss für die Geburtstagsparty zum 50. Vereinsjubiläum, wie er nicht schmerzhafter gesetzt werden könnte. Denn nun zeigt sich der HFC als ganzes Gegenteil einer leidenschaftlich kämpfenden Mannschaft, die weiß, dass sie in einem prestigeträchtigen Derby steht und nicht nur um Punkte, sondern auch um ihren guten Ruf spielt. Wie gelähmt agiert die HFC-Offensive, alles ist umständlich, langatmig, es fehlen sichtlich Ideen und Esprit. Ivica Banovic, mit 35 der älteste im HFC-Kader, ist der agilste auf dem Platz.
Trainer Stefan Böger reagiert und nimmt Banovic, Jansen und Kleineheismann raus, dafür kommt Reservestürmer Tobias Müller, Nachwuchsstürmer Lukas Stagge und Nachwuchsabwehrmann Max Barnofsky, der jetzt wohl als Kopfballungeheuer gedacht ist.
Vergebens, der HFC gewinnt vor dem Magdeburger Strafraum weiterhin kein Luftduell, auch über die beiden Außen kommt nicht mehr als vorher und durch die Mitte bleibt es bei einem hübschen Durchsteckversuch auf Osawe, den Glinker allerdings vor dem Briten erreicht.
Dann ist Schluss, HFC-Niederlage Nummer 37 gegen den FCM steht in den Büchern. Das Publikum verabschiedet sich ohne Pfiffe, durchfroren und verloren. Der HFC hat nun sechs Punkte Rückstand auf Magdeburg und sieben auf einen Aufstiegsplatz, muss dafür aber wenigstens nicht wie die Größten der Welt überlegen, ob das was wäre, aufzusteigen.
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