Dienstag, 15. Dezember 2015

Weltklima: Warum niemand mehr von Kyoto spricht

Ehe es das große Weltenretterabkommen von Paris gab, war Kyoto der heißeste Anwärter auf den Titel Klimaheldenstadt. Am 11. Dezember 1997 , fast taggenau 18 Jahre vor dem wegweisenden Klimaabkommen von Paris, beschlossen die meisten Staaten der Welt in der japanischen Stadt ein wegweisendes Protokoll, nach dem der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen in einer sogenannten ersten Verpflichtungsperiode zwischen 2008 und 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 reduziert werden sollte.

Schon 2011, drei Jahre nach Beginn dieser ersten Phase des Abkommen, hatte 191 Staaten es tatsächlich ratifiziert. Bis 2010 wurde auch viel berichtet über Erfolge im Klimakampf, die vor allem Erfolge der sogenannten großen Verursacherländer waren. Ausgenommen die USA, die sich der Vernunft verweigerte, weil Bush böse war.

Deutschland schaffte seine Klimaziele locker, weil die inzwischen abgeschaltete DDR-Industrie in die Ausgangszahlen eingerechnet worden war. Auch Großbritannien zeigte sich klimafreundlich – die Umgestaltung der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft mit nach China ausgelagerten Fabriken half, den britischen Klimaminderungsanteil beizusteuern. Frankreich war gleich richtig schlau gewesen und hatte seinen Minderungsbetrag auf Null festlegen lassen.

Gleichzeitig allerdings stieg der Anteil der 15 Anlage-B-Klimaschadenführungsstaaten dennoch. Vereinigten sie 1990 noch 91,2 Prozent aller Emissionen auf sich, waren es 2010 schon 92 Prozent. Die EU lag, so lange noch über Kyoto berichtet wurde, gut im Plan. Die EU-15-Staaten sollten im Durchschnitt über alle Länder ihre Treibhausgase um acht Prozent reduzieren. Wie beim Nachfolgeabkommen von Paris gab es Prüfungs- und Nachprüfungsrunden. Und bis 2012 war das Kyoto-Ziel auch in Europa mit eine Senkung um 5,2 Prozent im Durchschnitt nicht erreicht worden.

Es wurde dann nicht mehr darüber berichtet, es war nach Bushs Abgang auch kein Bösewicht mehr da, dem man es in die Schuhe schieben konnte, eigentlich die CO2-Emissionen von allen verschuldet zu haben.

Das feste Wissen aber, dass Deutschland ein Klimamusterknabe ist, das blieb. Mit immerhin 24 Prozent Absenkung von 1990 bis 2009 zeigte die Bundesrepublik endlich wieder ein Wesen, an dem die Welt hätte genesen können. Wäre da nicht der kleine, kleine Makel, dass die Reduzierung zwischen 2009 und 2014 dann noch genau Null betrug: 912 Millionen Tonnen CO2 produzierte Deutschland 2009. Und so viel produzierte Deutschland auch 2014 wieder.

Nach einer Reduzierung von 24 Prozent in 20 Jahren – durchschnittlich 1,2 Prozent pro Jahr - folgte also eine von null Prozent in fünf Jahren. Zusammen ist das ein Prozent pro Jahr - weit weg von den acht, die ursprünglich geplant waren, weit weg sogar von den 5,2 Prozent, die man sich zwischendrin mal europaweit zurechtgerechnet hatte.

Nach den ursprünglichen Plänen von Kyoto 1997, von denen schon lange niemand mehr spricht, hätte Deutschland nun übrigens noch fünf Jahre Zeit, um von 912 Millionen Tonnen Ausstoß auf 750 Millionen Tonnen zu kommen. Das wäre eine Reduzierung von 3,6 Prozent pro Jahr, also eine Reduzierung im dreifachen Tempo des vergangenen Vierteljahrhunderts.

Naheliegend, dass man lieber ein neues Klimaabkommen schließt, als das alte einzuhalten.



3 Kommentare:

  1. Immer noch keine nackten Busen !
    Ich werde hier nicht mehr posten !

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  2. Im persönlichen Umfeld sollte man anfangen. Sich mit den Nachbarn absprechen und solidarisieren.
    So wie wir in unserer kleinen Klimazelle. Nachdem der, meiner Meinung nach abgabeunwillige Seehofer (schämen soll er sich), unserer Aufnahmewilligen Gemeinde bisher nur um die 2200 Rähfutschieß überlies (Anteil von 0,03 (kann mich auch verrechnen) glaube ich, also wie der Klima) waren wir nicht mehr von zukünftigen Handlungen befreit. WIR handelten. Heizungssteuerung auf Manuel, Zieltemperatur auf 32Grad und alle Fenster auf. Seit dem haben wir in unserem Örtchen und den nicht voll belegten Zelten eine gute Temperatur.
    Auch Klima fängt im Kleinen an. Mitmachen muss man wollen.
    Ich fordere alle Welt auf uns gleich zu tun. Heizen und Fenster auf. Der Klima pendelt sich dann ein, kein Rähfutschiee muss frieren.

    Beste Grüße vom Preußen

    Wetterbeobachter der Reichsfront, Abschnitt Josef

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  3. herold, die mädchen ziehen sich schon aus, geht gleich los

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