Dienstag, 10. November 2015

Facebook-Party: Stefan Aust liest PPQ

Die zwei Gesichter der Zuversicht: Gabriel und Merkel laden zur Facebook-Party.
Mitte September war es, die Schaffendas-Erklärung der Kanzlerin war gerade ein wenig abgekühlt, da analysierte das Flüchtlingsfachmagazin PPQ den "Flüchtlingszustrom" (Spiegel) als "weltgrößte Facebook-Party aller Zeiten" . Außer Rand und Band geraten, unkontrollierbar, dem Gastgeber aus dem Ruder gelaufen. Kurzerhand, hieß es, habe die Polizei die Veranstaltung verboten. Gäste, die dennoch kommen wollen, müssen sich künftig an "Regeln" halten.

Stefan Aust hat seinerzeit gut aufgepasst. "Es funktioniert wie eine Facebook-Party, die völlig aus den Fugen gerät, weil statt 50 Gästen plötzlich 5000 kommen", schreibt der Ex-Chef des damals noch als Nachrichtenmagazin fungierenden "Spiegel" jetzt in einem fundamentalen zeitgeschichtlichen Stück zu Herkunft, Ablauf und Kulmination des inzwischen weitgehend als "Staatsversagen" eingeschätzten Regierungshandelns seit dem Sommer. Ein Zitat, das vonderleyenmäßig nicht ausgewiesen ist.

Verfall der Sitten, Koma der Moral. Aber Aust, letzter langjähriger "Spiegel"-Chef und inzwischen Herausgeber der "Welt", schildert in seinem länglichen Stück immerhin beziehungsreich den "Herbst der Kanzlerin", eine Art Coverversion dessen, was hier vor Wochen "Kanzlerinnendämmerung" genannt wurde.

"Wie es kam, dass die Bundesrepublik sehenden Auges in ihre größte Krise schlitterte" lässt sich hier schlüssig nachlesen: "Die Regeln des Asylrechts werden nicht mehr befolgt", "unsere Grenzen sind nicht mehr viel wert", "angesichts der Zustände ist die Rechtsordnung von der deutschen Politik ausgesetzt".

Aust, der zur Verfertigung seines Werkes vier Edelfedern und einen Hilfswilligen benutzt hat, kommt am Ende übrigens zu einem Schluss, der jedem Pegida-Angstmacher zur Ehre gereichen würde: Der Herbst hat gerade erst begonnen. Noch drei Millionen werden kommen.



4 Kommentare:

  1. Das, was der Aust da schreibt, ist ja inzwischen schon wieder kalte Küche. Immer schön um den heißen Brei drum herum und maximal das wiedergebend, was inzwischen als gesichertes Wissen gilt.

    Da war Safranski in der NZZ (http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/ruediger-safranski-interview-die-deutschen-sind-in-der-pubertaet-ld.2940) etwas deutlicher, auch wenn er eine umfassende Analyse Merkels dann doch eher versteckt unter dem Wort Protestantismus führt.

    Implizit bringt Aust aber wunderschön zum Ausdruck, dass die Flüchtlingskrise das Kind Merkels sei (überall heisst es "Merkel macht", "Merkel hilft"), und das an dem Tag, an dem in allen Zeitungen eine Verlängerung der Sanktionen gegen Putin diskutiert wird (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eu-will-offenbar-sanktionen-gegen-russland-verlaengern-13901721.html).
    Man mag in den heutigen Zeiten ja vielleicht einmal zuviel irgendwelche Zusammenhänge konstruieren, wo dann gar keine sind, aber das "Wir sind nicht erpressbar" von Altmaier hört sich so an wie "Wir schaffen das".

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  2. Am verlinkten Text von Aust & Co. ist wohl das wichtigste, dass es nur um das Staatsversagen ("Versagen" ist Eupehmismus, weiß schon, aber immerhin) geht.

    Keine Feindpropaganda, was für totalitäre Systeme wirklich die absolute Ausnahme ist.
    Die AfD wurde nur einmal erwähnt, irgendwo am Rande.
    Keine Hetze gegen Pegida, kein dummes Gequatsche von wegen "Übergriffe gegen Flüchtlinge", kein "wieder brennen Wohnheime".
    Das Problem wird ausschließlich bei Merken und Ihren GenossInnenx verortet.
    Wo gibt es da noch?

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  3. @ Carl Gustaf: Das ist meine Ansicht nicht. Mir bekannte Edellinke wähnen, daß der böse Wissarionowitsch alles Gute von den Guten Lenin und Bronstein ganz allein kaputtgemacht hätte. Geschenkt.
    Zu meinen, daß das Ferkel ganz allein die an sich hochwohledle CDU, wohl dank Hexenkraft, dahin gebracht hätte, dazu gehört aber auch ein besonderer Geisteszustand.

    Halbgott in Weiß

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  4. Der gute Niall Ferguson sagte einmal lapidar, linke Regierungen könnten rechte, rechte Regierungen linke Politik machen.

    SPD/Grüne: Kriegseinsätze, Sozialstaatsrasur
    CDU: Masseneinwanderung

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