Marco Engelhardt am Ende: Wieder nichts mit der 2. DFB-Pokalkrunde |
Erstaunlicherweise geht der Plan auf. Das zweite Aufgebot spielt den höherklassigen Gast schon in der ersten Hälfte teilweise an die Wand. Vor allem Sascha Pfeffer überläuft seinen Gegenspieler auf der linken Seite mal um mal, im Zusammenspiel mit Osawe und Furuholm, die ebenfalls meist über links kommen, erspielt sich der HFC etliche Chancen.
Nur ist es das alte Lied: Kein Freistoß, keine Ecke, keine herausgespielte Aktion wird vollendet, kein Ball geht rein. Selbst als Timo Furuholm in der 35. Minute zeigt, dass er doch dribbeln kann, und mustergültig auf Osawe passt, kann der Engländer aus zwei Metern nicht mehr abziehen, weil Braunschweigs Torwart Gikiewicz eine Zehntelsekunde früher am Ball ist.
Der Pokal hat bekanntlich eigene Gesetze, die aber gelten in Halle nicht. In den letzten 25 Jahren gelangen dem HFC bei neun Starts im DFB-Pokal nur zwei Siege in der 1. Runde. Einmal, als die Rot-Weißen als oberklassiger Vertreter auswärts in Neukirchen gewannen. Und einmal, als wegen akuten Stadionnotstandes in Sachsen-Anhalt gegen den 1. FC Union Berlin nicht in Halle, sondern in Leipzig gespielt werden musste.
Heute sieht es zumindest aus, als würde das Gesetz, dass der HFC daheim immer aus dem Wettbewerb fliegt, seine geltung verlieren. Brügmann hat nach einem Alleingang von Osawes die Führung auf dem Fuß. Furuholm im Nachschuss noch mal. Engelhardt lässt den Ball aus 48 Metern über den weit vor dem Tor stehenden Gikiewicz in die Maschen segeln. Fast. Die Chancen häufen sich mehr noch als im ersten Durchgang, der HFC begeistert die - üblichen - 7000 eigenen Fans und die 2000 Braunschweiger reiben sich verwundert die Augen. Wer ist hier der Favorit?
Die Blau-Gelben dann doch. Denn wo der Gastgeber aufwendig und seit langer zeit auch mal wieder strukturiert nach vorn spielt, angetrieben von den ewig Besten Engelhardt und Brügmann und den heute neu dazugestoßenen Pfeffer, reicht den Niedersachsen eine Aktion. Freistoß links, abgewehrt, Nachschuss, abgewehrt, aus der Nähe des Mittelkreises nach rechts außen auf Hochscheidt, der schießt ihn diagonal durch den gesamten Strafraum. Am langen Pfosten stürmt Zuck heran. Keine Mühe. 0:1.
Es ist die 67. Minute und Sven Köhler braucht nicht lange, um zu reagieren: Erstmals überhaupt greift der Mann, der sich bei der Heimpleite gegen Kiel trotz drückender Hitze geweigert hatte, überhaupt dreimal zu wechseln, zu einem Dreifach-Wechsel. Bertram, Jansen und Kruse kommen, der am unteren ende der Mannschaft spielende Ziegenbein, der immerhin fleißige und bemühte Diring und der unfassbar laufstarke Banovic müssen gehen.
Mehr frische Offensivkraft geht kaum, das Tobias Müller, der mit vielen Erwartungen aus Dresden geholte einzige weitere Stürmer neben Furuholm und Osawe ebenso wie Selim Aydemir nicht einmal auf der Bank sitzt. Und fast scheint es, dass Köhlers ungewöhnliches Signal für Attacke die Gastgeber noch einmal heranbringt. Es spielt nun nur noch der HFC, unterbrochen von gelegentlichen Kontern, die die Blau-Gelben aber eher nutzen, um Zeit von der Uhr zu nehmen.was sonst noch kommt, hat Bredlow, der am Ende mit Ruhe, präzisen Abschlägen, klugem Herauslaufen und starker Arbeit auf der Linie auch den dümmsten Kritiker zum schweigen gebracht haben müsste.
Von der gibt es aus hallescher Sicht natürlich nun viel zu wenig. Es reicht zwar noch für die beste Leistung seit April oder sogar Oktober. Aber nicht mehr zum Sieg. Sie drücken, sie drängeln, sie spielen gut, sie versuchen es kurz, lang, über außen und Brügmann zeigt ein Weltklassedribbling mit Hinterbeinrücklage. Aber Bertram trifft aus fünf Metern nur den Torwart, Kleineheismann aus 20 die Tribüne. Osawes Schüsse kullern Gikiewicz in die Arme, Furuholm Flüche zählen auch nicht. Die Abschlussschwäche, seit Jahren das Kreuz, das der HFC mit sich schleppt, verhindert die Pokalüberraschung. Und Gesetz bleibt so ein Jahr mehr: Daheim wird immer ausgeschieden.
Guter Schnappschuss. So sehen Sieger aus.
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