Klein und schmal ist der Chef, und wie stets trägt er das sandfarbene Jäckchen, das zu seinem Markenzeichen geworden ist. Christo wirkt ruhig und zugleich angespannt, während der gewaltige Sattelschlepper die Nummer 30 langsam in Richtung Berghang dreht. Ganz langsam senkt sich die Stoffbahn. "Stoooop!", ruft Andreas Essling. Ein Stück des aluminiumbedampften Polypropylen-Gewebes hat sich verfangen, muss von mehreren Arbeitern mühsam freigepuhlt werden.
Dann geht es weiter. Der Terminplan ist eng, enger noch als damals bei der aufsehenerregenden Verhüllung des Berliner Reichtages, um die Christo mehr als zwanzig Jahre kämpfte, rang und stritt.
Das neue ehrgeizige Projekt des in Bulgarien geborenen Christo Javacheff, der 1956 aus seiner Heimat flüchtete, ist das ganze Gegenteil der bisherigen Kunstobjekte des 80-Jährigen. "Forty Cubes", wie Christo und seine vor einigen Jahren verstorbene Partnerin Jeanne-Claude ihre neue aufsehenerregende Installation getauft haben, verzichtet auf den Monumentalismus der verhüllten Denkmale von Mailand, auf die unvorstellbare Fläche der "Laufenden Zäune" von Kalifornien und den perfekten Faltenwurf der verpackten Pont-Neuf-Brücke in Paris.
Es gibt keine internationalen Pressekonferenzen, kein Medienbohei, ja, nicht einmal Massenauftrieb internationaler Presseagenturen. "Forty Cubes" ist fast ein Geheimprojekt. Für Christo, der bis heute ein charmant unfertig wirkendes Englisch spricht, war Wrapped Reichstag von der Größe her einfach nicht zu überbieten - man hätte schon den Mond verhüllen müssen".
Beim Gespräch im improvisierten Hauptquartier des Künstlers, einem schlichten, ungeheizten Baucontainer mit noch schlichterer Ausstattung, wellt sich ergrautes Haar struppig über dem gegen jede Mode resistenten Brillengestell, spöttisch leuchtet Schalk in den Augen. Christo, spätestens mit der Reichstagsverhüllung zum Superstar unter den zeitgenössischen Künstlerern geworden, verfügt über die seltene Gabe, mit herabgezogenen Mundwinkeln zu lächeln, ohne herablassend zu wirken.
"Wir wollten einen Schritt weitergehen und unsere Möglichkeiten mit ,Forty Cubes' zur Flächenkunst hin erweitern", bestätigt er eine in vielen Harzdörfern verbreitete Interpretation seiner Vision.
Bei den "Forty Cubes" mit ihren schwingend leichten und doch zuerst exakt berechneten Kanten zähle nur das ästhetische Moment. Warum aber ausgerechnet der Harz? Warum nach Metropolen wie Paris und Berlin die weltvergessene Einöde einer vom harten Winter ausgetrockneten Bergwiese zwischen den beiden winzigen Dörfern Hüttenrode und Rübeland?
Der Mann im Wetterjäckchen scharrt einen Augenblick nachdenklich mit den Füßen. Ein Tippelschritt links, ein Tippelschritt rechts. Christo Javachev wischt sich eine graue Strähne aus der Stirn: " When you can't go higher, you must step aside". Wenn es nach oben nicht mehr weiterzugehen scheint, mussá man zur Seite ausweichen.
" Forty Cubes" ist so Christos bislang spontanste Kunst-Aktion überhaupt. Es gab keine lange Vorbereitungszeit, beinahe keine aufwendigen Studien, nur einige wenige hundert Skizzen. Als die ersten Trucks durchs Dorf fuhren, wussten wir erstmal gar nicht, was los ist", erzählt Katrin Henning, die im Hüttenroder Kindergarten arbeitet. Auch Bürgermeister Walter Weckmeier war völlig verdutzt, "als der Herr Christo plötzlich bei mir im Büro stand." Doch schnell erkannte der quicke Dorfchef die Chancen, die Herrn Christos Aktion "in Sachen Tourismus für unsere Gemeinde bietet."
Damit könnte der 45-Jährige nicht unrecht haben. Die Nachricht, dass der "Reichstagsmann", wie Christo hier immer noch genannt wird, in unmittelbarer Nähe des beliebten Ausflugszieles "Blauer See" sein Quartier aufgeschlagen hat, sprach sich wie ein Lauffeuer herum in den großen und kleinen Orten zwischen Wernigerode, Thale und Blankenburg.
Hunderte und aber Hunderte Schaulustige drängten sich gestern Nachmittag um die besten Schau-Plätze auf den Hügelketten gegenber der Hochalm, auf der Christos 120-köpfige Mannschaft mit Kranen, Sattelschleppern und endlosen Stoffbahnen hantierte.
Es sind zumeist Veteranen der Reichstags-Verhüllung, die Christo zusammenrief, als " Forty Cubes" in die Realisationsphase trat. Auch der Zwickauer Eisenbieger Kurt-Georg Riquet ist wieder dabei. Ehrensache für ihn, denn "das erlebt man ja nicht alle Tage, dass man an einem Kunstereignis mitarbeitet." Auf die Einmaligkeit der eigenen Arbeit ist Meister Riquet von Meister Christo höchstpersönlich hingewiesen worden: " Er hat uns alles erklärt", sagt der 52-Jährige stolz, "und eine Zeichnung haben wir auch bekommen, sogar handsigniert."
Für Christo selbst ist " Forty Cubes" ein weiterer Höhepunkt seines Schaffens. "Alles andere", sagt er, "war nur Vorspiel." Immer schon träumte der medienwirksame Einzelkämpfer davon, "Dingen durch meine Kunst zu mehr Deutlichkeit zu verhelfen." Aus diesem Grund habe ihn auch der Harz als " the most german mountain of the mountains" (Christo) besonders gereizt. Gerade hier werde er durch das "Aufbringen" der vierzig drei mal zwei Meter großen silbrig glänzenden Cubes "grundsätzliche Dimensionen eines steinernen Kulminationspunktes europäischer Geschichte betonen".
Die Jahre der Isolation zwischen Ost- und Westdeutschland, so ergänzt er, hätten "den Harz als öffentlichen Raum in ein Vakuum gestellt, das nun neu gefüllt werden müsse - zum Beispiel mit den Cubes", auf ihre Weise Sinnbilder für die Unwägbarkeiten des Weltengangs.
"Wer den Berg mit den Würfeln sehen wird, wird ihn", so hofft Christo, "völlig neu sehen und über das Altbekannte staunen." Für Bürgermeister Weckmeier, der Christos künstlerischer Arbeit anfangs eher mit Unverständnis gegenüberstand, ist die Installation auf dem Hügel vor dem Ortseingang inzwischen "ein Ding, das die Grenzen des Vorstellbaren sprengt". Und auch seine Hoffnungen in Bezug auf die Ankurbelung des noch immer darbenden Tourismus im Ostharz scheinen sich wenigstens vorübergehend zu erfüllen: Für die nächsten acht Wochen - solange will Christo die "Forty Cubes" stehen lassen - gewähren bereits einige Hotelbesitzer Sonderrabatte und die Harz-Querbahn wirbt mit einem Christo-Sonderticket.
Dann geht es weiter. Der Terminplan ist eng, enger noch als damals bei der aufsehenerregenden Verhüllung des Berliner Reichtages, um die Christo mehr als zwanzig Jahre kämpfte, rang und stritt.
Das neue ehrgeizige Projekt des in Bulgarien geborenen Christo Javacheff, der 1956 aus seiner Heimat flüchtete, ist das ganze Gegenteil der bisherigen Kunstobjekte des 80-Jährigen. "Forty Cubes", wie Christo und seine vor einigen Jahren verstorbene Partnerin Jeanne-Claude ihre neue aufsehenerregende Installation getauft haben, verzichtet auf den Monumentalismus der verhüllten Denkmale von Mailand, auf die unvorstellbare Fläche der "Laufenden Zäune" von Kalifornien und den perfekten Faltenwurf der verpackten Pont-Neuf-Brücke in Paris.
Es gibt keine internationalen Pressekonferenzen, kein Medienbohei, ja, nicht einmal Massenauftrieb internationaler Presseagenturen. "Forty Cubes" ist fast ein Geheimprojekt. Für Christo, der bis heute ein charmant unfertig wirkendes Englisch spricht, war Wrapped Reichstag von der Größe her einfach nicht zu überbieten - man hätte schon den Mond verhüllen müssen".
Beim Gespräch im improvisierten Hauptquartier des Künstlers, einem schlichten, ungeheizten Baucontainer mit noch schlichterer Ausstattung, wellt sich ergrautes Haar struppig über dem gegen jede Mode resistenten Brillengestell, spöttisch leuchtet Schalk in den Augen. Christo, spätestens mit der Reichstagsverhüllung zum Superstar unter den zeitgenössischen Künstlerern geworden, verfügt über die seltene Gabe, mit herabgezogenen Mundwinkeln zu lächeln, ohne herablassend zu wirken.
"Wir wollten einen Schritt weitergehen und unsere Möglichkeiten mit ,Forty Cubes' zur Flächenkunst hin erweitern", bestätigt er eine in vielen Harzdörfern verbreitete Interpretation seiner Vision.
Bei den "Forty Cubes" mit ihren schwingend leichten und doch zuerst exakt berechneten Kanten zähle nur das ästhetische Moment. Warum aber ausgerechnet der Harz? Warum nach Metropolen wie Paris und Berlin die weltvergessene Einöde einer vom harten Winter ausgetrockneten Bergwiese zwischen den beiden winzigen Dörfern Hüttenrode und Rübeland?
Der Mann im Wetterjäckchen scharrt einen Augenblick nachdenklich mit den Füßen. Ein Tippelschritt links, ein Tippelschritt rechts. Christo Javachev wischt sich eine graue Strähne aus der Stirn: " When you can't go higher, you must step aside". Wenn es nach oben nicht mehr weiterzugehen scheint, mussá man zur Seite ausweichen.
" Forty Cubes" ist so Christos bislang spontanste Kunst-Aktion überhaupt. Es gab keine lange Vorbereitungszeit, beinahe keine aufwendigen Studien, nur einige wenige hundert Skizzen. Als die ersten Trucks durchs Dorf fuhren, wussten wir erstmal gar nicht, was los ist", erzählt Katrin Henning, die im Hüttenroder Kindergarten arbeitet. Auch Bürgermeister Walter Weckmeier war völlig verdutzt, "als der Herr Christo plötzlich bei mir im Büro stand." Doch schnell erkannte der quicke Dorfchef die Chancen, die Herrn Christos Aktion "in Sachen Tourismus für unsere Gemeinde bietet."
Damit könnte der 45-Jährige nicht unrecht haben. Die Nachricht, dass der "Reichstagsmann", wie Christo hier immer noch genannt wird, in unmittelbarer Nähe des beliebten Ausflugszieles "Blauer See" sein Quartier aufgeschlagen hat, sprach sich wie ein Lauffeuer herum in den großen und kleinen Orten zwischen Wernigerode, Thale und Blankenburg.
Hunderte und aber Hunderte Schaulustige drängten sich gestern Nachmittag um die besten Schau-Plätze auf den Hügelketten gegenber der Hochalm, auf der Christos 120-köpfige Mannschaft mit Kranen, Sattelschleppern und endlosen Stoffbahnen hantierte.
Es sind zumeist Veteranen der Reichstags-Verhüllung, die Christo zusammenrief, als " Forty Cubes" in die Realisationsphase trat. Auch der Zwickauer Eisenbieger Kurt-Georg Riquet ist wieder dabei. Ehrensache für ihn, denn "das erlebt man ja nicht alle Tage, dass man an einem Kunstereignis mitarbeitet." Auf die Einmaligkeit der eigenen Arbeit ist Meister Riquet von Meister Christo höchstpersönlich hingewiesen worden: " Er hat uns alles erklärt", sagt der 52-Jährige stolz, "und eine Zeichnung haben wir auch bekommen, sogar handsigniert."
Für Christo selbst ist " Forty Cubes" ein weiterer Höhepunkt seines Schaffens. "Alles andere", sagt er, "war nur Vorspiel." Immer schon träumte der medienwirksame Einzelkämpfer davon, "Dingen durch meine Kunst zu mehr Deutlichkeit zu verhelfen." Aus diesem Grund habe ihn auch der Harz als " the most german mountain of the mountains" (Christo) besonders gereizt. Gerade hier werde er durch das "Aufbringen" der vierzig drei mal zwei Meter großen silbrig glänzenden Cubes "grundsätzliche Dimensionen eines steinernen Kulminationspunktes europäischer Geschichte betonen".
Die Jahre der Isolation zwischen Ost- und Westdeutschland, so ergänzt er, hätten "den Harz als öffentlichen Raum in ein Vakuum gestellt, das nun neu gefüllt werden müsse - zum Beispiel mit den Cubes", auf ihre Weise Sinnbilder für die Unwägbarkeiten des Weltengangs.
"Wer den Berg mit den Würfeln sehen wird, wird ihn", so hofft Christo, "völlig neu sehen und über das Altbekannte staunen." Für Bürgermeister Weckmeier, der Christos künstlerischer Arbeit anfangs eher mit Unverständnis gegenüberstand, ist die Installation auf dem Hügel vor dem Ortseingang inzwischen "ein Ding, das die Grenzen des Vorstellbaren sprengt". Und auch seine Hoffnungen in Bezug auf die Ankurbelung des noch immer darbenden Tourismus im Ostharz scheinen sich wenigstens vorübergehend zu erfüllen: Für die nächsten acht Wochen - solange will Christo die "Forty Cubes" stehen lassen - gewähren bereits einige Hotelbesitzer Sonderrabatte und die Harz-Querbahn wirbt mit einem Christo-Sonderticket.
Das ist alles nur geklaut.
AntwortenLöschenNeil Sean Applewine, Maryland, einer der bekanntesten Aktionskünstler der Staaten, hatte diese Idee schon vor Jahrzehnten und seine white radoms über das gesamte Erdenrund gestreut.
Cristo ist auch nur ein Angeber und denkt, niemand merkt, wo er seine Ideen klaut.
seit jean -claude nicht mehr ist, gehen ihm die Ideen aus
AntwortenLöschenhübsch .
AntwortenLöschenaber : wann kommt die Sondersendung zum Ableben des Künstlers James Last ?
der Sepp
Bundesamt für schnippende Werkschau
Weltklasse ! Darauf ein Hasseröder !
AntwortenLöschenjames was?
AntwortenLöschenJames "der Schnipper" Last
AntwortenLöschenhttp://www.derwesten.de/kultur/musik/ewiges-wippen-und-schnippen-mit-james-last-id613689.html
Daß Ihr kultur- und gottlosen Banausen im Osten davon nichts wißt, überrascht mich gar nicht.
Weiß Kristo überhaupt was ein Würfel(Cubus) ist?
AntwortenLöschenwestliche unkultur, klar, dass das vom herold kommt.kein fussbreit den musizisten
AntwortenLöschenmeine Oma dachte immer der James Last in seinem weißen Jacket wäre irgendein subversiver Homo aus new york .
AntwortenLöschender Sepp
"... in seinem weißen Jacket ..."
AntwortenLöschenEs war zwar vor meiner Zeit aber trotzdemn: die heißeste weiße Hose der Pop-Gesichichte.
https://www.youtube.com/watch?v=JQsg6XXGxXQ
@ derherold: Da bist Du ja noch jung und knusprig. Zu jener Zeit begann es, mit heißer Schokolade, daß in der Mucke die Verschiedenheit der Tonhöhen allmählich abgeschafft wurde, bis eines Tages obszöne* Rezitative als Kunst galten (Kike Records).
AntwortenLöschen*(Ich werde an deinem Mütterlein den Beischlaf vollziehen, z.B.)
-- Halbgott in Weiß --
http://journalistenwatch.com/cms/70431/
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